Taunusanlage

Ein Park für Skater und junge Sportler in Bensheim

Von 
Dirk Rosenberger
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Skateranlage, Basketball, Fußball und Co.: So stellt sich Initiator Harry Hegenbarth den Bewegungspark an der Taunusanlage vor. © Katja Meradji

Bensheim. Kreativität und ein großes Herz für Benachteiligte gehören zur DNA von Harry Hegenbarth wie Basketball und Familienliebe. Während der Corona-Pandemie war der Familienvater oft im Freien unterwegs, immer auf der Suche nach ein bisschen Abwechslung für den energiegeladenen Nachwuchs.

„Es hatte ja alles zu, der Vereinssport lag brach, die Schulen waren im Lockdown. Eine schwierige Zeit für die Jugend“, fasst der 42-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung zusammen. Um den Söhnen und als Jugendwart des VfL den jungen Spielern wenigstens ein bisschen was bieten zu können, kam er ganz schön weit rum in der Region – und sah sich zurück in der Heimat in dem bestätigt, was ihn schon seit Jahren beschäftigt: In Bensheim fehlt vor allem ein Angebot für die Jugend. „Ich bin da noch in einer anderen Stadt großgeworden“, meint Hegenbarth.

Bessere Perspektiven bieten

Damals habe es ein großes Jugendzentrum mit Disco im Keller gegeben, Auftrittsmöglichkeiten für Bands, Ferienspiele mit 800 Teilnehmern, Vorfinanzierungsfeten von Schulen, die Skater hingen am Beauner Platz ab und in der Bleiche gab es einen brauchbaren Basketballcourt.

Seit jenen Tagen ist in der größten Stadt im Kreis aber unzweifelhaft ein bisschen was auf der Strecke geblieben – und die virusbedingten Ausfällen haben die Situation nicht entspannt. Gedanken macht sich Hegenbarth schon länger, an welchen Stellschrauben am effektivsten zu drehen ist, um dem Nachwuchs in der Stadt eine bessere Perspektive bieten zu können, besonders denjenigen, die nicht in den vielen Vereinen gut untergebracht sind.

Die Initialzündung für ihn war ein Bericht in dieser Zeitung über die Skateranlage am Weiherhausstadion. Die musste geschlossen werden, weil Vandalismus und der Zahn der Zeit ihre Spuren hinterlassen hatten. Kommunalpolitisch wurden dabei die Optionen eines Neu- oder Wiederaufbaus abgewogen.

Der Showmaker-Chef nahm daraufhin Kontakt mit Skatern auf, führte Gespräche, was ihnen wichtig wäre und wie aus ihrer Sicht eine neue Anlage aussehen müsste. „Schnell war klar: Eigentlich braucht es eine große zusammenführende Lösung, nicht nur für die Skater.“ Auf der Suche nach einem Grundstück blieb Hegenbarth am südlichen Ende der Taunusanlage hängen. Dort befindet sich bereits ein nicht optimal zu bespielender Basketballkorb, ansonsten dümpelt der Bereich vor sich hin.

Die Idee: Auf dem Grundstück soll ein Bewegungspark für alle Altersklassen – letztlich aber mit einem klaren Fokus auf ältere Kinder und Jugendliche – entstehen. Für Skater und Scooterfahrer könnte es eine vandalismussichere Anlage aus Stein geben. Ein Basketballplatz mit mehreren Körben und ein Soccercourt (kleiner Fußballplatz) – beide im Käfig – sollen ein kombiniertes und zu jeder Zeit frei zugängliches Angebot schaffen, das es so geballt an einem Standort bisher in Bensheim nicht gibt. Hinzu kämen in der Vorstellung des Initiators mehrere Parkour-Element, eine kleine Tribüne aus Natursteinen und die Einbindung vieler Kräfte aus der Stadtgesellschaft. „Denkbar wäre, dass wir einen Schiffscontainer mit Trainingsausrüstung dort aufstellen und Vereine dort freies Training anbieten. Basketball, Tanz, Turnen und Fußball wären zum Beispiel möglich“, so Hegenbarth.

Soziale Kontrolle

Seiner Meinung nach schafft das auch die notwendige soziale Kontrolle, die ohnehin durch eine qualitativ hochwertige Ausführung beim Bau des Parks verstärkt werden dürfte. „Dann passen die Jugendliche selbst drauf auf. Niemand will durch Glasscherben skaten, weil dort vorher jemand eine Flasche zerdeppert hat.“ Für ihn wäre die Umsetzung ein großer (und kostspieliger) Baustein auf dem Weg, Bensheim als Schul- und Vereinsstadt mit vielen jungen Familien mit einem geschärften Profil zu präsentieren.

