Sankt Georg

Fünf Ensembles mit schönster Vielfalt in Bensheim

Chorklassiker „Adventsmusik bei Kerzenschein“ in der ausverkauften Stadtkirche

Von 
Klaus Ross
Lesedauer: 
Die „Adventsmusik bei Kerzenschein“ in der Stadtkirche Sankt Georg war klanglich wie optisch wieder ein besonderes Erlebnis. © Thomas Neu

Bensheim. Fünf beteiligte Vokalensembles, farbiges Repertoire aus sechs Jahrhunderten, dazu bekannte Adventslieder mit Publikumsbeteiligung: Auch die 19. Ausgabe des 2003 initiierten Klassikers „Adventsmusik bei Kerzenschein“ in der ausverkauften Stadtkirche Sankt Georg machte wieder einmal klar, dass diese Traditionsveranstaltung der Bensheimer Konzertchöre in der Region wahrlich einzigartig bleibt. Von der Renaissance bis zur jüngsten Gegenwart reichte das knapp 90-minütige Programm, dessen von den Besuchern mitgesungene Beiträge Gastgeber Gregor Knop an der Orgel begleitete.

Mit Edgar Pettmans beliebter Fassung des baskischen Weihnachtsliedes „Gabriel’s Message“ (1892) und Josef Gabriel Rheinbergers 1893 entstandener Motette „Prope est Dominus“ opus 176/8 hielten Danilo Tepša und sein gut disponierter Chor ars musica zu Beginn zwei feine romantische A-cappella-Sätze parat.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Dazwischen gab es als außergewöhnliches Fundstück ein mit neuem geistlichen Text („Attesa“) versehenes schönes Madrigal der zu den Pionierinnen ihres Faches zählenden italienischen Renaissance-Komponistin Maddalena Casulana. Gewohnt exzellent vorbereitet zeigte sich Gregor Knops Kammerchor Sankt Georg in „Tröstet mein Volk“ opus 39 des Bremer Spätromantikers Eduard Karl Nössler, „A tender shoot“ des Mendelssohn-Schülers Otto Goldschmidt und Mendelssohns später Miniatur „Lasset uns frohlocken“ opus 79/5.

Herausragend präsent

Besonders aufhorchen ließ das eingängige doppelchörige Juwel „O Heiland, reiß die Himmel auf“ des Prager Barockmeister Jan Campanus Vodnansky, bei dem der Kammerchor von den Cantemus-Kollegen trefflich unterstützt wurde. Gregor Knop leitete diesmal in Vertretung von Christoph Siebert auch den mit drei Repertoire-Klassikern herausragend präsenten Kammerchor Cantemus.

Heinrich Schütz’ „Tröstet mein Volk“ SWV 382 (1648), Heinrich Kaminskis „Maria durch ein Dornwald ging“ (1930) und Max Regers „Unser lieben Frauen Traum“ opus 138/4 (1914) bestätigten beispielhaft das hohe künstlerische Niveau dieses stets ambitionierten Ensembles.

Es wartete ein ungewöhnliches Finalstück

Denkbar international präsentierte sich danach der von Constanze van Deyk inspirierend geleitete AKG-Absolventenchor Da Capo mit stimmungsvollen Sätzen des belgischen Renaissance-Vertreters Jakob Arcadelt („Ave Maria“), des litauischen Chormeisters Vytautas Miskinis („Cantate Domino“ von 1997), des schwedischen Kirchenmusikers Otto Olsson („Advent“ opus 33/1 von 1916) und des US-Amerikaners Paul Manz („E’en so Lord Jesus, quickly come“ von 1953). Alle Wiedergaben erfreuten durch charakteristische Frische und Sorgfalt.

Kraftvolles internationales Kolorit versprühte auch die in großer Besetzung vorgetragene Werkauswahl des vor allem von Sabine Wulf geleiteten und von Manfred Hein mehrfach am Klavier begleiteten AKG-Jugendchores.

Mehr zum Thema

Sankt Georg

Das vollständige Weihnachtsoratorium

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Vom lieblich-zarten Ohrwurm „River Carol“ des 1942 geborenen Amerikaners Kirby Shaw führte der Weg dabei über die 2013 herausgekommene Komposition „Ubi caritas et amor“ des Spaniers Josu Elberdin (Jahrgang 1976) und den populären südafrikanischen Friedenshymnus „Ukuthula“ bis hin zum ungewöhnlichen Finalstück „All ihr Christen, freut euch sehr“ – einem zusätzlich mit solistischer Querflöte (Julia Makrynioti) ausgestatteten hübschen Chorarrangement von Bachs „Air“ aus der dritten Orchestersuite BWV 1068.

Harmonisch vereint waren alle fünf Chöre dann im programmrundenden Mittelteil „Wie sich ein Vater erbarmet“ aus Bachs wohl 1726 entstandener B-Dur-Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ BWV 225 (mit vier Ensembles unter Manfred Hein im Kirchenraum und dem Kammerchor Sankt Georg auf der Empore). „Tochter Zion, freue dich“ bildete als Schlussgesang den prächtigen Ausklang, stilvoll eingeleitet durch Gregor Knops vitale Darbietung von Alexandre Guilmants Orgelversion opus 90/16 aus dem Jahre 1904.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim