Bensheim. Die ehemalige Kombrecht-Engel-Schule in der Europa-Allee ist in den vergangenen Wochen zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umgebaut worden. Die Räumlichkeiten werden vom Kreis angemietet. Bis zu 96 Menschen können dort künftig ein Dach über dem Kopf haben. Ursprünglich sollten die Bewohner am 1. April einziehen.
Arbeiten gingen zügig voran
Für Mittwoch (16.) um 19 Uhr laden der Kreis und die Stadt zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung ins Vereinsheim des 1. Bergsträßer Spielmanns- und Fanfarenzug am Berliner Ring 118 ein. Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf und der Bensheimer Stadtrat Adil Oyan stehen Rede und Antwort. Sie wollen Auskunft geben zur Hilfe vor Ort, zur Integration sowie zu Möglichkeiten der Unterstützung für die Flüchtlinge. Das teilte der Kreis am Freitag in einer Pressenotiz mit.
Auf Nachfrage erklärte Schimpf, dass die Arbeiten zügiger vorangegangen seien als geplant, so dass man schon ab Dienstag (15.) sukzessive mit der Belegung beginnen werde. Die direkten Anlieger wurden bereits vor einiger Zeit schriftlich über die künftige Nutzung der ehemaligen Schule informiert.
Seit Anfang Februar gaben sich Arbeitstrupps in dem Mehrfamilienhaus die Klinke in die Hand. In die ehemalige Garage wurden zwei Wohnräume für bis zu acht Personen, ein Waschraum und zwei Duschanlagen eingebaut. Dafür mussten das Tor demontiert, die Fassade geschlossen und ein großes Fenster gemauert werden. Der Fußboden erhielt Estrich und eine Dämmung, die Decke wurde abgehängt. Im ersten und zweiten Obergeschoss hat man die ehemaligen Schulungsräume unterteilt, um dort Wohnräume einzurichten.
Im Dachgeschoss, in der zweiten Etage sowie im Erdgeschoss gibt es Gemeinschaftsküchen. Die vorhandenen WC-Anlagen in jedem Geschoss blieben unverändert, können demnach wie bisher benutzt werden. Zur Europa-Allee hin befinden sich zehn Stellplätze für Autos. Entlang der Fassade sollen "ausreichend viele Fahrradständer" angebracht werden, hieß es in einer Info, die an den Magistrat ging. Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz. Nach Angaben von Dezernent Schimpf beläuft sich die Belegungsvereinbarung zwischen Eigentümer und dem Kreis auf fünf Jahre.
Die frühere Kombrecht-Engel-Schule, eine private Bildungseinrichtung, die unter anderem außerbetriebliche Ausbildung und im Auftrag des Kreises auch Integrationskurse angeboten hat, ist nicht die erste Immobilie, die der Kreis in den vergangenen Monaten angemietet hat. Das ehemalige Mercure-Hotel in der Wormser Straße dient seit Ende 2015 als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In der Schwanheimer Straße wurde - ebenfalls im vergangenen Jahr - das alte Bierdorf, bis vor geraumer Zeit noch als Disco genutzt, umgebaut. Dort leben nun ebenfalls um die 100 Asylbewerber.
Kurz vor der Fertigstellung befinden sich drei Häuser der Christophorus Wohnheime eG an der Wilhelmstraße in Auerbach. Dort werden voraussichtlich ab Frühsommer Flüchtlinge einziehen. Wenn die Räumlichkeiten für sie nicht mehr benötigt werden, können die Zimmer in Sozialwohnungen umgewandelt werden.
Ein weiterer Neubau der Genossenschaft könnte auf Initiative des Kreises zwischen Zeppelinstraße und Schwanheimer Straße entstehen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte nach emotionaler Debatte einer notwendigen Änderung des Bebauungsplans für dieses Gebiet zugestimmt. Das infrage kommende Grundstück befindet sich in Privatbesitz. Sollte Christophorus dort bauen, könnte der Kreis wie gehabt als Mieter in Erscheinung treten. Eine Nachfolgenutzung für sozialen Wohnungsbau wäre ebenfalls gesichert. Bei den Männern, Frauen und Familien, die in diese Unterkünfte einziehen - sei es nun an der Europa-Allee oder in der Weststadt - handelt es sich um zugewiesene Flüchtlinge, für die der Kreis eine Bleibe sucht und die Unterbringung auch finanziert.
Die im Bau befindliche Containersiedlung am Berliner Ring (wir haben berichtet) ist hingegen eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen. Von dort werden die Menschen, sofern ein Bleiberecht wahrscheinlich ist, auf Landkreise und Kommunen verteilt.
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