Hochstädten. Traditionell am ersten August-Wochenende wird in Hochstädten Kerb gefeiert. Abgesehen von Wilmshausen, wo bereits am zweiten Juli-Wochenende die Kirchweih im Programm steht, ist das der Auftakt für den Kerwereigen in den Bensheimer Stadtteilen. Entsprechend groß ist auch das Schaulaufen der Kerwejugend aus der Nachbarschaft, die mit ihrer Beteiligung am Hochstädter Kerweumzug auf ihre kommenden Veranstaltungen hinweisen.
Der eigentliche Höhepunkt der Hochstädter Kerb ist am Sonntag aber das Fräsenrennen (siehe unten) im Anschluss an den Kerwezug, der demzufolge auch nicht so groß ausfällt. Von der ersten Zugnummer mit dem Schild „Äwe kumme se“ bis zum Abschluss („Des worn se“) mit dem Kerwewatz auf dem Fahrrad mit Kind im Anhänger („Früh übt sich, wer ein guter Kerwewatz werden will“) dauerte es gerade mal zehn Minuten. Da war das verteilte Eis am Stil gerade mal fertig geschleckt, um den Akteuren den verdienten Applaus zu spenden.
Die örtliche Feuerwehr nutzte die Gelegenheit, auf ihren Tag der offenen Tür am 25. August mit Übergabe des neuen Feuerwehrfahrzeuges hinzuweisen, und ebenfalls auf der Straße war der Kerwe- und Heimatverein, der seine Hinweise auf die Traditionsveranstaltung und den Dorfladen mit der erfrischenden Sommerschleckerei versüßte. Mit dabei auch Ortsvorsteher Bernd Rettig und Musik-Tom mit der Spitzhacke, die im Anschluss das Fräsenrennen moderierten.
Willkommene Bierspende
Der Kerwenachwuchs und der Kerwekranz waren die Vorhut des Kerwetrios mit Kerweparre Marcus Schneider und Mundschenk Lukas Link, die Kerwekönigin Laura Buß in der Minikutsche zogen.
Nach ihrer Auszeit im vergangenen Jahr waren auch die Zwingenberger Fröhlichen Jungs – bzw. der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb, wie sie sich mittlerweile nennen – wieder dabei und verteilten ihre Bierspende. Lautstark und stimmungsvoll präsentierten sich die Kerweborsch aus Balkhausen (7./8. September), die Zeller Kerwejugend, die am kommenden Wochenende feiert, die Kerweborsch Auerbach (12.-14. Oktober) und die Kerwejugend aus Gronau (19.-21. Oktober).
Traditionell beim Hochstädter Kerwezug präsent ist der blau-weiße Festwagen des Lilien-Fanclubs „Böller 98“.
Im Festzelt war es für den Kerweparre nicht so leicht, sich mit seiner Kerweredd Gehör zu verschaffen. Die von einigen Gästen verursachte Geräuschkulisse war störend und auch durch die freundliche Bitte von Marcus Schneider nicht zu beseitigen. Erst die deutliche Bitte um Respekt vor der Arbeit, die hinter einer Kerweredd steckt, sorgte schließlich für etwas mehr Ruhe.
In den Kerwespruch hatte es das Elektromobil der Post geschafft. Es hatte seinen Dienst verweigert, und da es so einfach nicht wieder gangbar zu machen war, hatte es drei Tage im absoluten Halteverbot gestanden, bevor es abgeholt wurde.
Nicht im ersten Anlauf war es einem Hochstädter gelungen, sich von einer Zecke zu befreien, deren Kopf nach dem ersten Entfernungsversuch durch die Ehefrau noch zurückgeblieben war. Beim ärztlichen Bereitschaftsdienst konnte die Restzecke nicht gefunden werden. Zuhause wurde die Stelle am Kopf frei rasiert und beim zweiten Versuch im Kreiskrankenhaus der Zeckenkopf dann auch erfolgreich entfernt.
Nur kurz konnte eine Hochstädterin die im Internet bestellte Rüttelplatte nutzen, mit der sie ihren Körper optimieren wollte. Denn genutzt hatte das Sportgerät auch ihr Mann – mit „120 Tonne und das war für das Ding keine Wonne“. Dass Blumengießen für einen Mann keine Kleinigkeit ist, war ebenfalls zu hören. Weil die Gießkanne zu klein war, nahm ein Hochstädter einen 20 Liter-Eimer und ließ ihn unter dem Wasserhahn volllaufen. Allerdings ließ er sich ablenken und irgendwann sah die Wohnung aus wie nach einem Regenschauer.
Von einer Telefonkonferenz mit Nebengeräuschen im Zusammenhang mit der Bestellung des neuen Feuerwehrfahrzeuges wurde berichtet, und eine leichte Kritik am Ortsbeirat („tun sich aufs Hochstädter Haus versteifen“) war im Zusammenhang mit der Lösung für den sanierungs- und erweiterungsbedürftigen Kindergarten zu hören. Der Ortsbeirat solle das endlich zum Thema machen, so der Kerweparre.
Am Ende kam Marcus Schneider zu der Erkenntnis: „Es werd wie es werd, wir feien all die Hochstädter Kerb“.
Verärgerung über Vandalismus
Einige Kerwegäste haben in diesem Jahr offenbar zu viel gefeiert – und den Ärger der Hochstädter und insbesondere von Ortsvorsteher Bernd Rettig hervorgerufen.
Erstmals machte dieser im Vorfeld des Fräsenrennens am Sonntag seinem Unverständnis Luft und wies auf den Vandalismus hin, der sich in der Nacht zum Samstag ereignet hatte.
So hatten einige Kerwegäste die Blumenkästen am Bachgeländer ausgehängt und ins Wasser geworfen, Mülleimer umgeworfen, Gläser kaputtgemacht und großen Schaden angerichtet. Diesen „Missbrauch der Gastfreundschaft“ will man nicht einfach so hinnehmen, sondern zur Anzeige bringen, kündigte Rettig an. Dem könnten die Übeltäter nur entgehen, wenn sie sich bis zum Dienstbeginn der Polizeistation am gestrigen Montag entschuldigt hätten.
Wie von Rettig gestern zu hören war, haben sich einige der Übeltäter tatsächlich gemeldet, sich entschuldigt und bereit erklärt, entstandene Kosten zu übernehmen. Auf eine Anzeige wurde daher verzichtet. red
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