Bensheim. Mit seinen ausdrucksstarken Glasbildern hat sich Dieter Bühring in das visuelle Gedächtnis der Region eingeschrieben. Aus mundgeblasenem, mit Oxiden gefärbtem Glas fertigte der Künstler leuchtend farbige Werke, bei denen es ihm nie allein um dekorative Schönheit ging, sondern stets auch um einen erzählenden, oft hintergründigen Inhalt. In Zyklen von mehreren Bildern näherte er sich religiösen und mythologischen Themen – aus der Antike ebenso wie aus anderen Kulturen. Zu sehen waren die Glasbilder in der Region in mehreren öffentlichen Ausstellungen, etwa in der Sparkasse, in der Michaelsgemeinde und im Bensheimer Parktheater.
Nun würdigt eine posthume Ausstellung den vielseitigen Künstler. Im September wurde im Gertrud-Eysoldt-Foyer des Parktheaters auf Einladung des Teams Galerien innerhalb der Stadtkultur Bensheim eine neue Ausstellung eröffnet, die Einblicke in Dieter Bührings Arbeit außerhalb der Glaskunst gibt und unter anderem Acrylmalereien und plastische Werke zeigt. „Ein Blick zurück“ ist die Schau mit einer vielseitigen Auswahl aus dem Schaffen des im Januar 2023 im Alter von 90 Jahren verstorbenen Künstlers betitelt.
Bührings Weg zur Kunst begann ungewöhnlich spät. Seine Ausbildung an der Frankfurter Städelschule hatte er erst im Jahr 1990 begonnen – und damals schon ein ganzes Berufsleben hinter sich. Der ausgebildete Handwerker arbeitete zunächst als Vertreter, Hilfsarbeiter und Lagerverwalter. Im Fernstudium an der Fachhochschule München studierte er dann Ingenieurswissenschaften, wurde Konstrukteur und schließlich Berufsschullehrer in Fürstenfeldbruck.
Den facettenreichen Lebensweg des Künstlers vor Augen
Er war am Aufbau des Programms der Deutsch-Mexikanischen Technikerschule in Mexiko City beteiligt und kam nach einer Zeit als Referent im In- und Ausland schließlich als Oberstudienrat an die Berufsschulen und an das Berufliche Gymnasium nach Bensheim. Erst im Ruhestand widmete er sich dann noch gut dreißig Jahre lang der Kunst.
Mit zunehmender Intensität wandte sich Bühring in seinen späteren Werken politischen und gesellschaftlichen Themen zu. Flucht, Vertreibung, Gewalt und Krieg behandelte er konkret und ohne Scheu vor heiklen Fragestellungen.
Wer den facettenreichen Lebensweg des Künstlers vor Augen hat, findet in der neuen Ausstellung auch einen Widerhall dessen, was seine Seherfahrungen im Laufe des Lebens geprägt und Eingang in seine Kunst gefunden hat.
Der erste Blick des Besuchers, der die große Treppe ins Foyer hinaufgeht, wird von den großformatigen Figurendarstellungen gefesselt, die unter anderem an der großen Stirnwand des Raumes aufgehängt sind und mit ihren warmen Farben eine besondere Strahlkraft entwickeln.
Neben den großen Akt- und Figurenstudien sind da aber zum Beispiel auch mehrere relativ kleine, weiße Reliefs, die man in den schmalen Vitrinen seitlich des Treppenaufgangs bewundern kann. Man fühlt sich an seine schon mehrfach gezeigten Maskenbilder erinnert und an mexikanische Traditionen, denen Bühring mit einer ganz eigenen bildnerischen Interpretation begegnete
Die aktuelle Ausstellung im Parktheater bietet Kunstinteressierten die Gelegenheit, das beeindruckende Lebenswerk eines Künstlers zu entdecken, der erst spät zu seiner kreativen Berufung fand und diese mit unermüdlicher Schaffenskraft verfolgte.
Die Ausstellung „Ein Blick zurück“ mit Arbeiten von Dieter Bühring geht noch bis zum 2. November 2025, geöffnet donnerstags von 13 bis 16 Uhr (außerhalb der Schulferien) und zu den Veranstaltungen im Parktheater.
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