Goethe-Gymnasium

Ein Abend für die Kinderrechte

Auftaktveranstaltung für die „Wochen der Zivilcourage“ an fünf Bensheimer Schulen

Von 
Lea Fiehler
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Im Goethe-Gymnasium fand mit einem Abend zu Kinderrechten der Auftakt für die Wochen der Zivilcourage in Bensheim statt. Den Impulsvortrag hielt Christa Kaletsch, Vorsitzende von Makista e. V. Frankfurt. © Thomas Neu

Bensheim. „Kinder und Jugendliche müssen bei allen sie betreffenden Angelegenheiten beteiligt werden – würden Sie dem zustimmen?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde zum Thema Kinderrechte, die am Dienstag im Bensheimer Goethe-Gymnasium stattfand. Der interaktive Abend markierte den Auftakt der Wochen der Zivilcourage: Fünf Bensheimer Schulen sind beteiligt und bieten in den kommenden zwei Wochen Workshops und Projekte unter dem Motto „Bock auf Hoffnung?“ an.

„Kinder werden oft unterschätzt“, sagte Christa Kaletsch, die durch den Abend führte. Kaletsch ist Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Vereins Makista, der die Courage-Wochen als Kooperationspartner begleitet. Der Verein engagiert sich für die Durchsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen und bietet Fortbildungen in Schulen und Kitas an. Kaletsch betonte: Dort, wo Kinder eingeladen werden, Entscheidungen mitzugestalten, bringen sie sich auch ein.

Lehrkräfte und Pädagoginnen aus Bensheim und Umgebung, ein paar Mütter und ein Onkel hatten ihre Stühle zu einem Halbkreis zusammengeschoben und diskutierten über ein Wahlrecht ab 16, über die Schutzbedürftigkeit der Kinder, über Handyverbote. Viele Stuhlreihen hinter ihnen blieben dabei leer. „Es geht um Kinderrechte und die Erwachsenen kommen nicht“, bemerkte eine Mutter.

Kaletsch stellte Lernmethoden vor, mit denen Kinder von klein auf verstehen sollen, dass Demokratie gelebt und gestaltet werden muss – auch von ihnen selbst. Bedeutet das, Kindern alle Entscheidung selbst zu überlassen? „Ich kann nicht mit einem Säugling diskutieren, ob eine Impfung wichtig ist. Das muss ich für mein Kind entscheiden“, warf eine Teilnehmerin in die Runde.

Kaletsch aber verdeutlichte: Der Anspruch sei es, Kinder alters- und entwicklungsgerecht zu beteiligen. Ihnen nicht bloß Regeln von außen aufzuerlegen, sondern sich die Zeit zu nehmen und erklären, warum diese wichtig sind.

Am Beispiel Smartphone bedeute das etwa, das Recht auf Information und Teilhabe der Kinder und Jugendlichen zu achten und diese zugleich über die Gefahren aufzuklären, die eine Einschränkung ihrer Handynutzung begründen. So könne man Regeln auch gemeinsam entwickeln: „Wenn man Kinder gut mitnimmt, treffen sie in der Regel von selbst sehr schutzrechtlich orientierte Entscheidungen“, sagte Kaletsch.

Sie plädierte dafür, Kinderrechte nicht nur zu achten, sondern auf diese auch konkret in der Arbeit und im Alltag mit Kindern und Jugendlichen zu verweisen. Ein Kind, das über seine Rechte aufgeklärt ist, könne dann klar benennen, wenn diese verletzt werden – etwa wenn eine Aufsichtsperson unangekündigt die Umkleide betritt und die Intimsphäre der Kinder verletzt.

Die UN-Kinderrechtskonvention wurde 1992 in der Bundesrepublik ratifiziert – damit hat sich Deutschland völkerrechtlich dazu verpflichtet, diese umzusetzen. Das Bewusstsein für Kinderrechte sei in den letzten Jahren und insbesondere seit der Corona-Pandemie zwar angestiegen, sagte Kaletsch. Trotzdem würde man Kinder und Jugendliche in ihrer Expertise und ihren Ideen nach wie vor zu wenig ernst nehmen.

„In ein paar Jahren werden aus den Kindern junge Erwachsene, die wahlberechtigt sind und die sich einfach nicht mitgenommen fühlen“, so Kaletsch, „das ist dramatisch.“ Gefährlich werde das vor allem dann, wenn verfassungsfeindliche Organisationen diese Lücke für sich nutzen und mit Teilhabeangeboten locken, die anderswo fehlen.

Auch in Bensheim fehle ein Jugendparlament, fügte Salome Saremi-Strogusch der Gesprächsrunde hinzu. „Wir nehmen Kindern und Jugendlichen das Potenzial, sich zu entfalten, weil wir ihnen nicht die Räume dafür schaffen“, sagt sie. Saremi-Strogusch ist Gründerin des Verein Fabians Salars Erbe, der die Wochen der Zivilcourage mit ausrichtet.

Die Courage-Wochen enden am Tag der Zivilcourage, dem 19. September, mit einem Fest der Vielfalt im Musiktheater Rex. Bei Panel-Diskussionen, Workshops und einem Markt der Möglichkeiten sollen Kinder und Jugendliche im Vordergrund stehen – und laut werden.

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