Vandalismus

Vandalismus: Feuer im Fürstenlager zerstört historischen Tisch

Unbekannte haben im Fürstenlager Auerbach auf einem historischen Sandsteintisch ein Feuer entfacht und dabei erheblichen Schaden angerichtet. Auch Sitzbänke wurden beschädigt.

Von 
Alicia Diry
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Ein Feuer auf einem historischen Sandsteintisch im Fürstenlager Auerbach hat bleibende Spuren hinterlassen. Die Schlösserverwaltung prüft eine Restaurierung. © Thomas Zelinger

Bensheim. Im Fürstenlager in Auerbach hat ein Feuer mehr hinterlassen als nur Brandspuren. Auf dem Champignonberg ist ein historischer Sandsteintisch geborsten, nachdem Unbekannte darauf ein Lagerfeuer entfacht hatten. Was bleibt, ist nicht nur ein zerstörtes Denkmal, sondern das Gefühl, dass Achtlosigkeit an Orten überhandnimmt, die eigentlich für Ruhe und Respekt stehen sollten.

Zerstörter Sandsteintisch im Fürstenlager

Der Morgen ist feucht, Nebel zieht durch das Tal, Vögel rufen aus den Bäumen. Doch wer in diesen Tagen den Weg hinauf zu dem bekannten Aussichtspunkt nimmt, wird abrupt aus der Stille gerissen.

Der Sandsteintisch, seit Jahrzehnten Teil der historischen Ausstattung des Fürstenlagers, ist in zwei Teile geborsten. Verkohlte Erde und dunkle Ränder zeugen davon, dass hier ein Feuer gebrannt hat – nicht neben dem Tisch, sondern direkt darauf. Der Stein hat die Hitze nicht überstanden. Auch die Sitzbänke in der Nähe des Aussichtspunkts blieben nicht unversehrt. Mehrere Holzbohlen sind beschädigt oder herausgerissen, teils liegen die Bänke umgestürzt am Hang. Der Platz erinnert inzwischen eher an eine Baustelle als an einen Ort der Erholung.

„Anfangs zeigten sich nur Risse, inzwischen ist der Tisch vollständig auseinandergebrochen“, heißt es in der Stellungnahme der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) dazu. Die Behörde prüft derzeit, ob das Denkmal restauriert werden kann oder ersetzt werden muss. Sicher ist schon jetzt: Der Schaden ist gravierend und das nicht nur materiell, sondern auch symbolisch.

Das Fürstenlager ist kein gewöhnlicher Ausflugsort. Die Anlage aus dem 18. Jahrhundert war einst Sommerresidenz der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und gilt heute als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Region.

Zwischen alten Bäumen, Pavillons und Gärten soll Geschichte erlebbar bleiben. Hier spazieren Familien, Touristen, Einheimische. Hier finden Schulklassen Naturunterricht, Paare lassen sich bei ihrer Hochzeit fotografieren, ältere Menschen suchen Ruhe.

„Unsere Monumente sind Orte der Erholung und Bildung, die allen offenstehen sollen“, sagt Philipp Ludwig, Leiter des Fachgebiets Gärten und Gartendenkmalpflege bei den SG. „Mit rücksichtsvollem Umgang ermöglichen wir, dass diese besonderen Orte auch künftig für alle erlebbar bleiben.“

Weitere Fälle von Vandalismus in Bensheim

Der zerbrochene Sandsteintisch ist kein Einzelfall. Auch in den vergangenen Jahren kam es in Bensheim einige Male zu Fällen von Vandalismus. Im Dezember 2023 fällten Unbekannte drei städtische Bäume auf dem Weg zum Kirchberghäuschen, sägten eine Holzbank an und beschädigten zwei junge Mandelbäume. Der Schaden: rund 6.000 Euro. „Das ist purer Vandalismus“, hieß es damals aus dem Rathaus.

Im Juli 2024 brannte es auf dem oberen Marktplatz. In dem erst wenige Wochen zuvor aufgestellten Toilettencontainer legten Täter ein Feuer. Der Brand beschädigte Wände, Decken und Einrichtung, die WCs mussten geschlossen und abtransportiert werden. Noch bevor ein Gutachter die Schadenshöhe feststellen konnte, war klar: Die Anlage ist unbrauchbar.

Nur einen Monat später, im August 2024, traf es den Naturerlebniswanderweg im Meerbachtal. Drei gestaltete Informationstafeln wurden mit Graffiti beschmiert. Der NABU Meerbachtal, der den Weg ehrenamtlich pflegt, sprach von „großer Enttäuschung“ und setzte gemeinsam mit Spendern eine Belohnung von 1.000 Euro aus.

„Wir haben unzählige Stunden in die Gestaltung und Pflege investiert, um den Menschen die Natur näherzubringen“, sagte NABU-Vorsitzender Jürgen Schneider damals. „Dass jemand diese Mühe einfach zerstört, ist unverständlich.“

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen bestätigen: Solche Vorfälle häufen sich und das nicht nur im Fürstenlager, sondern auch in anderen Anlagen des Landes. „Wir beobachten problematische Entwicklungen“, heißt es seitens der Behörde. „Mountainbikes werden auf empfindlichen Wegen gefahren, junge Bäume beschädigt, historische Ausstattung unsachgemäß genutzt.“

Dabei gehe es nicht immer um mutwilligen Vandalismus. Oft fehle schlicht das Bewusstsein. Wer auf einem jahrhundertealten Tisch grillt, denke vielleicht nicht an die historische Bedeutung des Steins. Wer über eine Balustrade klettert, erkenne nicht, dass sie Teil eines denkmalgeschützten Ensembles ist.

Warum Prävention wichtiger ist als Strafen

„Historische Parkanlagen sind keine Freizeitparks“, betonte Gartendenkmalpflegerin Claudia Eckel in der Presseerklärung. „Jede Spur, jeder Kratzer, jede Beschädigung ist ein Eingriff in ein Gesamtkunstwerk, das über Generationen gepflegt wurde.“

Anstatt nur auf Kontrolle und Strafen zu setzen, setzt die Schlösserverwaltung zunehmend auf Prävention. Dazu gehören Bildungsprojekte wie „Wissen wächst im Garten“, bei dem Kinder und Jugendliche spielerisch lernen, wie empfindlich historische Anlagen sind.

„Wenn Kinder verstehen, dass ein junger Baum Jahre braucht, um anzuwachsen, oder dass ein Sandsteintisch Teil eines jahrhundertealten Ensembles ist, entwickeln sie von selbst einen respektvollen Umgang“, so Eckel. Das langfristige Ziel sei die Sensibilisierung durch Wissen, nicht Abschreckung durch Angst. Denn was fehlt, sei weniger Moral als vielmehr Bewusstsein.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen appellieren daher an Besucherinnen und Besucher, achtsam zu sein, Schäden zu melden und das gemeinsame Kulturerbe zu schützen. Nur so lassen sich die historischen Anlagen bewahren, damit das Fürstenlager ein Ort der Ruhe und Geschichte bleibt, nicht ein Schauplatz von Zerstörung.

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