Musiktheater

Große Rockparty im Bensheimer Rex mit "Terry Hoax"

Seine erfolgreichste Zeit hatte „Terry Hoax“ Anfang der 1990er Jahre. Das Depeche-Mode-Cover „Policy of Truth“ war so etwas wie der Türöffner.

Von 
Thomas Wilken
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Die Band Terry Hoax aus Hannover trat am Samstagabend im Musiktheater Rex auf. © Thomas Zelinger

Bensheim. Die fünf Jungs stehen für massig gute Laune auf der Bühne. Und das, obwohl das Musiktheater „Rex“ beim Auftritt der Hannoveraner Band „Terry Hoax“ doch eher übersichtlich gefüllt ist. Doch das ist den Mannen um Oliver Perau egal. Die zeigen massentauglichen, eingängigen Rock ohne viele Schnörkel auf dem Stand der Gründung vor 35 Jahren.

Fast scheint es so, als wäre seitdem keine Zeit vergangen. Perau hopst auf der Bühne herum, als würde er mit seiner Gruppe gerade den Abi-Abschlussball begleiten. Kai Schiering tut es ihm gleich. Auch der Rest hat eine diebische jugendliche Freude daran, Musik aus einer vergangenen Zeit zu spielen. Im norddeutschen Raum genießt das Quintett Kultstatus, im Süden ist es noch eher unbekannt – und das erste Mal im Rex zu Gast.

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Ohne den omnipräsenten Frontmann wäre alles aber nur die halbe Miete. Denn der zeigt sich für einen Norddeutschen ungewohnt redselig und animiert das Publikum dermaßen perfekt, dass dem fast schon nichts anderes übrig bleibt als kräftig mitzugehen. Eine super Leistung, die nicht jeder so hingekriegt hätte, wenn sich vor der Bühne die Leute ballen – aber dahinter viel Platz zum Tanzen ist.

Mit dem Opener „Gonna Sing a Song for You“ zeigt die Band gleich, wohin die Reise geht: Gefälliger Gitarrenrock dröhnt durch die Boxen, Mitsing-Refrains und leicht zu genießende Songstrukturen machen es einfach, den Stücken zu folgen. Und natürlich noch die Frohnatur Perau, der sowieso alles zum Erlebnis macht. Sein Lohn: Die Leute sind voll dabei.

Seine erfolgreichste Zeit hatte „Terry Hoax“ Anfang der 1990er Jahre. Das Depeche-Mode-Cover „Policy of Truth“ war so etwas wie der Türöffner. Am Baggersee von Hannover wurde das Video auf eigene Faust für 2000 Mark gedreht, dann an MTV geschickt, das es in Dauerschleife ins Programm hob: Prompt gingen die Zahlen nach oben.

Mit dem dazugehörigen Album „Freedom Circus“ und „Splinterproof“ von 1994 hatte die Gruppe erst einmal ihr Pulver verschossen, ein Jahr später folgte die Auflösung. Doch was wäre eine Rockband ohne mindestens eine Reunion? Die gab’s 2008 und seitdem werden mit Spaß die alten Songs zusammen mit neuen gespielt. „1970“ ist so einer, geschrieben 2017, aber mit klassischem Mitgröl-Refrain à la 80er Jahre.

Wobei es Terry Hoax so geht wie anderen auch: Von der Besetzung der ersten Jahre sind nur noch wenige an Bord. Hachy M. Hachmeister am Schlagzeug ist so einer. Aber egal, die neuen beherrschen ihr Handwerk genauso gut. Der großen Rockparty steht somit nichts im Weg. Die Lieder haben wenige Ecken und Kanten – am ehesten noch, wenn sie im Dunstkreis der Erfolgssingle entstand sind.

Mehrstimmiger Gesang, solide Gitarrenarbeit, (manchmal fast zu) wummernde Bässe, dazu noch der charismatische Sänger: Es passt für einen Gute-Laune-Abend. Gerade mit den alten Songs von Anfang/Mitte der 90er Jahre, die den zweiten Konzertteil dominieren. „Touch the Sky“, „Grasshopper“ oder „Pale Soul“ zeigen das Potenzial der Gruppe, die damals im Windschatten von „Fury to the Slaughterhouse“ segelte.

Als Terry Hoax endlich startet, ist das eine Wohltat. Denn mit „Kater“ aus Bremen war eine Vorband mit an Bord – leider. Deren Stil lässt ungefähr mit Grunge-Garagen-Krach-Rock beschreiben.

Die Musikrichtung ist das eine, was nicht unbedingt gefallen muss. Bedauerlicherweise stimmt aber auch die Qualität nicht – was den Gesamteindruck des Abends etwas schmälert.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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