Bensheim. Man kann hier ohne Frage manch Schnäppchen ergattern und vielleicht tatsächlich auch noch die eine oder andere gute Geschenkidee. Aber wer zur Bensheimer Geschenkeversteigerung kommt, erfreut sich auch am Amüsement.
Schon zum 19. Mal hatte das Team um Showmaker Harry Hegenbarth in den letzten Wochen einen riesigen Berg von hübsch verpackten Geschenken zusammengetragen und am Samstag neben der Faktorei vor einer großen Menge Schau- und Kauflustiger rund zwei Stunden lang meistbietend versteigert – zugunsten wohnungsloser und hilfebedürftiger Menschen.
So ganz genau weiß man nie, was man da ersteigert
Insgesamt 87 Unternehmen des regionalen Einzelhandels, der Gastronomie und vieler weiterer Firmen hatten diesmal ihre neuwertigen und in der Regel originalverpackten Sachspenden abgegeben, wobei mancher auch gleich mehrere Geschenke stiftete. So wurden unter anderem 20 Wein-Präsentkartons gesichtet, die, so munkelte man, regionale Fruchtschaumweine enthalten sollten.
Denn das ist der Deal bei dieser ganz besonderen Versteigerung, die man getrost als Traditionsveranstaltung bezeichnen darf: So ganz genau weiß man nie, was man da ersteigert. Zwar gaben auch in diesem Jahr die gewieften Auktionatoren Harry Hegenbarth und Florian Schmanke einige Hinweise, bemühten sich aber zugleich auch um Verschleierung.
Was mag in dem Päckchen eines Juweliers aus der oberen Fußgängerzone verborgen gewesen sein – „etwas, das man trägt, aber nicht an der Hand. Kein Gold. Und ungeschliffen“? Ersteigert wurde es für beherzte 55 Euro.
Eine Goldmünze war das wertvollste Geschenk der Versteigerung
Exakt doppelt so viel erzielte ein geheimnisvolles „Männerpaket“. Leichteres Spiel hatte das Publikum dann aber mit dem Raten bei einem Paket aus dem örtlichen Elektrofachhandel: „Du kannst oben was Buntes reinschmeißen und am Ende musst du es nicht mal kauen“. Manch kleinere Geschenke wurden „in Bundles zusammengefasst, wie beim Teleshopping“ grinste Harry Hegenbarth. Aber viele Spender hatten sich nicht lumpen lassen, wie der Fahrradhändler, der ein funkelnagelneues, trotz Verpackung leicht zu identifizierendes Kinderfahrrad gestiftet hatte.
Das vermutlich wertvollste Geschenk war eine Goldmünze. Obwohl die Spielregeln verlangen, dass sozusagen die Katze im Sack ersteigert wird, musste niemand befürchten, übers Ohr gehauen zu werden oder sich im Eifer des Bietens kräftig zu versteigen. Die Auktionatoren heizten die Stimmung zwar an, aber nur bis zu etwa der Hälfte des Geldwerts des jeweiligen Päckchens – danach traten sie schon auch mal auf die Bremse.
Ehrensache war es aber zugleich, dass die beiden Auktionatoren nicht mit werbenden Beschreibungen der spendablen Unternehmen sparten und so dem einen oder anderen mit ebenso viel Witz wie Wärme vielleicht neue Kunden verschafften. Die erzielten Lospreise lagen im zweistelligen und niedrigen dreistelligen Bereich.
Kleinere Präsente wurden in „Bundles“ zusammengefasst
Der Gesamterlös der Benefizaktion beträgt nach Angaben von Harry Hegenbarth stattliche 4576 Euro. Das Geld wird am Mittwoch seiner Bestimmung zugeführt: Elke Ditter, Vorsitzende des Fördervereins Hilfen für Wohnungslose in Bensheim, rechnet mit bis zu 200 Personen, die der Einladung zu einer Weihnachtsfeier mit festlichem Essen nachkommen werden.
Seit mehr als 20 Jahren, die Corona-Pause mitgerechnet, trägt die Geschenkeversteigerung, neben dem Engagement vieler weiterer Ehrenamtlicher, zu dieser Weihnachtsfeier bei. Im Lauf der Zeit gab es Veränderungen und eine gewisse Professionalisierung. Vor zwei Jahren zog die Veranstaltung vom Marktplatz vor die Faktorei. Und in diesem Jahr ganz neu: Die Möglichkeit der Kartenzahlung, die für manches Spontangebot förderlich gewesen sein dürfte. Für die prompte Übergabe der ersteigerten Geschenke und einen reibungslosen Ablauf sorgte ehrenamtliche Helfer, die die beiden Auktionatoren unterstützten.
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