Bensheim. Geschafft – die achtjährige Lena steht am Mittwochmorgen mit ihrer Mutter vor dem Impfzentrum am Berliner Ring und schaut noch ein bisschen skeptisch. Vor einer Viertelstunde hat sie ihre erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten und ist „eigentlich ganz glücklich“, meint sie. Aber so ein Piks in den Oberarm will halt auch erstmal verkraftet sein. „Das ist aber bei jeder Impfung so, das hat nichts mit Corona zu tun“, erklärt ihre Mutter.
Überzeugungsarbeit habe man dennoch nicht groß leisten müssen. Für die Familie sei schon seit einiger Zeit klar gewesen, dass sich die Kinder immunisieren lassen, sobald es möglich ist. „Ich habe nämlich keine Lust, krank zu werden oder andere anzustecken“, ergänzt die Schülerin, bevor es ab nach Hause geht – dort wartet ein schönes Frühstück zur Belohnung.
160 Dosen täglich
In dem Bürogebäude an der Ecke Europa-Allee, das bis Ende September das Impfzentrum Bergstraße beheimatete, startete der Kreis am Mittwoch sein Angebot für die Fünf- bis Zwölfjährigen. 160 Dosen täglich, der Ansturm auf die Termine an den ersten beiden Tagen war enorm. Nach drei Stunden war (wie berichtet) alles ausgebucht.
„Wir hätten auch mehr machen können, wollen aber erst einmal Erfahrungswerte sammeln“, erklärte Landrat Christian Engelhardt bei einem Gespräch vor Ort. In der ersten Januarwoche wird an vier Tagen geimpft, freie Termine gab es für diesen Zeitraum noch einige. Analog zu den Erwachsenen wird immer samstags Nachschub für die übernächste Woche freigeschaltet. Man freue sich, einen Beitrag zur Kampagne leisten zu können und dadurch auch die Kinderärzte zu unterstützen und ein stückweit zu entlasten, ergänzte Engelhardt.
In ruhiger Atmosphäre sollen die Jüngsten ihre Impfung erhalten, auch deshalb reizt man die Kapazitäten nicht aus. Zum Vergleich: Als das Impfzentrum bei den Erwachsenen unter Volllast fuhr, erhielten 1500 Personen täglich eine Spritze. Davon ist man bewusst sehr weit entfernt, zumal die Mitarbeiter am Anfang auch schauen müssen, wie schnell die Kinder tatsächlich die Stationen durchlaufen. Hektik soll dabei keinesfalls aufkommen. „Wir haben mit der doppelten Zeit im Vergleich zu den Älteren kalkuliert“, erläutert Markus Stracke. Der stellvertretende Abteilungsleiter des Bereichs Gefahrenabwehr koordiniert die Impfstellen im Kreis.
Einerseits geht es dabei um einen einfühlsamen Umgang mit den Kindern, andererseits sollen die Eltern in Ruhe beim Arztgespräch ihre Fragen beantwortet bekommen. Bei der Premiere funktionierte das am gestrigen Vormittag dem Augenschein nach gut. Von Hektik jedenfalls keine Spur, nach der Anmeldung und der Überprüfung der Unterlagen gingen die Kinder mit ihrer Begleitperson in einen der vier Impfräume. „Ein Team kümmert sich immer um zwei Räume“, so Stracke.
Angebot läuft bis Ende Januar
Zum Personal zählen auch Kinderärzte, da die meisten in ihren Praxen selbst impfen, konnte der Kreis nicht so viele rekrutieren. „Wir haben ehemalige Impfzentrumsmitarbeiter angefragt und mit eigenen Leuten aufgefüllt“, bemerkten Engelhardt und Stracke. Zu Engpässen sollte es von dieser Seite aus nicht kommen.
Nach dem Piks geht es für die Kleinen (und nicht mehr ganz so Kleinen) in den Wartebereich, wo – wie bei den Erwachsenen – die Kinder eine Viertelstunde zur Kontrolle bleiben, bevor sie entlassen werden. Ein Einbahnstraßensystem minimiert die Begegnungen im Gebäude, das ohnehin bekanntermaßen weitläufig konzipiert ist. Altersgerechte Deko, darunter ein großer Playmobil-Feuerwehrmann, und Stoffdrache Nila, das Maskottchen des Nibelungenlands, hübschen die naturgemäß nüchterne Büroumgebung auf. Bis Ende Januar – so lange läuft der Mietvertrag – will der Kreis am Berliner Ring Kinder impfen. Danach werden die Impfungen an den drei Anlaufstellen für die Älteren in Heppenheim (Infectopharm), Rimbach (Odenwaldhalle) und Viernheim (Bürgerhaus) fortgeführt. „Es ist absehbar, dass der Ansturm dort ein wenig nachlassen wird, so dass wir die Kinderimpfungen integrieren können“, verdeutlichte der Landrat. Die in Bensheim gewonnenen Erkenntnisse sollen zu einem reibungslosen Ablauf beitragen.
Grundsätzlich geht der Behördenleiter davon aus, dass die Impfzentren selbst bei nachlassendem Interesse unter Umständen über Anfang April (so lange läuft bisher die Finanzierungszusage von Bund und Land) hinaus in Betrieb bleiben. Es müsse einen guten Austausch mit den Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung geben, um zu überprüfen, ob die Praxen wieder komplett übernehmen können oder die Impfzentren als Baustein länger offen bleiben.
Aktuell sinkt die Nachfrage bei den Erwachsenen ohnehin kaum, was auch mit der Empfehlung der Stiko zusammenhängt, schon drei Monate nach der Zweitimpfung sich boostern lassen zu können. „Die Biontech-Termine sind zurzeit ausgebucht“, bemerkte Stracke – was auf die bekannten Lieferschwierigkeiten zurückzuführen ist. Der Kreis erhalte vom Bund nur 20 Prozent der maximal bestellbaren Menge.
Bei Moderna gibt es dieses Problem nicht. Für das Vakzin des amerikanischen Herstellers sind etwa 80 bis 85 Prozent der Termine belegt. Eine Stichprobe am Mittwoch zeigte, dass man sogar am gleichen Tag in Rimbach oder Viernheim eine Impfung hätte bekommen können.
Eine Immunisierung ist nach wie vor der beste Schutz vor einer schweren Erkrankung, oftmals verhindert sie auch eine Infektion. Im Kreis sind die Fallzahlen und damit die Inzidenz weiter rückläufig. Landrat Christian Engelhardt geht auf Nachfrage davon aus, dass die Werte für den Kreis auch nach den Feiertagen belastbar sind. Eine Meldeverzögerung gebe es nicht.
Info: Termine unter www.kreis-bergstrasse.de/aktuelles-veroeffentlichungen/corona/terminvereinbarung-impfen/
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