Bensheim. Eine Festschrift, die den Rahmen der üblichen Jubiläumsbroschüren sprengt und in der es, neben einem direkten Einblick in das Schulleben, vor allem um Anspruch und Ziele, um Bedürfnisse, Fähigkeiten und Förderungen der Schülerinnen und Schüler, um Haltung, Zivilcourage und Demokratie-Verständnis und -bekenntnis geht, hat jetzt die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) in Bensheim herausgegeben. Und natürlich wird darin das Leben der Namensgeber der Schule, der Geschwister Sophie und Hans Scholl, und der fünf Hauptpersonen der „Weißen Rose“ beleuchtet.
Die kooperative Gesamtschule mit Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweig feiert im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Festschrift „Verschiedene Wege – ein Ziel“ ist gleichzeitig als Auftakt zum Jubiläumsjahr und als Markenzeichen „für unsere Schule gedacht, um zu zeigen, wer wir sind und dass man uns als besonders gute Schule wahrnimmt.“ Eine positive Außenwirkung ist durchaus erwünscht.
Etliche Veranstaltungen geplant
Für das Jahr 2022 sind etliche Veranstaltungen geplant, wie verschiedene Scholl-Foren, ein Geschwister-Scholl-Gedenktag im Februar, ein Demokratie-Tag am 19. Mai und weitere Aktionen. Besonders stolz ist die Schulgemeinde, dass Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Nicola Beer, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, im Jubiläumsjahr nach Bensheim kommen wollen. Außerdem soll der wegen Corona unterbrochene Schüleraustausch mit Israel wiederbelebt werden.
Herausgeberin, Ideengeberin und eine der Autorinnen der Festschrift ist die ehemalige Schulleiterin Angela Lüdtke, die das 280 starke Buch als „Herzensangelegenheit“ bezeichnet und gleichzeitig mit Komplimenten für ihre frühere Schule nicht spart. Sie habe, so Lüdtke bei der Präsentation der druckfrischen Festschrift, an sechs verschiedenen Schulen in fünf Bundesländern gearbeitet: „Aber ich habe keine wie die Geschwister-Scholl Schule erlebt, die jeden auffängt – und zwar ohne Gesichtsverlust.“
Beiträge auch von Ehemaligen
Zahlreiche Beiträge aus dem Kollegium der GSS, von Kooperationspartnern, ehemaligen Schülern wie dem CDU-Bundestagabgeordneten Michael Meister und dem Zwingenberger Bürgermeister Holger Habich, Elternbeirat und Schülervertretung spiegeln den Schulalltag von gestern und heute wider und richten den Blick gleichwohl in die Zukunft.
Der frühere Schüler des Bensheimer Konvikts Johannes Chwalek beschreibt den Tagesablauf im Internat und erklärt, was es mit Begriffen wie „Herrentisch“, „Herrenzimmer“ und „Tischsenioren“ auf sich hatte.
Allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von Sprachbildung, Herkunft, Religion, Hauptfarbe oder anderen Persönlichkeitsmerkmalen – „eine individuelle und optimale Chance zu bieten, das jeweils bestmögliche Bildungsziel für sich zu erreichen und alle Schülerinnen und Schüler mit demokratischen Werten und Inhalten auszubilden“, benennt Schulleiter Thomas Stricker im Interview mit Stefan Berg als gesellschaftliche Aufgabe seiner Schule.
Als einen der „Höhepunkte“ in der Jubiläumsausgabe und als „besondere Ehre“ bezeichnet Angela Lüdtke den Beitrag des Holocaust-Überlebenden Guy Stern über einen im amerikanischen Exil 1944 erschienenen Roman von Alfred Neumann über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Sterns Aufsatz eröffnet den Reigen der vielen Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen und weist aus einem besonderen Blickwinkel auf die Namensgeber der Schule hin.
Seit seinem Besuch im Jahr 2017 – vermittelt vom Rotary Club Bergstraße und dem ehemaligen Hessischen Staatssekretär Professor Joachim Felix Leonhard – steht der Zeitzeuge, der im Jubiläumsjahr der GSS hundert Jahre alt wird, in Kontakt mit der Scholl-Schule.
Die Schülervertretung bringt sich bei den Jubiläums-Vorbereitungen ebenfalls aktiv ein und hat sich zum Ziel gesetzt, „das positive Bild unserer Schule und den Grundgedanken der Chancengleichheit in die Öffentlichkeit zu tragen“, wie Kreisschulsprecher Eric Lemmer, der stellvertretende Schulsprecher Henry-Axel Bräuer und die Unterstufensprecher Sarah-Marie Kreidemacher und Noah Boumariz betonen.
Ab sofort werden Mitglieder der SV täglich in den beiden großen Pausen im Foyer der GSS von 9.30 bis 9.45 Uhr und von 11.20 bis 11.35 Uhr die Festschrift für 15 Euro verkaufen. 20 Prozent des Erlöses fließen für neue Projekte in die SV-Kasse. Vorgesehen ist beispielsweise eine Exkursion, beziehungsweise ein Workshop für die Klassensprecher der Unterstufe, um diese mit der Arbeit der Schülervertretung vertraut zu machen.
Außerdem wird das Jubiläumsbuch in den Bensheimer Buchhandlungen, in Fürth und im Bensheimer Stadtmuseum ab kommenden Montag (29.) zum Verkauf angeboten.
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