Christoffel-Blindenmission - Klaus-Tschira-Stiftung unterstützt Projekt in Afrika mit 17 500 Euro

Hilfe für hörbehinderte Kinder in Kenia

Von 
Thomas Tritsch
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Eine Torte und 17 500 Euro: Die Klaus-Tschira-Stiftung unterstützt die Bensheimer Christoffel-Blindenmission. Unser Bild zeigt (v.l.) Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Tschira-Stiftung, Ilona Freudenreich (CBM), CBM-Projektleiter Oliver Neuschäfer und Jutta Ksionsek (Tschira-Stiftung).

© Lotz

Bensheim. Die Christoffel-Blindenmission (CBM) freut sich über eine Spende in Höhe von 17 500 Euro, die in einer Schule für hörbehinderte Kinder in Kenia zum Einsatz kommt. Mit dem Geld sollen Unterrichtsmaterialien angeschafft werden. Die Zuwendung stammt von der Klaus-Tschira-Stiftung mit Sitz in Heidelberg, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiert.

"Aus diesem Anlass unterstützen wir ein Jahr lang jeden Monat regionale Projekte außerhalb unseres eigentlichen Förderprofils", so Geschäftsführerin Beate Spiegel beim Besuch der CBM-Zentrale in Bensheim-Schönberg. Der Schwerpunkt der Stiftung liegt auf Vereinen und Aktionen mit einem naturwissenschaftlichen, mathematischen und informationstechnischen Bezug.

Ideales Projekt

In der Kerugoya-Internatsschule 130 Kilometer nordöstlich von Nairobi hat die Stiftung ein ideales Projekt für ihr Sonderförderungsprogramm erkannt. "Damit zeigt die Blindenmission, was sie von Bensheim aus weltweit bewirken kann", so Beate Spiegel.

Derzeit werden dort 187 Mädchen und Jungen zwischen fünf und 15 Jahren unterrichtet, die schwer hörbehindert oder taub sind. Die meisten stammen aus armen Familien der Regionen Samburu, Borana und Turkana - in einem sozialen Umfeld, in dem körperliche und geistige Handicaps noch immer häufig stigmatisiert werden.

Nur etwa zehn Prozent dieser Kinder haben überhaupt jemals die Chance, eine Schule zu besuchen, wie Projektleiter Oliver Neuschäfer erklärt. "Obwohl die Schulausbildung in Kenia gegenüber anderen afrikanischen Ländern recht gut entwickelt ist." Er ist für die CBM in Kerugoya aktiv. Im vergangenen Jahr war er erstmals an der Schule, die katholische Missionsschwestern 1973 gegründet haben. Anfangs wurden nur sechs Schüler unterrichtet. Fünf Jahre später begann die CBM dort mit ihrem Engagement: Sie baute neue Gebäude, schaffte einen Schulbus an und initiierte Lehrerfortbildungen. Durch die Spende soll das Angebot vor Ort noch weiter verbessert werden, so Neuschäfer, der am Mittwoch über die Entwicklung der Schule informierte.

Die Ausbildungsklassen, in denen taub-blinde Schüler zu Tischlern oder Schneidern ausgebildet werden, benötigen dringend Unterrichtsmaterialien wie Holz, Werkzeug und Nähmaschinen. Darüber hinaus plant die CBM einen Auffrischungskurs für die 23 Lehrer, die in Gebärdensprache unterrichten.

Auch rund 50 Eltern der Schüler sollen einbezogen werden. Geplant sind außerdem gemeinsame Exkursionen sowie die Teilnahme an nationalen und lokalen Theater- und Sportveranstaltungen.

Um das Schulgeld von umgerechnet etwa 90 Euro im Jahr aufbringen zu können, werden die meisten Familien von der CBM unterstützt. "Viele wollen aber wenigstens ein paar Dollar für die Bildung ihrer Kinder beisteuern", so Oliver Neuschäfer, der den guten Kontakt zwischen Schulleitung, Lehrern und der CBM-Niederlassung in Nairobi betont. Mit rund 40 Mitarbeitern ist der Standort eines der weltweit wichtigsten Büros der Bensheimer. Von dort aus werden die Aktivitäten in ganz Ost- und Zentralafrika koordiniert. Allein in Kenia steuert die Christoffel-Blindenmission mindestens 20 Projekte - die Schule in Kerugoya ist davon eines der ältesten.

Pionier in der Bildungsarbeit

Das Internat ist wesentlich mit dem Namen Joseph Morrissey verbunden. Der Amerikaner kam bereits 1974 an die Schule und wurde Mitte der 80er Jahre von der CBM als Mitarbeiter und Schulleiter gewonnen. Oliver Neuschäfer bezeichnet ihn als Pionier in der Bildungsarbeit mit Gehörlosen. Als Fachberater war er auch außerhalb Kenias in anderen Teilen Afrikas im Einsatz, etwa in Uganda. Morrissey starb im Januar 2014 knapp zwei Jahre nach seiner Pensionierung.

Neuschäfer und seine Kollegen nahmen am Mittwoch nicht nur die Spende entgegen. Die Klaus-Tschira-Stiftung hatte auch eine Geburtstagstorte mitgebracht. Klaus Tschira war Mitbegründer des Software-Unternehmens SAP. Seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschehen ist der Physiker als Mäzen und Förderer tätig.

Die Stiftung wurde 1995 gegründet und zählt zu den größten gemeinnützigen Stiftungen in Europa, die mit Privatvermögen ausgestattet ist. Das Stiftungskapital besteht zu etwa drei Vierteln aus Aktien, deren Dividende das nötige Kleingeld für die umfangreiche Projektförderung abwirft.

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