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Die Suche nach dem Paradies

Jubiläumsausstellung der Hessischen Kulturstiftung ab 21. Oktober zu sehen

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ps
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Bensheim. Das Museum Bensheim und die Hessische Kulturstiftung feiern mit einer gemeinsamen Ausstellung vom 21. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024 das 30-jährige Jubiläum der Reise- und Atelierstipendien der Stiftung, mit denen sich bislang mehr als 200 bildende Künstlerinnen und Künstler von Hessen aus auf ihre internationalen Reisen begeben haben.

„In Arkadien geboren sind wir alle. Suche nach dem Paradies“ nimmt ein grundlegendes Motiv der Künstlerreise in den Blick. Ob auf der Grand Tour, als Begleiter einer Forschungsreise oder in diplomatischer Mission ging es Kunstschaffenden darum, der eigenen Erfahrungswelt das Andere gegenüberzustellen.

Spätestens seit dem 17. Jahrhundert war die Reise zu den Kunstmetropolen Italiens und Frankreichs in Europa ein fester Bestandteil der künstlerischen Ausbildung. Anhand von Originalen sollte dort der heute als eurozentrisch betrachtete Kanon kennengelernt werden.

Zitat von Schopenhauer

Später wurden diese Reisen um Ziele rund um das Mittelmeer und in zunehmend entlegene Regionen wie die Südsee erweitert. Im 20. Jahrhundert kam es zu einer erneuten Hinwendung zu den internationalen Metropolen. In der globalisierten Welt der Gegenwart werden solche Reisen auch unternommen, um sich in Bezug auf die eigene Herkunft zu verorten.

Der Ausstellungstitel bezieht sich dabei auf ein Zitat des Philosophen Arthur Schopenhauer: „In Arkadien geboren sind wir alle.“ Dieser zitiert wiederum Friedrich Schiller und verweist auf die angeborene Hoffnung auf Glück und Genuss, mit der alle Menschen geboren seien, und die allzu häufig vom Schicksal rüde enttäuscht werde.

In der Ausstellung wird dieses Spannungsverhältnis beleuchtet. Ein Blick auf die zeitgenössische Kunst wirft die Fragen auf: Wie reisen Künstlerinnen und Künstler mit unterschiedlichen biografischen Hintergründen heute? Wie verarbeiten sie ihre häufig ambivalenten Erfahrungen zwischen vertrautem Umfeld und neuem, unbekanntem Terrain? Und wie verhält es sich, wenn das, was einmal als vertraut galt, durch die politischen Umstände zur Fremde wird?

Die Ausstellung widmet sich diesen Themen und präsentiert ausgesuchte Arbeiten ehemaliger Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hessischen Kulturstiftung. Die Arbeiten von Ferhat Bouda, Parastou Forouhar und Jürgen Krause verbinden interkulturelle Dialoge sowie Fragen der kulturellen Identitätsfindung.

Die künstlerischen Perspektiven reichen dabei von abstrakten, poetischen Ausdrucksformen bis zu dokumentarischen Arbeiten. Reisen kann in diesem Kontext als Akt des Widerstands und als Ritual der Erinnerung interpretiert werden. Es kann aber auch eine Rückkehr bedeuten, um die eigenen Wurzeln besser zu verstehen oder eine vollkommen neue Erfahrung sein, die tiefe Spuren hinterlässt.

1992 hat die Hessische Kulturstiftung unter dem damaligen Vorstand Professor Jean-Christophe Ammann ein Stipendienprogramm für Künstlerinnen und Künstler der bildnerischen Medien ins Leben gerufen, die in Hessen geboren sind, in Hessen leben oder ein Studium an einer Kunstakademie in Hessen absolviert haben. Die ersten haben sich 1993 auf die Reise begeben. Seitdem werden die Stipendien als Reise- oder Atelierstipendien im zweijährigen Turnus von einer wechselnden Fachjury für Auslandsaufenthalte von bis zu zwölfmonatiger Dauer vergeben.

Persönliche Entwicklung

Dreißig Jahre später sind 222 Künstlerinnen und Künstler mit einem Atelier- oder Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung aufgebrochen. Das Programm wurde mit rund sechs Millionen Euro gefördert. Erstmalig konzipiert die Stiftung eine Veranstaltungsreihe, die die vielfältigen Aspekte des Stipendienprogramms, die Arbeit der Stiftung und die enorme Bedeutung des Reisens für Künstlerinnen und Künstler und ihre weitere persönliche wie professionelle Entwicklung über drei Jahrzehnte aufzeigt.

Das Ausstellungsprogramm fördert durch Kooperationen vier ausgewählte hessische Museen, Kunstvereine und Ausstellungsräume, die bewusst abseits der Metropole Frankfurt als Partner ausgesucht wurden.

In Kooperation mit den einzelnen Institutionen werden in Gruppenausstellungen ausgewählte künstlerische Positionen der Stipendiatinnen und Stipendiaten gezeigt und unterschiedliche Schwerpunkte zum Begriff der Künstlerreise gesetzt. ps

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