Traditionsfest

Feierliche Eröffnung des Bergsträßer Winzerfestes in Bensheim

Am Samstagabend fiel der offizielle Startschuss im Winzerdorf. Chiara Fischer aus Groß-Umstadt wurde zur neuen Gebietsweinkönigin gekürt

Von 
Barbara Cimander
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Die neue Bergsträßer Gebietsweinkönigin Chiara Fischer (li.) mit ihrer Vorgängerin Katja Simon. © Thomas Neu

Bensheim. Menschenauflauf auf dem Marktplatz, Hochbetrieb am Bürgerwehrbrunnen, Massenbewegungen in der Hauptstraße - am Samstagabend wird klar: Auch im 87. Jahr hat das Bergsträßer Winzerfest nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Überall blickt man in fröhliche Gesichter, trifft auf entspannte Leute, die sich in geselliger Runde mit einem Glas Wein zuprosten. Einfach mal fröhlich feiern, jenseits weltpolitischer Krisen und kommunaler Haushaltslöcher - danach dürften sich gerade viele Menschen sehnen.

Mit spätsommerlichem Wetter bot der erste Abend des Winzerfestes dafür am Samstag beste Voraussetzungen. Schon zur offiziellen Eröffnung um 18 Uhr im Winzerdorf hatte sich eine stattliche Menge an Zuschauern vor der Bühne eingefunden. Schließlich war in diesem Jahr wieder einmal die Krönung der neuen Gebietsweinkönigin in die Eröffnungszeremonie eingebunden. Die neue Weinhoheit Chiara Fischer war mit einer großen Fangemeinde aus ihrer Heimatstadt Groß-Umstadt angereist, die im Winzerdorf lautstark auf sich aufmerksam machte. Zunächst oblag es aber Bürgermeisterin Christine Klein, die Gäste zu begrüßen und – begleitet von Salutschüssen der Bürgerwehr von Oald Bensem – das Fest der Feste offiziell für eröffnet zu erklären.

„Seit 1929 schreibt das Bergsträßer Winzerfest seine ganz besondere Geschichte – und jedes Jahr kommt ein lebendiges, fröhliches Kapitel hinzu“, sagte die Bürgermeisterin in ihrer Rede. Doch das Winzerfest sei nicht nur Tradition, sondern ein Erlebnis, das Generationen verbindet und seine Gäste begeistert. „Es verwandelt Bensheim in ein offenes Haus, in dem Menschen zusammenkommen, um zu feiern, zu genießen und sich auszutauschen.“ Besonders erfreulich sei, so die Bürgermeisterin weiter, dass viele junge Winzerinnen und Winzer die reiche Weinbautradition der Bergstraße fortführen und mit neuen Ideen beleben – „ein starkes Zeichen für die Zukunft“. Das Winzerfest sei ein „absoluter Publikumsmagnet“ mit Strahlkraft weit über die Stadt Bensheim und die Region hinaus, betonte Klein. Sie wünschte allen Besucherinnen und Besuchern neun gesellige Festtage ganz nach dem diesjährigen Motto des Festes: „Friedlich feiern unter Freunden“.

Auch Doris Walter als Fraa vun Bensem betonte – wie immer „uff Bensemerisch“ ¬– die lange Tradition der Veranstaltung. Das Fest der Feste, das schon bald seit 100 Jahren gefeiert werde, ist für sie die schönste Zeit im Jahr. Ihre Rede verband sie auch mit einem Dank an die scheidende Gebietsweinkönigin Katja Simon, „eine Hoheit feinster Art“, die Perfektion mit Freundlichkeit gepaart habe. Für die anstehende Wahl zur Deutschen Weinkönigin wünschte Doris Walter ihr viel Glück ¬– „vielleicht gibt es dann ja wieder eine Krone für dich!“ Zum Abschluss ihrer Ansprache gab sie allen Besucherinnen und Besuchern noch eine freundliche Warnung mit auf den Weg: „Fallt mir nicht über die Absperrungen“, und appellierte an alle, auf sich selbst und auch die Mitmenschen aufzupassen.

Mit den Worten „Ein Highlight jagt das nächste“ leitete die Bensheimer Blütenkönigin Anna Bretthauer zur Krönung der neuen Gebietsweinkönigin über – auch für Johannes Bürkle vom Weinbauverband Hessische Bergstraße immer ein besonderer Moment. „Wir freuen uns schon ein Jahr darauf.“ Gleichzeitig machte er deutlich, dass es immer schwieriger werde, jemanden zu finden, der das zeitintensive Ehrenamt übernehmen möchte. Bisher gebe es noch keine Nachfolgerin oder Nachfolger – man sei offen für Bewerbungen, machte er Werbung in eigener Sache.

In den letzten Minuten als Bergsträßer Gebietsweinkönigin sprach die scheidende Hoheit Katja Simon von einer „wunderschönen Amtszeit“. In 14 Monaten absolvierte die sympathische Zwingenbergerin rund 100 Termine. „Vor allem die Auftritte zu Hause waren mir eine große Freude“, als besonders emotionalen Moment hob sie das Zwingenberger Weinfest im Juni hervor, das sie miteröffnen durfte. „Da habe ich viel Unterstützung und Rückhalt gespürt.“ Das Amt sei eine Herzensaufgabe gewesen, so Katja Simon weiter. „Es hat meine enge Bindung zur Region noch intensiviert.“ Sie dankte ihrer Familie und ihren Freunden für die große Unterstützung – „solch eine Amtszeit kann man nicht alleine schaffen“. Ihrer Nachfolgerin Chiara wünschte sie alles Gute und ermunterte sie, ihre eigene Persönlichkeit in das Amt einzubringen. „Ich bin überzeugt, dass du das großartig ausführen wirst.“ Als kleines Geschenk hatte sie für die neue Hoheit ein paar praktische Dinge mitgebracht, die ihr selbst im Weinköniginnen-Alltag immer geholfen hätten: eine Powerbank, Sonnencreme und Kekse.

