Ortsbeirat Langwaden

Bahntrasse sorgt in Langwaden weiter für Debatten

Ortsvorsteher Robert Loreth zeigt sich verwundert darüber, dass zwar ein Tunnel als Ideallösung genannt wird, man sich aber mit einer einfachen Lärmschutzwand schon zufrieden gebe.

Von 
Thomas Tritsch
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Langwaden. In Langwaden denkt mindestens ein Bürger konkret darüber nach, sein Haus zu verkaufen. Hintergrund sind zu erwartende Belastungen durch die Neubaustrecke der Deutschen Bahn, die in den drei westlichen Bensheimer Stadtteilen Fehlheim, Schwanheim und Langwaden erheblichen Lärm verursachen wird. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats sorgten Informationen vom Kreis Bergstraße für neuerliche Irritationen.

In den „Forderungen für die Parlamentarische Befassung“ vom Juli dieses Jahres heißt es, dass für die Neubaustrecke nach Auffassung des Projektbeirats Süd ein bergmännischer Tunnel von Gernsheim bis Einhausen die beste Option darstelle, um sowohl die Bürger vor Lärm zu schützen als auch den Wald und das Grundwasser und die Natur- sowie EU-Vogelschutzgebiete zu erhalten und das Landschaftsbild zu bewahren. Durch die Neubaustrecke dürfe es im betreffenden Abschnitt nicht lauter werden. Um sicherzustellen, dass durch Maßnahmen des aktiven Lärmschutzes die aktuelle Lärmsituation sowohl tagsüber als auch in der Nacht gehalten oder verringert wird, plädiert der Kreis für eine durchgängige Lärmschutzwand von sechs Metern Höhe im Abschnitt vom Bereich des Tunnelmunds in Einhausen bis nach Gernsheim.

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Ortsvorsteher Robert Loreth zeigt sich verwundert darüber, dass zwar ein Tunnel als Ideallösung genannt wird, man sich aber mit einer einfachen Lärmschutzwand schon zufrieden gebe. Der „Bergsträßer Konsens“ werde durch diese Feststellung ausgehebelt. Loreth hatte zuletzt nochmals dafür plädiert, den Tunnel um drei Kilometer zu verlängern und damit den Konsens auch faktisch umzusetzen.

Auch die Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung hatte den Konsens im Juni im Bauausschuss als kaum durchsetzbare Maximalforderung kommentiert und die von der Bahn AG geplante Schallschutzwand als vernünftige Lösung mit einem Mindestmaß an erforderlichem Lärmschutz für die Bürger bezeichnet. Es sei für die Stadt wichtig, mit einer realistischen Forderung in den weiteren Prozess zu gehen, um am Ende nicht ohne eine gute Lösung dazustehen, begründete sie die Magistratsvorlage. Im Parlament gab es danach keine Mehrheit für die Tunnellösung.

Für Loreth eine Taktik, die am Ende nicht aufgehen wird. Die Argumentation des Landrats folge dem Motto. „Ich hätte gerne einen Mercedes, aber mit einem Goggo-Mobil bin ich auch zufrieden.“ Mit einer solchen Aussage bekomme man vom Anbieter – die Bahn – aber nie die Premium-Variante, so der Ortsvorsteher, der sich mit einem Schreiben direkt an Christian Engelhardt wendet und darin seiner Enttäuschung Ausdruck verleiht. Von einer sechs Meter hohen Wand habe Langwaden rein gar nichts. Der Landrat hätte sich zumindest für eine höhere Variante aussprechen müssen, sagt er weiter. Neun Meter seien zwar gesetzlich noch nicht vorgesehen, aber technisch machbar. Loreth befürchtet, dass die Wand – sollte sie kommen – nun eher noch niedriger ausfallen werde.

Der Umweltverband „Mensch vor Verkehr“ plädiert in einer dem Ortsbeirat vorliegenden Stellungnahme, an einem bergmännischen Tunnel nördlich von Bensheim-Langwaden als übergesetzlicher Maßnahme festzuhalten. Nur auf diese Weise seien Belastungen von Mensch und Natur zu vermeiden. Die Langwadener Bürgerinitiative Lebensqualität Langwaden (BILL) unterstützt diese Haltung zu 100 Prozent.

„Der Landrat widerspricht seinen eigenen Versprechungen“

In der anschließenden Bürgerrunde wurde noch rege über das Thema diskutiert. Dass jetzt auch von Seiten des Landrats nur eine Mindestlösung – wie in Bensheim – eingefordert wird, stieß im Gremium auf Unverständnis. „Er widerspricht seinen eigenen Aussagen und Versprechungen“, so Loreth. Sein Schwanheimer Amtskollege Konrad Klapfenberger hat in Langwaden noch einmal bekräftigt, dass sein Ortsbeirat nach wie vor voll hinter der Forderung nach einem bergmännischen Tunnel stehe. Anders lautende Gerüchte, die derzeit im Umlauf seien, wies er ausdrücklich zurück.

Auch der stellvertretende Langwadener Ortsvorsteher Philipp Lämpe erkennt eine inakzeptable Umgangsweise mit den Ried-Ortsbeiräten. Es scheine fast so, als wolle man deren gutes nachbarschaftliches Verhältnis stören, indem man ihnen abweichende Forderungen unterstelle, wo diese qualitativ gar nicht vorhanden seien.

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