Interkulturelles Fest

Gebete, Musik und Kulinarik aus aller Welt

Vertreter der Glaubensgemeinschaften fanden klare Worte zur Tat in Mannheim

Von 
Eva Bambach
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Das Interkulturelle Fest beim Bürgerfest lud dazu ein, Speisen und Getränke aus verschiedenen Ländern zu probieren. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. „Integration muss wachsen“, so stand es auf einem Banner der Stadt Bensheim, das die Bühne am Storchennest am Samstag flankierte. In Bensheim wird Integration auf vielfältige Weise und durch viel ehrenamtliches Engagement gehegt und gepflegt.

Seit 2011 laden bei dem Interkulturellen Fest am Bürgerfest-Samstag Vereine, Organisationen und freie Gruppierungen mit internationalem Hintergrund in die untere Fußgängerzone ein. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund informieren über ihre Integrationsarbeit und bringen mit einem vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angebot ihre jeweiligen Heimatländer und damit die Vielfalt der Welt nach Bensheim.

Vielfalt feiern, den Zusammenhalt der Kulturen stärken

Organisiert wird die Veranstaltung vom Team Soziales und Integration der Stadt Bensheim und dem Integrationsbeauftragten Manfred Forell. Beiden dankte Bürgermeisterin Christine Klein bei der Eröffnung des Fests am Samstagmittag ebenso wie den vielen Ehrenamtlichen, die das ganze Jahr über wertvolle Arbeit leisten. Das Fest sei eine wichtige Plattform für neue Kontakte, auch zu Politikern.

Die Vorsitzende des Ausländerbeirats Yvonne Dankwerth begrüßte das Fest als Gelegenheit, Vielfalt zu feiern und den Zusammenhalt der Kulturen zu stärken – geschichtsbewusst und zukunftsoffen, unabhängig von der Herkunft. Der Integrationsbeauftragte Manfred Forell sagte mit Blick auf den tödlichen Angriff auf einen jungen Polizisten in Mannheim, es sei in diesen Tagen nicht leicht, von gelingender Integration zu sprechen. Der Vorfall in Mannheim sei auf das Schärfste zu verurteilen. Es dürfe aber keine pauschale Verurteilung daraus abgeleitet werden. Man müsse immer den einzelnen Menschen sehen, nach dem Motto: „Fremde sind Leute, die du noch nicht kennengelernt hast“.

Im Anschluss an die Eröffnung gab es ein interreligiöses Gebet, zu dem Vertreter von sechs religiösen Gemeinden zusammen auf die Bühne kamen und nacheinander Gebete ihres Glaubensbekenntnisses beteten.

Für die christliche Religion beteten Pfarrer Ludger Reichert vom Pastoralraum Bensheim-Zwingenberg und Hans-Jürgen Basteck, Pfarrer für Ökumene und Mission des evangelischen Dekanats. Für die Baha‘i-Gemeinde betete Shiwa Zieran, für die Alevitische Gemeinde Deria Canoglu. Mostafa Ben-Et-Taleb vertrat die marokkanische Kulturgemeinschaft und Imam Murtaza Mannan die Ahmaddiya-Gemeinde.

In der Form durchaus unterschiedlich, waren die Inhalte der Gebete und der diese jeweils einleitenden Worte fast deckungsgleich in der Verurteilung der Mannheimer Gewalttat, der Verurteilung von Gewalt generell und dem Eintreten für Solidarität und gegenseitige Hilfe unter den Menschen. Alle Religionen, so wurde betont, stellen den Frieden für alle Menschen ins Zentrum ihres Glaubens.

70 Akteure bieten in Bensheim eine musikalische Weltreise

Nach dem interreligiösen Gebet war die Bühne frei für Musik- und Tanzdarbietungen unterschiedlicher Nationalitäten. Rund 70 Akteure aus jeder Altersgruppe boten eine musikalische Reise durch die Welt, darunter Volksmusik von einem ukrainischen Chor, Ungarische Tänze, Angklung-Musik der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft und orientalischer Tanz von Assada und Banat al Farah.

Das kulinarische Angebot umfasste Süßes und Pikantes ebenso wie ausgefallene Getränke, zum Beispiel Uswar, ein ukrainisches Getränk aus getrocknetem Obst. Einen umfassenden Überblick konnte man über die leckeren Möglichkeiten gewinnen, Hackfleisch in handliches Gebäck zu füllen und auch die vegetarischen Gerichte aus den Küchen der Welt waren das Kennenlernen definitiv wert.

Daneben boten viele Vereine und Gemeinschaften Spiele und andere Beschäftigungen für die Kinder an – oder auch Möglichkeiten, sich verschönern zu lassen, durchaus auch für Erwachsene, die sich mit etwas Geduld gegen eine freiwillige Spende Zöpfchen ins Haar flechten lassen konnten.

Und natürlich gab es jede Menge Information über Unterstützung und Angebote, etwa vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, dem Migrationsdienst des Caritasverbands, dem Diakonischen Werk Bergstraße und der Stabsstelle Integrationsbeauftragte des Kreises ebenso wie vom Integrationszentrum der Stadt Bensheim oder dem Verein „Welcome to Bensheim“. Pro Familia warb für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung. Amnesty International, Gruppe Bergstraße, machte mit Unterschriftensammlungen gegen Folter und Todesstrafe und der Vorstellung der mit dem deutschen Menschenrechtspreis 2024 von Amnesty International ausgezeichneten kolumbianischen Umweltorganisation FEDEPESAN auf unser aller globale Verantwortung aufmerksam.

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