Ein Präsent zum Abschied gab es für Katja Simon von der ehemaligen Deutschen Weinprinzessin Charlotte Freiberger-Rabold aus Heppenheim: ein Ring, der nach dem Vorbild ihrer Krone gestaltet wurde. „So kannst du ein Stück deiner Amtszeit immer bei dir tragen.“ Katja Simon habe sich mit dem Amt identifiziert und ihm ein Gesicht gegeben, lobte Freiberger-Rabold das große Engagement der Zwingenbergerin. Jetzt gelte es, die Daumen zu drücken für die Wahl zur Deutschen Weinkönigin am 20. September.

Die Übergabe der Krone von einer zur anderen Hoheit wurde begleitet von einer Gesangseinlage aus Groß-Umstadt. „Was wär‘ der Woi ohne Königin“, schmetterten Bürgermeister René Kirch und Andreas Petermann, Vorsitzender des Umstädter Weinbauvereins ins Mikrofon. Chiara Fischer hat als Weinprinzessin der Odenwälder Weininsel in den vergangenen Jahren schon reichlich Erfahrung als Weinhoheit gesammelt. Noch zwei Monate lang ist die 23-Jährige, die nach der Krönung sichtlich gerührt war, in Doppelfunktion unterwegs. Die angehende Gymnasiallehrerin für die Fächer Chemie und Sport hat im April ihr Studium an der TU Darmstadt beendet und beginnt im Oktober ihr Referendariat am Studienseminar in Heppenheim. So sei sie künftig auch beruflich mit der Bergstraße verbunden, betonte sie in ihrer Antrittsrede. Sie dankte ihrer Vorgängerin Katja Simon, die „mich sehr inspiriert und mir beigestanden hat“. Jetzt freue sie sich auf ihre Amtszeit mit vielen Terminen und darauf, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Der Groß-Umstädter Bürgermeister betonte die Besonderheit der Weininsel am Rande des Odenwalds. „Wir sind Teil der hessischen Bergstraße – gemeinsam sind wir stark.“ Die Stadt sei stolz, dass die Umstädter Weinprinzessin jetzt Gebietsweinkönigin ist. Es sei nicht selbstverständlich, ein solches Amt zu übernehmen: Chiara könne auf viel Unterstützung zählen. René Kirch schloss seine Rede mit einer Einladung nach Groß-Umstadt: In zwei Wochen wird dort Winzerfest gefeiert – „da steht die Weininsel Kopf!“

Das Schlusswort hatte dann der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Philipp-Otto Vock in Vertretung des Landrats Christian Engelhardt. Er überreichte Blumensträuße an die scheidende und neue Weinkönigin und wünschte Chiara Fischer alles Gute: „Ich habe den Eindruck, Sie sind die richtige Wahl.“

Gesangs-Duo: Der Groß-Umstädter Bürgermeister René Kirch (re.) und Andreas Petermann vom Umstädter Weinbauverein sangen ein Lied für die neue Königin. © Thomas Neu
Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren zur Eröffnung des Winzerfestes am Samstagabend auf den Marktplatz gekommen. © Thomas Neu

Bis Sonntag wird in Bensheim gefeiert

  • Das bedeutendste und traditionsreichste Wein- und Volksfest in Südhessen wird seit 1929 vom Verkehrsverein Bensheim ausgerichtet.
  • Zur Eröffnung des Winzerfestes am Samstag auf dem Marktplatz konnte Bürgermeisterin Christine Klein auch Gäste aus der Bundes- und Landespolitik begrüßen. Neben dem hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori war auch Franziska Brantner, Bundesvorsitzende der Grünen, nach Bensheim gekommen, ebenso wie der Bundestagsabgeordnete Michael Meister und die Landtagsabgeordneten Birgit Heitland und Josefine Koebe.
  • Die Bürgermeisterin dankte allen, die sich vor und hinter den Kulissen darum kümmern, dass das Winzerfest auch in diesem Jahr wieder ein Erfolg wird. Sie hob unter anderem den Verkehrsverein hervor und bedankte sich stellvertretend beim geschäftsführenden Vorsitzenden Thomas Herborn und Vereinssekretärin Hilde Deppert .
  • Ebenfalls erwähnte sie das Engagement der Hilfsorganisationen und Einsatzkräfte , die während des Festes für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher sorgen: THW, DRK, DLRG, die Feuerwehren aus Bensheim und den Stadtteilen, die Polizei und das Ordnungsamt sowie der Bauhof, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühmorgens unterwegs sind, um die Hinterlassenschaften des Vortags zu beseitigen.
  • Bis zum Sonntag, 14. September, wird in der Bensheimer Innenstadt gefeiert. Auf die Besucherinnen und Besucher wartet das gewohnt vielfältige Programm – unter anderem mit dem Tag der Betriebe am Montag (8.) sowie der Gebietsweinprobe und dem Tag der Jugend am Freitag (12.).

Redaktion Redaktion Bensheim

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