Bensheim. Peggy Matas ist verzweifelt. Gemeinsam mit ihrem Mann Stan führt sie das Parkhotel Krone in Auerbach und sieht sich momentan mit einer der größten Krisen ihres beruflichen Lebens konfrontiert. Denn die Auswirkungen des Coronavirus haben massive Auswirkungen auf ihren Betrieb.
Seit Mitte/Ende Februar häufen sich die Stornierungen, angefangen mit der Absage der Messe Light & Building in Frankfurt. „Normalerweise ist der März ein starker Monat, mit dem wir auch Januar und Februar ausgleichen können“, so Matas. Zu Jahresbeginn seien die Umsätze in ihrer Branche traditionell nicht so hoch.
Sieben Gäste bei 68 Zimmern
Doch nun droht der März nicht nur zu einem Ausfall zur werden, er ist es bereits. „Über das Wochenende hatten wir nur sieben Gäste im Haus – und das bei 68 Zimmern“, erklärt die gelernte Hotelfachfrau-Meisterin. Messegäste, Firmenkunden, Urlauber – sie alle springen zumeist recht kurzfristig ab. Stornogebühren können nicht immer erhoben werden, in manchen Fällen will man es auch nicht. „Sonst vergraulen wir sie für das nächste Mal. Alternativen gibt es hier in der Gegend ja genug“, weiß Matas.
Was in ihrem konkreten Fall die Situation verschärft: Nachdem die Familie 2012 das Hotel zunächst gepachtet hatte, entschloss man sich 2016 zum Kauf – und nahm dafür einen siebenstelligen Betrag auf. Zu den normalen Betriebskosten kommen somit die Kreditrückzahlungen. Das summiert sich. „Wir kalkulieren ohnehin immer schon genau, aber dass es in kurzer Zeit so hart kommen würde, damit haben wir nicht gerechnet“, meint die Hotelbetriebswirtin. Trotz ausbleibender Kunden könne sie nicht ihr gesamtes Personal nach Hause schicken. „Wir brauchen eine gewisse Anzahl an Mitarbeitern. Da können wir nichts sparen.“ Ob das von der Koalition in Berlin ausgeweitete und aufgestockte Kurzarbeitergeld für sie eine Hilfe wäre, bezweifelt sie. „Wir können ja nicht komplett schließen.“ Natürlich werde man sich aber über alles informieren, was Hilfe verspricht.
Unterstützung sagte am Montag Bürgermeister Rolf Richter zu. Er habe sich an den Bundestagsabgeordneten Michael Meister und Landtagsabgeordnete Birgit Heitland (beide CDU) gewandt. Seiner Meinung nach müssten Bund und Land nun schnell reagieren und über wirtschaftliche Hilfen nicht nur reden, sondern sie auch auf den Weg bringen. Zudem werde er sich an die Wirtschaftsförderung Bergstraße wenden, damit die Betroffenen beraten werden.
Im Parkhotel Krone ist die Zeit ein wesentlicher Faktor. Den März würde man noch überstehen, aber schon ab April könnte es sehr kritisch werden. „Vor allem, wenn man nicht weiß, wie lange das Ganze dauert“, bemerkt die Hotelfachfrau.
Rolf Richter hatte sich am Wochenende nach eigenen Angaben nicht nur mit Peggy Matas in Verbindung gesetzt, er habe sich auch mit Bensheimer Gastronomen unterhalten. „Da kam die Rückmeldung, dass zum Teil weniger als die Hälfte an Gästen zum essen kamen als sonst.“ Für den Rathauschef zeigt sich, dass die Corona-Auswirkungen vor Ort längst angekommen sind, selbst wenn es in Bensheim und im Kreis Bergstraße keine übermäßige Häufung an bestätigten Fälle gibt.
Mit Stornierungen und rückläufigen Buchungen hat mittlerweile die gesamte Branche zu kämpfen. Das bestätigte am Montag Klaus Bulling, Inhaber des Hotels Bacchus in der Innenstadt. „Es ist gravierend, aber letztlich für alle gleich hart.“ Ursprünglich habe man für den März einen „tollen Vorlauf“ gehabt, aber dann seien die Stornierungen gekommen. In diesem Ausmaß habe er das noch nicht erlebt. „Jetzt sind wir bei den Buchungszahlen tief im Keller.“
Existenzgefährdend sei es bisher nicht. Man könne das eine Zeit lang aushalten, es sollte aber nicht ewig so weitergehen. Am schwierigsten sei es ohnehin mit dem Personal. „Das kriegen wir nicht ausgelastet. Die Mitarbeiter bauen Minus-Stunden auf“, so Bulling.
Von einer „katastrophalen Lage“ sprach Pascal Felix (Hotel Felix). Die Rückgänge seien massiv, alle großen Unternehmen in Bensheim hätten ihre Tagungen abgesagt, Firmenreisen fallen zudem flach. „Da geht nicht viel im Moment, es kommen täglich neue Stornierungen.“ Dabei sei der März normalerweise ein guter Monat. Der Ausnahmezustand spiegele sich auch im Restaurant, das deutlich schlechter besucht sei als üblich.
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