Verkehrsverein

Das Bergsträßer Winzerfest in Bensheim kehrt aus der Corona-Pause zurück

Von 
Dirk Rosenberger
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Es ist amtlich: Vom 3. bis 11. September wird in diesem Jahr wieder das Bergsträßer Winzerfest wie in Vor-Corona-Zeiten gefeiert. © Neu

Bensheim. Die Älteren (und nicht nur die) werden sich erinnern: Ein ungeschriebenes Gesetz besagte bis zur Corona-Pandemie, dass Anfang September in Bensheim immer weinseliger Ausnahmezustand zu herrschen hat. Doch dann kam das Virus – und verpasste dem Bergsträßer Winzerfest in seiner ursprünglichen Form eine Auszeit.

Totalausfälle waren die Jahre 2020 (Winzerfest dehaam) und 2021 (Winzerwoche) zwar nicht. Aber das einzig wahre Winzerfest-Gefühl, tief in der DNA der meisten Bensheimer verwurzelt, stellte sich nicht ein. Die Hoffnungen für ein Comeback ruhten auf diesem Jahr. Bis Mitte Mai wollte der ausrichtende Verkehrsverein sich entscheiden, ob Winzerdorf, Festzug und Weinprobe, Rummelplatz und Tag der Betriebe zurückkehren werden. „Wir haben in unserer letzten Sitzung festgelegt, dass wir unser Winzerfest wieder so normal wie möglich feiern wollen“, sprach der geschäftsführende Vorsitzende Thomas Herborn nun auf Nachfrage dieser Zeitung große Worte mit routinierter Gelassenheit aus.

So normal wie möglich bedeutet – Stand heute? „Im Prinzip wie früher.“ Pandemiebedingte Einschränkungen soll es keine geben, mit Blick auf die Fallzahlen und die nahezu vollständig zurückgefahrenen Eindämmungsmaßnahmen halten die Verantwortlichen eine Ausrichtung für vertretbar. Natürlich werde man die Corona-Entwicklung Richtung Spätsommer/Herbst im Auge behalten. Aber das verstehe sich von selbst, so Herborn. „Zumal zwei Wochen später in München Oktoberfest gefeiert wird und auch andere Großveranstaltungen stattfinden. Da hätten wir kaum Argumente für eine Absage gehabt“, fügte er an.

Demnächst sollen die Anschreiben an die Vereine wegen des Festzugs rausgehen. Der Vertrag mit der Firma, die das Winzerdorf aufbauen soll, wurde ebenfalls auf den Weg gebracht. Wobei der Aufbau der Buden- und Zeltstadt auf dem Marktplatz, ohnehin kein einfaches Unterfangen, aktuell ein Knackpunkt sei. Der langjährige Geschäftspartner des Verkehrsvereins, die Firma Röder, hat nach Angaben von Herborn diesen Geschäftszweig aufgegeben. Ein Nachfolger steht bereit, in der nächsten Woche soll es einen Ortstermin in Bensheim geben.

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„Fest steht bereits, dass es für uns teurer wird, auch deshalb, weil die Preise generell steigen.“ Der Vorstand müsse schauen, wie man mit der zu erwartenden „massiven Steigerung“ umgehe. Wobei man selbst ohne den notwendig gewordenen Wechsel tiefer hätte in die Tasche greifen müssen, weil der Zehn-Jahres-Vertrag mit Röder auslief. Zuletzt veranschlagte der Verein für Aufbau und Betrieb des Winzerdorfs rund 75 000 Euro bei Gesamtkosten von 189 000 Euro (Stand 2019). Diese Summen werden nun wohl übertroffen.

Für das bedeutendste und traditionsreichste Wein- und Volksfest in Südhessen mit mindestens 100 000 Besuchern an neun Tagen spielt Geld zwar durchaus eine Rolle, aber eine Absage oder Reduzierung des Festumfangs aus finanziellen Erwägungen stand nicht zur Debatte.

Für Fans, Freunde und solche, die es noch werden wollen, heißt das: Vom 3. bis 11. September herrscht Ausnahmezustand im positiven Sinn in der Bensheimer Innenstadt, und das mit dem bewährten Programm. Los geht es mit der Eröffnung am Samstag (3.) auf dem Marktplatz. Dieses Mal ohne Krönung der Weinkönigin, die Nachfolger von Stefanie Kippenhan erhält die Krone schon beim Heppenheimer Weinmarkt vom 24. Juni bis 3. Juli.

Am Sonntag, 4. September, zieht ab 14 Uhr eine bunte Parade aus Motivwagen, Spielmannszügen und Fußgruppen durch die Stadt, montags geht es beim Tag der Betriebe gewohnt feucht-fröhlich zur Sache. Am Tag der Generationen (Mittwoch, 7. September) wird vor allem den älteren Semestern gute Unterhaltung geboten. Am Freitag, 9. September, ist nicht nur Tag der Jugend, sondern auch die traditionelle Weinprobe. Wegen der Modernisierung des Bürgerhauses fiel die Verkostung zuletzt ins Wasser, jetzt steht ein Neustart in den hübsch hergerichteten Räumlichkeiten an.

Auch das Abschlusswochenende mit verkaufsoffenem Sonntag hat wie gewohnt einiges zu bieten und dürfte, gutes Wetter vorausgesetzt, Tausende in die Fußgängerzone locken. Nicht fehlen bei der Auflistung darf natürlich der Rummelplatz zwischen Beauner Platz und Rinnentor mit seinen Fahrgeschäften.

Kurzum: 2022 soll mehr oder weniger wie 2019 werden, wenngleich sich die Welt logischerweise weitergedreht hat, mit einer Pandemie konfrontiert wurde und mit dem Krieg in der Ukraine zu kämpfen hat. Das darf man nicht vergessen und muss einbezogen werden, sollte aber nicht zu gesamtgesellschaftlichen Lähmungserscheinungen führen. Man darf deshalb davon ausgehen, dass der Verkehrsverein seine Entscheidung in alle Richtungen abgewogen hat – einer Rückkehr zu alten Gepflogenheiten steht damit nichts mehr im Weg.

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