Die Pandemie habe besonders diese Altersgruppe hart getroffen. „Sie mussten auf so viel verzichten und haben es verdient, dass wir als Stadtgesellschaft eine Antwort geben und für sie etwas gestalten.“ Worauf Harry Hegenbarth aber Wert legt: Gestaltet wird nicht über die Köpfe der künftigen Nutzer hinweg, sondern nur mit ihnen. Sie müssten in alles eingebunden werden und konkret benennen können, was sie haben wollen.

Die Ausgangslage: In den vergangenen Wochen hat der Bensheimer viele Gespräche geführt. Er wurde im Rathaus vorstellig, hat die Fraktionen abgeklappert, saß im Ortsbeirat. Seinem Eindruck zufolge stieß die Idee auf offene Ohren und durchaus auf Unterstützung. In den Fachausschüssen sowie final in der Stadtverordnetenversammlung am 2. Juni soll daher ein Grundsatzbeschluss gefasst werden, in dem der Bau und Betrieb in der Taunusanlage begrüßt wird. Rahmenbedingungen hat die Verwaltung schon festgelegt. Betriebs- und Unterhaltungskosten würde die Stadt übernehmen, ebenso wie die Ausgaben für eine notwendige Änderung des Bebauungsplans. Voraussetzung ist, das Harry Hegenbarth das Konzept konkretisiert und mit einer Kostenschätzung hinterlegt. Die Errichtung der gesamten Anlage müsste ebenfalls von privater Seite – sprich Hegenbarth und potenziellen Mitstreitern – übernommen werden. Sind die Bedingungen erfüllt, braucht es abschließend einen Projektbeschluss durch das Stadtparlament.

Die Finanzierung: Der größte Knackpunkt ist wie immer das liebe Geld. „Das wird die größte Fundraising-Aktion, die ich jemals gemacht habe. Dazu brauchen wir alle in Bensheim und viele Unternehmerinnen und Unternehmer“, bekennt Hegenbarth. Und weil die lokale Eingrenzung nicht ausreichen wird, braucht es Sponsoren, Stiftungen, private Gönner – eben alle, die der Jugend etwas Gutes tun wollen. Nach Gesprächen mit Planern und Architekten sowie bei seiner Arbeit für die alla-hopp-Anlagen der Dietmar-Hopp-Stiftung rechnet der Kommunikationsexperte mit Kosten von mindestens 500 000 Euro. Die wollen erstmal eingeworben werden. Hegenbarth ist jedoch zuversichtlich, mit seiner Idee und seinem Enthusiasmus potenzielle Unterstützer begeistern zu können. Verständnis hat er, dass die Stadt in schweren Haushaltszeiten nicht einfach selbst in ein solches Großprojekt investieren kann.

Die Hoffnung: Mit dem Riesenprojekt verbindet der Familienvater einen großen Wunsch: Alle sollen an einem Strang ziehen. Das betrifft nicht nur die Kommunalpolitik, sondern die Stadtgesellschaft in ihrer Gesamtheit. Dafür sind Ausdauer und gute Nerven gefragt. Für den 42-Jährigen steht deshalb außer Frage, alle Menschen, die das Vorhaben berührt, mitzunehmen. Dazu zählen auch die Anwohner.

Der Zeitplan: „Ich will das so schnell wie möglich umsetzen“, erhält man als Antwort auf die Frage nach den zeitlichen Vorstellungen. Sobald der Grundsatzbeschluss vorliegt, werde man Vollgas geben. Er glaube an eine zügige Realisierung, wohlwissend, dass diese neben den Finanzen von mehreren Faktoren abhängig ist. Viele Jahre sollten nach Möglichkeit aber nicht ins Land gehen, bevor die ersten Stunts auf den Rampen gestanden oder Körbe geworfen werden können.

Der Ausblick: Der Bewegungspark wäre „ein erster Aufschlag mit großer Wucht“. Allerdings bräuchte es weitere Puzzleteile, um ein umfassendes und nachhaltiges Angebot für die Jugend etablieren zu können und um in Kontakt mit den Jugendlichen zu kommen. Das betrifft Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten in den Stadtteilen, aber auch die Jugendkultur mit Möglichkeiten, abzuhängen und sich zu treffen. An der Taunusanlage will Hegenbarth auch mit Jugendförderung und Streetworkern arbeiten. „Wir müssen es gemeinsam schaffen, dass die jungen Menschen in dieser Stadt sich wieder mehr entfalten können. Sonst kommt irgendwann niemand mehr nach, der sich für die Stadt engagieren will“, plädierte er abschließend für eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung.

Am südlichen Ende der Taunusanlage Richtung Berliner Ring und Geschwister-Scholl-Schule könnte ein neuer Bewegungspark entstehen. © Neu

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