Parktheater - Das Huub Dutch Duo beweist in Bensheim, das manche Geräte zu mehr gut sind als nur für die Hausarbeit

Eine abendfüllende Wäscheleine

Von 
Janina Stengel
Lesedauer: 
© Ernst Lotz

Bensheim. Kübel und Wäscheleine sind nur was für die Hausfrau? Das Huub Dutch Duo bewies im Bensheimer Parktheater, dass eine Plastikwanne und eine knallrote Wäscheleine noch viel mehr können, als bloßes Haushaltsgerät zu sein. Und was ein Mann mit einem Besenstiel alles veranstalten kann, wurde im neuen Programm "Jetzt kübelt's" ebenfalls eindrucksvoll demonstriert. Zwei charmante Künstler, flotte Musik und ein ungewöhnliches Instrument, es war die perfekte Mischung für einen lauen Sommerabend vor ausverkauftem Saal.

Der Gegenstand, mit dem sich Huub Weijers zunächst ins Publikum schlich, sorgte für Aufsehen. Ein schwarzer Kübel, an dem eine rote Wäscheleine und Maracas befestigt sind - dass das scheinbar zusammengebastelte Gerät den Titel "Instrument" verdient, scheint beinah unvorstellbar. Doch mit einem sanften Zupfen an der straff gespannten roten Schnur stimmte Weijers gleich zu Beginn mit "Cheek to Cheek" auf einen besonderen Musikabend ein.

Raue Stimme - rote Schnur

Seine Stimme rau, soulig, dazu die schwingende rote Schnur, der kontrabassähnliche Töne entlockt wurden. Das Publikum war gleich von Anfang an dabei und schnippte im Takt. "Wäscheleinophon, erstbeste Lidelqualität," erklärte der aus Holland stammende Sänger zwinkernd. Unterstützt wurde der Mann mit Schlapphut von Pianist, Komponist und Texter Chris Oettinger, dessen mal sanftes, mal rasantes Spiel die originellen Stücke unterstrich. "Das nächste Lied ist von Paolo Conte. Er konnte leider nicht kommen, deswegen sind wir für ihn da", so Weijers. Den Unterschied merkte man nicht.

Zwei-Mann-Bigband

Mit einer Mischung aus Chanson, New Orleans, Swing, Blues, Jazz und Boogie schleiften die beiden Künstler das Publikum durch verschiedene Musikgenres. Dabei immer augenzwinkernd und mit einer ordentlichen Portion Humor. Egal ob "Mein kleiner grüner Kaktus" umgeschrieben wurde zu "Mein großer schwarzer Kübel" oder französische Chansons, die sehnsüchtig dargeboten Paris vor dem inneren Auge aufziehen ließen. Die beiden können sanft und charmant, aber auch rau und laut, dieses ungewöhnliche Duo passt in keine Schublade. Eine Zwei-Mann-Show, die locker mit einer Bigband mithalten kann.

Zu bluesigem Pianospiel schwang Weijers gerne mal den Gartenschlauchtrichter oder griff zur Trompete. Vom Mysterium der Liebe erzählte das Stück "So ist es" aus der Feder von Chris Oettinger, über das, was man am Menschen liebt. Die dunklen Töne gedehnt vorgetragen, dann wieder kurz und hart oder zärtlich, mal mit einem winzigen Hauch Erotik und dazu immer das einprägsame Schnippen der Wäscheleine. Doch nicht nur Stücke aus eigener Hand standen an diesem Abend auf dem Programm. "Wir sind bei unserer Suche auf Wilhelm Busch gestoßen", kündigte Weijers die berühmten Bubenstreiche von Max und Moritz an.

Klassik und Swing passen eben doch zusammen, besonders wenn sie so lustig vertont werden und Kindheitserinnerungen wahr werden lassen. Flott und unterhaltsam wurde eine ganz eigene Interpretation der Schandtaten geboten. Mal wurden die sterbenden Hühner imitiert - dramatisch untermalt vom Klavier - oder wird das Gesicht verzogen zur schrillen Stimme von Witwe Bolte.

Musik zwischen den Zähnen

Musik zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpresst, dann wieder ganz schnell aufeinander folgende Töne, um die Spannung zu steigern. "The Blues" war dagegen ein Stück in bester Swingmanier, dass zum Kopfnicken im Takt einlud und das Publikum zum fleißigen mitmachen animierte. Mit charmanter Stimme und viel Witz erzählte ein weiteres Stück aus Oettingers Feder vom vertrottelten Ehemann, der es mit dem Alltag und dem Aufräumen nicht so genau nimmt. Aber bei dieser Vortragsweise verzeiht man so etwas gerne, legte der Holländer auch schon mal eine kleine Tanzeinlage ein.

Die Lieder des Duos sprühten vor Witz und Energie, Romantik und Tempo, wussten sich beide doch mit Haushaltsmitteln zu helfen. Die kleine Besetzung lieferte eine große Show, in der jeder auf seine Kosten kam - swingten sich die beiden doch in das Herz der Zuschauer. Das Duo wurde selbst nach zwei Stunden purer Unterhaltung nicht so schnell von der Bühne gelassen. ste

Freie Autorin

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger