Bensheim. Verständlich, kreativ und hochspannend: So stellten die Ausnahmetalente die Ergebnisse ihrer einwöchigen Forschung zu Arzneimitteln der Zukunft beim Biotechnologie-Unternehmen CSL Innovation GmbH 150 Gästen aus Schule, Wirtschaft, Politik und Forschung vor. „Wir sind stolz, junge Menschen an die industrielle Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen heranzuführen“, sagte Martina Schneider vom Leadership Team der CSL Innovation GmbH, einem weltweit führenden Biotechnologie-Unternehmen mit Sitz in Marburg, das das Erfinderlabor erstmals als industrieller Partner des Zentrums für Chemie (ZFC) begleitete.
Insgesamt haben acht Oberstufenschülerinnen und acht Oberstufenschüler aus 16 Schulen am 37. Erfinderlabor des ZFC teilgenommen. Sie hatten sich im strengen Auswahlverfahren des ZFC gegen 126 Mitbewerberinnen und 111 Mitbewerber mit ausgezeichneten Schulleistungen und großem Interesse an Naturwissenschaften, Mathematik und Technik durchgesetzt.
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Was haben Pilze aus dem Ozean mit neuen Medikamenten zu tun? Sind Cremes zur Hautpflege oder Behandlung von Hauterkrankungen nützlich – oder enthalten einige womöglich schädliche Zusatzstoffe? Was ist eigentlich ein RNA-Impfstoff? Und wie lässt sich die neue Volkskrankheit Demenz aufhalten? Fragen wie diese bildeten den Auftakt der Abschlusspräsentationen der jungen Forscherinnen und Forscher.
Eloquent erklärten die Schülerinnen und Schüler hochkomplexe wissenschaftliche Zusammenhänge. „Hört man den Begriff Naturstoffe, denkt man vielleicht an Kaffee, Tee oder Kräuter“, erklärte ein Schüler. „Aber so einfach ist es nicht.“ In der Arzneimittelforschung handle es sich bei Naturstoffen um biologische Verbindungen mit therapeutischem Potenzial, die man aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen isolieren könne. „Wir haben gelernt, wie man neue Naturstoffe findet und reproduziert.“ Für ihre Laborexperimente standen den Schülern modernsten Technologien der Philipps-Universität Marburg zur Verfügung.
Organisiert wurde das 37. Erfinderlabor vom ZFC in Kooperation mit dem Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg und CSL Innovation GmbH. „Um gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen, braucht es einen MINT-Unterricht, in dem sich unsere Schüler anhand von gesellschaftlich relevanten Fragestellungen Grundlagen aneignen. Das Erfinderlabor ist eine Schnittstelle für den Transfer von aktueller Forschung aus Universität und Industrie in die Schule“, erklärte Dr. Thomas Schneidermeier die Mission des ZFC. Weshalb MINT-Wissen wichtig ist, verdeutlichten mediale Schlagzeilen, die der Vorstand des ZFC einblendete. Schneidermeier warf die Frage auf: „Was ist Fake und was ist wahr?“ Eine Einordnung falle selbst Erwachsenen oft schwer. „Mit MINT-Wissen ist es aber möglich, Schlagzeilen bewerten zu können“, sagte er.
Helen Chiang: „Die Arbeit im Labor hat viel Spaß gemacht“
„Das 37. Erfinderlabor war eine sehr interessante und besondere Zeit für mich. Ich habe innerhalb kürzester Zeit meinen Horizont extrem erweitert und viele Kontakte geknüpft“, so Helen Chiang aus Bensheim. „Unsere Forschungsarbeiten an der Uni Marburg im Institut für Pharmazeutische Biologie und Biotechnologie haben mir das Thema der Naturstoffe und dessen Forschung näher gebracht. Ich hatte drei sehr engagierte Betreuer, und die Arbeit im Labor hat viel Spaß gemacht. Die Abende mit den anderen Teilnehmern waren immer lustig und entspannt. Ich durfte viele nette Menschen kennenlernen“, sagte die Schülerin vom Goethe-Gymnasium Bensheim.
Im Anschluss an ihre Referate erhielten die Schülerinnen und Schüler wertvolles Feedback und Tipps für die berufliche Zukunft. Was ist ihnen in den Präsentationen besonders gut gelungen? Wo ist vielleicht noch Luft nach oben? „Das war eine großartige Teamleistung und Ihre Begeisterung ist aufs Publikum übergesprungen“, lobte Martin Vey vom Leadership Team der CSL Innovation GmbH die Vortragenden. Auch zeigte er sich begeistert davon, wie sicher die Schülerinnen und Schüler Fachbegriffe angewendet hätten.
Martina Schneider (CSL) stellte Berufsfelder und Einstiegsmöglichkeiten in die Pharmaindustrie vor – besonders interessant für die Schülerinnen und Schüler, die als Gäste an der Abschlussveranstaltung teilnahmen und noch überlegen, wie es nach dem Abitur weitergeht. Clara Prasch lieferte weitere Einblicke. Die Studentin befindet sich im achten Semester des Pharmazie-Studiums und berichtete von ihren Erfahrungen. Hochaktuell und spannend waren nicht nur die Vorträge der Schülerinnen und Schüler. Auch im vorgestellten ZFC-Format „Frag die Minties“ geht es äußerst innovativ zu: In kreativen Clips auf diversen Social Media-Kanälen präsentieren ehemalige Erfinderlabor-Teilnehmende, die nun im MINT-Bereich studieren und von denen zwei (Joelina Gärten und Pablo del Rio) die Abschlussveranstaltung außerdem eloquent moderierten, Aktuelles rund um Zukunftstechnologien neuen Arzneimittel – beispielsweise mRNA-Impfstoffe – oder die Energiewende, etwa zu bioabbaubaren Kunststoffen oder Grünem Stahl. Auch allgemeine Fragen sind bei „Frag die Minties“ Thema, zum Beispiel: Wie läuft ein MINT-Studium ab? Was kann man in einer Bachelorarbeit erforschen? „Die Inhalte können in der Freizeit über Social Media Kanäle konsumiert werden. Sie ergänzen den MINT-Schulunterricht“, so Schneidermeier.
Die Erfinderlabore sind Teil der ZFC-Initiative „Schule 3.0 – MINT for Future“, unterstützt unter anderem von der LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen). Ziel der Initiative ist es, Zukunftstechnologien zu Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz, Energiewende und Arzneimittelentwicklung in den Regelunterricht an Schulen verknüpft mit Basiswissen zu integrieren, um im Fachunterricht eine berufliche Orientierung zu ermöglichen. red
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