Michaelskirche

Festlicher Abschied für den Bensheimer Pfarrer Christoph Bergner

Pfarrer Christoph Bergner ist am Sonntag nach mehr als 30 Jahren in der evangelischen Michaelsgemeinde in den Ruhestand verabschiedet worden, mit einem festlichen Gottesdienst sowie einem Empfang.

Von 
Gerlinde Scharf
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Bei einem festlichen Gottesdienst in der Michaelskirche Bensheim wurde Pfarrer Christoph Bergner (r.) von Propst Stephan Arras (l.) und Dekan Arno Kreh in den Ruhestand verabschiedet. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. 32 Jahre und sechs Monate war Christoph Bergner Pfarrer in der evangelischen Michalsgemeinde. Seinen Beruf übte der 66-Jährige achtunddreißig Jahre und sieben Monate aus. Am Sonntag wurde der Seelsorger in einem feierlichen Gottesdienst in der vollbesetzten Kirche von Probst Stephan Arras und Dekan Arno Kreh in den Ruhestand verabschiedet und von seinen dienstlichen Pflichten entbunden. Man sei sich aber sicher, dass man „noch die eine oder andere Zugabe erleben werde“. Die Nachfolge von Pfarrer Bergner wird Philipp Jeck aus der Badischen Landeskirche am 1. September antreten.

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„Segensreiches Wirken“

„Nach beinahe 33-jährigem, segensreichen Wirken in der Michaelsgemeinde“ werde man Pfarrer Bergner „mit Dankbarkeit und Demut ziehen lassen“ und wolle die Beendigung seines aktiven Dienstes mit der ganzen Gemeinde feiern, begann Probst Arras seinen Rückblick auf das segensreiche Wirken des Geistlichen und dessen beruflichen Werdegang. Neben Verkündigung, Seelsorge und Lehre habe dieser „professionell und mit Weitsicht, präzise und humorvoll“ die Leitung der Gemeinde und Förderung der Gemeinschaft in den Mittelpunkt seines Pfarrdienstes gestellt, dabei die Tradition geachtet und gleichzeitig neue Wege gefunden, „damit das Bild der Gemeinde bunt bleibt und sich ein wenig verändern kann“.

Christoph Bergner wurde 1957 in Gießen geboren, ist in Bad Homburg aufgewachsen und hat von 1976 bis 1982 Theologie und Musikwissenschaften in Tübingen und Rom studiert. Von 1982 bis 1984 verbrachte er sein Vikariat in der Bensheimer Stephanusgemeinde und am Konfessionskundlichen Institut. Seine Promotion hat er als Doktor der Philosophie abgelegt.

1984 erfolgte seine Ordination, am 1. Dezember 1989 trat er gemeinsam mit seinem Freund, Pfarrer Stefan Kunz, seinen Dienst in der Michaelsgemeinde an. Von 1992 bis 2010 war Christoph Bergner Mitglied der Kirchensynode. Im Dekanat, so Arras weiter, habe dieser immer seine eigene Meinung vertreten: „Er war auch stets ein guter Zuhörer.“

Gemeinsam mit Ehefrau Andrea habe Bergner Kindergottesdienst abgehalten, sich musikalisch engagiert, darüber hinaus viele Freizeiten organisiert und die Kirchenrenovierung erfolgreiche gemanagt. Dass zu den Vorzügen und Talenten des Pfarrers auch eine „geschickte Verwaltung“ zählt, machte der Probst unter anderem an der Gründung der Hahnmühlenstiftung fest.

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In einer beeindruckenden Predigt – angelehnt an der biblischen Geschichte des Propheten Jonas, der seine eigene Bedürfnisse und sein Verständnis von Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt und nicht versteht, dass Gott die Mörder des Volkes Israel aus der Stadt Ninive weder bestraft noch auslöscht, sondern die Ungläubigen verschont – zog Pfarrer Bergner Vergleiche zu der heutigen Situation in der Ukraine. Den Forderungen nach Bestrafung der Kriegsanstifter stellte er die Gnade und Barmherzigkeit Gottes „um des Menschen willen“ und die Versöhnung gegenüber. Nur so lasse sich letztendlich die Spirale der Ungerechtigkeit durchbrechen: „Es geht um Gnade, nicht um Gerechtigkeit.“

„Werden von Gesetzen erstickt“

Die Antwort aus Russland auf elf Sanktionen der Europäer habe nicht lange auf sich warten lassen: „Jeder fühlt sich im Recht.“ Die EU fordere jetzt schon Reparationen nach Ende des Krieges, aber Polen stelle die gleichen Forderungen an Deutschland für das Leid im Zweiten Weltkrieg, ebenso Italien und Griechenland. Auch die immer neue Gesetzesflut, „um allen gerecht zu werden“, führe zu immer neuen Problemen: „Die Welt und die Kirche werden immer mehr verrechtlicht. Die Dinge des Lebens lassen sich nicht verrechtlichen. Freundlichkeit, Mitleid und Kreativität lassen sich nicht in Gesetze fassen. Wir kommen nicht mehr weiter und werden von Gesetzen erstickt.“

Deutliche Worte fand Christoph Bergner ebenso zu der Sorge hierzulande über den Schwund an Christen und die Zunahme an Kirchenaustritten, die einher gehen mit weniger Gemeinschaft und weniger Orientierung, was sich unter anderem an unterschiedlichen Vorstellungen über Religiosität zwischen Ost und West auswirke. Aber, „Aufregung und schrille Töne sind unangebracht“. Der Untergang der Kirche sei schließlich erstmals schon im Jahr 1780 verkündet worden, „aber das Leben spielt anders“.

Gnade Gottes als Geschenk

Zum Abschluss seiner Predigt kam Pfarrer Bergner nochmals auf die Gnade Gottes zurück und bezeichnete diese als „unverdientes Geschenk, welche das Leben ausmacht. Wir sollen sie in Anspruch nehmen und dankbar und unverdrossen unseren Weg gehen“, sagte er unter dem Beifall der Besucher.

Musikalisch wurde der Festgottesdienst begleitet von der Kantorei unter Leitung von Christian Mause und der Camerata Michaelis. Mitwirkende der Bachkantate waren Mariko Schröder (Sopran), Thomas Nauwartat-Schultze (Altus), Peter Maruhn (Bass) und Thomas Braun an der Orgel.

Bei einem anschließenden Empfang unter Mitwirkung der Kindergartenkinder und des Kirchenvorstands sprachen neben anderen Dekan Arno Kreh, Sigrid Poth (Stephanusgemeinde), Bürgermeisterin Christine Klein, Irmgard Schatz (Katholische Kirche Sankt Georg) Grußworte.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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