Marokkanische Kulturgemeinde

Fastenbrechen in Bensheim

Von 
Christa Flasche
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Die Marokkanische Kulturgemeinschaft lädt im Ramadan jeden Abend zum Fastenbrechen ein. © Jürgen Strieder

Bensheim. In der Marokkanischen Kulturgemeinschaft Bensheim begeht man bereits seit zehn Jahren das Fastenbrechen. Beim täglichen, ersten Abendgebet gegen 20 Uhr versammeln sich während des Ramadans regelmäßig um die 60 Personen.

Ramadan heißt übersetzt „der heiße Monat“. Doch das bezieht sich nicht auf die hohe Außentemperatur, die in vielen islamischen Ländern durchaus vorherrscht. Es bezieht sich vielmehr auf die Hitze, die im Inneren entsteht, wenn man Hunger und Durst hat. Eine andere Interpretation deutet den Begriff als das Ausbrennen der Sünde. Der Ramadan folgt den Regeln des islamischen Mondkalenders. Dieser hat aber nur 354 oder 355 Tage. Dadurch verschiebt sich der Ramadan jedes Jahr um zehn oder elf Tage.

Datteln, Wasser, Milch

Gleich hinter der Eingangstür ziehen die Besucher ihre Schuhe aus und stellen sie in ein Regal. Alles ist mit Teppichen ausgelegt und fühlt sich sehr angenehm an. Im Anschluss an das Gebet ist das Fastenbrechen angesagt. Kurz nach 20 Uhr versammeln sich am Samstag dort rund 30 Männer. Der Imam ist die Person, die an vorderer Stelle die Betenden leitet.

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Veröffentlicht
Von
Anna Suckow und Esther Lehnardt
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Wie in der Moschee werden auch hier die Rituale entsprechend befolgt. Im vorderen Bereich haben Mostafa Ben-Et-Taleb, der Vorsitzende des Vereins, und Helfer einen Esstisch aufgebaut, dahinter schließt sich die Freifläche für die Gebete an. Im Islam ist das der abendliche Abschluss eines Fastentages während des Ramadans.

Traditionell wird als erstes eine Dattel gegessen. Andere beginnen mit Wasser oder Milch. Auch auf dem Tisch der Marokkanischen Kulturgemeinschaft befinden sich kleine Teller mit Datteln. Vieles von dem, was an Speisen auf dem Tisch steht, ist ohne Fleisch zubereitet worden, sagt der Vorsitzende des Vereins. Dazu werden Tee, Wasser und für die wenigen Gäste, die von der Stadt aus teilnahmen, auch Limonade gereicht. Dafür, dass der Tisch Tag für Tag immer reichlich gedeckt ist, sorgen entsprechend viele Menschen aus der Kulturgemeinschaft. Wenn etwas übrig bleibt, wird es nicht weggeworfen. Finanziert werden die Speisen und Getränke durch Spenden.

„Für die Menschen, die sich täglich zum Fastenbrechen treffen, spielt der Punkt, nicht alleine zu sein, eine große Rolle“, sagt Mostafa Ben-Et-Taleb. Für die Versammelten sind die Treffen Anker, Austausch, der Kampf gegen Einsamkeit und ein Stück Heimat. Das gemeinsame Fastenbrechen ist auch deshalb für viele Teilnehmenden sehr wichtig. Das gilt ebenso für Hamza, einen jungen Mann, der ebenfalls marokkanische Wurzeln hat und vor Kurzem über die Ukraine, wo er studierte, nach Bensheim kam. Englisch ist kein Problem für ihn und schnell entsteht eine interessante Unterhaltung am Tisch.

Aktuell sind etwa 730 Flüchtlinge in den Zelten am Berliner Ring untergebracht und auch von ihnen nehmen regelmäßig einige teil. Gerade für sie ist die Adresse der Marokkanischen Kulturgemeinschaft eine wichtige Adresse, wo sie Erstberatung und Informationen bekommen.

Mostafa Ben-Et-Taleb sieht den kulturellen, geistigen und religiösen Dialog mit allen lokalen Akteuren zum Wohle der Stadtgesellschaft als sehr bedeutenden Punkt. Der Austausch mit der Politik und Polizei, den Behörden, Institutionen sowie den Kirchengemeinden und Bildungseinrichtungen ist ihm sehr wichtig.

In diesem Jahr endet der Ramadan am 21. April. Dann wird das dreitägige Zuckerfest zelebriert, welches weltweit unter der Bezeichnung Id al-Fitr bekannt ist. Es ist eines der wichtigsten islamischen Feste. cf

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