Bensheim. „Dass Italien ein wichtiger europäischer Partner ist, bezweifelt kaum jemand“, meint Peter Lotz, Initiator und Moderator des monatlich tagenden Informations- und Diskussionsforums Grüne Runde. „Aber was wissen wir denn über unseren Nachbarn?“
Als im Oktober 2022 mit Giorgia Meloni die Vorsitzende der ultrarechten Partei „Fratelli d‘ Italia“ zur neuen Premierministerin gewählt wurde, seien die Sorgen über die weitere Entwicklung Europas gewachsen, schreiben die Veranstalter. Schließlich verfolge die Postfaschistin einen strammen Anti-Migrationskurs und gelte als Euroskeptikerin. Bekommen die unsicheren Kantonisten Ungarn und Polen nun eine Verbündete?
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Andererseits hat sie bislang die prorussische Propaganda nicht übernommen und der Ukraine gegenüber „loyale Unterstützung“ versprochen. Auch die Sanktionen und Waffenlieferungen werden von ihr unterstützt.
Kein eindeutiges Bild also: Da ist das nach Griechenland höchste Staatsdefizit in der EU, die strikte Abschiebungspolitik, da ist ihr Koalitionspartner Berlusconi, da sind Zweifel an der künftigen Einhaltung rechtsstaatlicher Regeln. Aber das „Land des Jahres 2021“ (The Economist) feierte mit 6,6 Prozent immerhin das stärkste BIP-Wachstum seit 45 Jahren – dies dank der Belebung der Inlandsnachfrage um 6 Prozent und einer Investitionssteigerung von 15,7 Prozent.
Exporte und Importe legten um 18,2 bzw. um 24,7 Prozent zu. Für 2022 wurde der positive Trend durch die hohe Inflation und geopolitischen Unsicherheiten gedämpft, dennoch verblieb ein vergleichsweise beachtliches Wachstum von 3,8 Prozent. Wo Goethe noch 1786 über Italien schrieb, dies Land „blieb in allem Mechanischen und Technischen, worauf doch eine bequemere und frischere Lebensweise gegründet ist, gegen alle Länder unendlich zurück“ besteht heute die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Ihr Bruttoinlandsprodukt übertrifft beispielsweise das russische bei weitem.
Gründe genug, um sich gemeinsam mit Giuseppina Kittel, der langjährigen Vorsitzenden des deutsch-italienischen Freundeskreis Bensheim – Riva del Garda einen möglichst differenzierten Eindruck von der aktuellen Lage in Italien zu verschaffen. Kittel kennt nicht nur die Berichte und Kommentare italienischer Zeitungen, sondern auch das Deutschlandbild, das in der veröffentlichten italienischen Meinung vorherrscht. „Auch damit sollten wir uns auseinandersetzen und nicht wie selbstgefällige europäische Musterknaben auftreten,“ meint Peter Lotz abschließend.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind ohne Voranmeldung eingeladen zu dieser Veranstaltung, die am Montag, 6. März, um 19 Uhr in der Gaststätte zum Weiherhausstadion stattfindet. red
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