Bensheim. Bienen summen, Hummeln brummen, Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte: Auf einer weitläufigen Blühwiese an der Bensheimer Westtangente sollen Insekten und andere Tiere in diesem Frühjahr und Sommer einen wahren Festschmaus vorfinden. Auf einem derzeit noch kahlen Acker werden schon bald Gräser, Blumen und Kräuter sprießen – so entsteht neuer wichtiger Lebensraum für Insekten, Vögel und Wildtiere.
Initiator dieser Aktion mit dem Namen „Wir wollen Blühwiese!“ ist die Familie Schweickert, die in Schwanheim einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Hofladen führt und für ihr Projekt möglichst viele Mitstreiter – Privatpersonen ebenso wie Firmen – gewinnen will. Pro gesammelten Euro will die Familie einen Quadratmeter Blühwiese anlegen und damit einen Beitrag zum Artenschutz in Bensheim leisten. Das Projekt ist schon erfolgreich angelaufen: Aktuell können rund 14 000 Quadratmeter blühende Wiese realisiert werden – das entspricht in etwa zwei großen Fußballfeldern. Und es sollen noch mehr werden.
Im vergangenen Jahr haben die Schweickerts im kleineren Rahmen eine ähnliche Aktion gestartet – auf ihre eigenen Kosten. 1800 Quadratmeter Bienenweide wurden angelegt – ein Quadratmeter für jeden Follower, die der Betrieb in den sozialen Medien Instagram und Facebook zum damaligen Zeitpunkt hatte.
Gesellschaft mit ins Boot holen
Parallel wurden Samentütchen im Hofladen angeboten – diese fanden jedoch nur wenige Abnehmer. Das wiederum hat die Familie enttäuscht, erzählt Christoph Schweickert im Gespräch mit dieser Zeitung. An die Landwirtschaft als großer Flächennutzer würden oft viele Forderungen gestellt, doch es sei wichtig, dass auch die Gesellschaft beim Thema Artenschutz mitmache. „Alle sehen die Verantwortung bei der Landwirtschaft, doch in den Gärten wird oft viel zu wenig getan, um die Biodiversität zu fördern“, sagt Christoph Schweickert. Deshalb will die Familie in diesem Jahr die Bensheimer Bevölkerung aktiv mit ins Boot holen: Wer sich selbst keine Arbeit machen will oder keinen Garten für eine blühende Wiese hat, kann dennoch seinen Beitrag leisten und mithelfen, dass die Bienenweide an der Westtangente noch ein paar Quadratmeter größer wird.
Die Schweickerts haben dafür ein Crowdfunding initiiert, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Auf der Seite www.startnext.com/bluehwiese-schweickert/ können sich Interessierte schon mit wenigen Euro beteiligen – und erhalten dafür, je nach Betrag, sogar ein kleines Dankeschön. Zum Beispiel ein Postkartenset oder eine kleine Flasche Öl aus eigener Herstellung.
Auch mehrere ortsansässige Firmen hat die Familie Schweickert schon ins Boot geholt – sie lassen mit jeweils einem Betrag von 1000 Euro die Blühwiese gleich um 1000 Quadratmeter anwachsen. Einen Beitrag leistet außerdem die Stadt Bensheim, sowohl finanziell als auch in Form von Sachleistungen. „Ich danke der Familie Schweickert für diese tolle Aktion und hoffe auf viele Unterstützer. Gerne unterstützt auch die Stadt dieses Projekt mit einem Zuschuss für das Saatgut, damit die Äcker bald in voller Blüte stehen“, sagt Bürgermeisterin Christine Klein, die gemeinsam mit Steffen Giegerich vom Team Klimaschutz, Umwelt und Energie bei einem symbolischen Spatenstich auf dem Acker dabei war.
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150 verschiedene Arten
Die städtische Umweltberaterin Maria Romero Martin hat die Familie beim Saatgut beraten. Denn hier kommt es auf die richtige Mischung an, die auf die Region und die hier lebenden Insekten und anderen Tiere optimal zugeschnitten ist. „Wir wollen möglichst viele Arten auf unserer Blühwiese“, erklärt Christoph Schweickert. So gibt es sechs verschiedene Mischungen, die getrennt voneinander ausgesät werden. Jede Mischung enthält rund 40 bis 50 Pflanzen – insgesamt sind es rund 150 Arten, die auf dem Acker sprießen sollen. Von Beifuß über Ringelblume und Schafgarbe bis Wilde Möhre.
Der Acker, der sich an der Stubenwaldstraße zwischen den beiden Kreiseln Schwanheimer Straße und Robert-Bosch-Straße befindet, misst rund 24 000 Quadratmeter. „Wir könnten aber auch noch mehr Blühwiese anlegen“, betont Christoph Schweickert, zum Beispiel als Blühstreifen entlang von weiteren Ackerflächen, die an die Westtangente grenzen.
Das in bunten Farben blühende Feld soll nicht nur ein echter Leckerbissen für Insekten sein, sondern auch die Menschen erfreuen. Auf einer erhöhten Besucherterrasse aus Holz, die eigens zu diesem Zweck von einer Unterstützer-Firma angefertigt wird, kann man im Sommer seinen Blick über das Blütenmeer schweifen lassen.
Für die Tierwelt erfüllt die Blühwiese gleich mehrere Zwecke. Im Sommer dient sie Insekten als Nahrungsquelle. Später, wenn die Pflanzen anfangen abzureifen, bedienen sich gerne Vögel und Wildtiere an den Samen. Die abgestorbenen Pflanzen sind dann vor allem im Winter für Insekten weiterhin ein wichtiger Lebensraum.
Ausgesät werden die Samen je nach Wetterlage Ende April/Anfang Mai. So lange wollen die Schweickerts weiter Geld für das Projekt sammeln. Das Crowdfunding im Internet ist bis 10. März aktiv. Wer sich später noch beteiligen möchte, kann sich direkt im Hofladen des Bauernhofs Schweickert melden. Die Familie hofft, dass mit Hilfe der Bensheimer Bevölkerung im Westen der Stadt eine „riesige Blühwiese“ entsteht.
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