Naturschutz

Eine blühende Augenweide an der Bensheimer Westtangente

Am Rande der Bensheimer Stubenwaldallee, zwischen den Kreisverkehren Schwanheimer Straße und Robert-Bosch-Straße, hat sich eine große Ackerfläche in eine blühende Augenweide verwandelt.

Von 
Barbara Cimander
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Bensheim. Die gelben Sonnenblumen wiegen sich sanft im Wind, dazwischen blitzen blaue, violette und rote Farbtupfer hervor: Wicken, Korn- und Büschelblumen leuchten in bunten Farben im Sonnenschein um die Wette. Am Rande der Stubenwaldallee, zwischen den Kreisverkehren Schwanheimer Straße und Robert-Bosch-Straße, hat sich eine große Ackerfläche in eine blühende Augenweide verwandelt. Die Wiese der Familie Schweickert steht derzeit in voller Blüte. Das ambitionierte Crowdfunding-Projekt des landwirtschaftlichen Betriebs aus Schwanheim hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Auf exakt 20 268 Quadratmetern Acker wurden im Frühjahr unter dem Motto „Wir wollen Blühwiese“ bienenfreundliche Blumen- und Gräsersamen ausgesät – mit Unterstützung der Bensheimer Bevölkerung und etlicher Unternehmen aus der Umgebung. Die Familie hatte Bürger und Betriebe zum Mitmachen aufgerufen: Pro gesammeltem Euro wurde ein Quadratmeter Blühwiese angelegt. Ziel der Familie ist, damit einen Beitrag zum Artenschutz und zur biologischen Vielfalt in Bensheim zu leisten und Insekten, Vögeln und Wildtieren Nahrung und einen Lebensraum zu bieten.

„Es ist ein schönes Gefühl, dass es geklappt hat – trotz der Trockenheit in diesem Jahr“, betont Beate Schweickert, während sie den Blick über die bunte Fläche schweifen lässt. Zweimal wurde im Frühjahr nach der Aussaat die Beregnungsmaschine angeworfen, damit die Samen keimen konnten. Eine weitere Bewässerung ist jetzt in der Blütezeit nicht mehr nötig – über einen kräftigen Landregen würden sich die Schweickerts selbstredend derzeit aber mehr als über alles andere freuen.

Die Blühwiese ist in erster Linie das Projekt der Nachwuchs-Generation der Schweickerts: Christoph Schweickert und seine Freundin Ina Fleck sowie Mark Schweickert. Sie haben im Internet das Crowdfunding initiiert und bei Instagram Werbung für die Umwelt-Aktion gemacht. Dass am Ende so viele Unterstützer zusammenkamen – Privatleute wie Firmen – darauf ist die Familie zu Recht stolz. Und es waren nicht nur Bensheimer oder Bergsträßer, die für die Blühwiese einen Beitrag geleistet haben. Mithilfe mehrerer 1000-Euro-Spenden von ortsansässigen Betrieben konnte die Wiese auf ihre am Ende sehr stattliche Größe von gut zwei Hektar anwachsen. In der nächsten Woche möchten die Schweickerts mit einer kleinen geselligen Feier am Rande des blühenden Felds den Großspendern Danke für ihre Unterstützung sagen.

Die Stadt Bensheim war ebenfalls mit im Boot, beteiligte sich sowohl finanziell als auch in Form von Sachleistungen. Die städtische Umweltberaterin Maria Romero Martin hat die Familie beim Saatgut beraten. Denn dabei ging es auch um den richtigen Mix, der auf die Region und die hier lebenden Insekten und anderen Tiere optimal zugeschnitten ist. Sechs Mischungen mit insgesamt 150 verschiedenen Pflanzen wurden getrennt voneinander ausgesät.

Von der ursprünglichen Überlegung, alle Samen zu mischen, wurde wieder Abstand genommen, „weil kleinere Arten sonst eventuell unterdrückt worden wären“, erklärt Ina Fleck beim Besuch auf der Blühwiese. Bis in den November hinein soll der Acker in Blüte stehen. Die verschiedenen Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten sollen garantieren, dass über einen möglichst langen Zeitraum Tieren Nahrung geboten werden kann.

Dass die bunte Weide ihren Zweck erfüllt, lässt sich beim genaueren Hinsehen auch sofort beobachten. Wildbienen summen über dem bunten Feld und fliegen von einer Blüte zur nächsten. Auch mit Bergsträßer Imkern, die ihre Bienenkästen vorübergehend nahe der Blühwiese platzieren möchten, stehen die Schweickerts in Kontakt.

Daneben ist natürlich auch die Bevölkerung eingeladen, sich ein Bild vom bunten Acker zu machen. Sogar eine erhöhte Holz-Plattform – errichtet von einer Unterstützer-Firma – wurde inmitten des Feldes platziert. Von hier aus hat man einen noch besseren Überblick. Auch für Kindergarten-Gruppen oder Schulklassen sei die Blühwiese ein tolles Anschauungsobjekt, finden die Schweickerts.

Die Familie freut sich über jeden Besucher, der die bunte Wiese bewundert und bestaunt, bittet aber gleichzeitig um etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: Die Blumen sollten nicht für die heimische Vase gepflückt werden. Denn was als Deko-Objekt zu Hause im Wohnzimmer landet, kann eben nicht länger Wildbiene, Hummel oder Schmetterling als Nahrungsquelle dienen.

Bis über den Winter sollen die Pflanzen stehen bleiben. Wie es im nächsten Jahr weitergeht und ob bereits ein neues Projekt in Planung ist, wird noch nicht verraten. „Ich bin mir sicher, die jungen Leute lassen sich wieder was einfallen“, sagt Beate Schweickert lachend. Bis dahin hat die Familie auf ihrem Hof auch so alle Hände voll zu tun – um den tierischen Nachwuchs kümmern, zum Beispiel: Vor wenigen Tagen wurde ein Kälbchen geboren, dass von seiner Mutter nicht angenommen wurde und deshalb von den Schweickerts mit der Flasche aufgezogen wird.

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Das kleine Kälbchen der Schweickerts, einen Tag nach seiner Geburt. Es wird von der Familie von Hand aufgezogen. © Gutschalk

Redaktion Redaktion Bensheim

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