Bergsträßer Winzerfest

Das Bergsträßer Winzerfest in Bensheim ist eröffnet

Zwei Jahre Durststrecke können eine verdammt lange Zeit sein. Besonders, wenn es sonst nicht viel zu lachen gibt. Aber mit der Rückkehr des Bergsträßer Winzerfests fließt in Bensheim der Wein wieder wie gewohnt.

Von 
Dirk Rosenberger
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Es ist vollbracht: Am Samstagabend wurde im Winzerdorf auf dem Bensheimer Marktplatz das 84. Bergsträßer Winzerfest eröffnet. © Thomas Zelinger

Bensheim. Zwei Jahre Durststrecke können eine verdammt lange Zeit sein. Besonders, wenn es sonst nicht viel zu lachen gibt. Aber mit der Rückkehr des Bergsträßer Winzerfests fließt in Bensheim der Wein Anfang September wieder wie in den guten alten Zeiten, als Corona nur ein Bier war, das man auf der Festmeile vergeblich suchte – sofern man überhaupt die Intention hatte.

Seit Samstag wird nun die Rückkehr des einzig wahren Winzerfests gefeiert. Den Auftakt zur 84. Auflage markierten der Empfang für die Ehrengäste im Bürgerhaus und die offizielle Zeremonie auf dem Marktplatz. Für Rathauschefin Christine Klein in beiden Fällen eine Premiere in verantwortlicher Position.

Seit ihrem Amtsantritt im Dezember 2020 konnte zwar ab und zu mal ein bisschen gefeiert werden. Aber das Bensheimer Fest der Feste? Da blieb ihr die Hauptrolle als entscheidende Frau am Mikrofon bisher durch die Pandemie verwehrt.

Nervöse Finger am Abzug

Am Samstag war es nun soweit. Um 18.32 Uhr gab sie den Eröffnungsbefehl im Winzerdorf, die Heimatvereinigung Oald Bensem hisste die Fahne, die Spiele waren für eröffnet erklärt. Wie hart die zwei Corona-Jahre als Geduldsprobe waren, zeigte sich bei den Männern der Bürgerwehr. Deren Freude über das Großereignis entlud sich in einem verfrühten Salutschuss, just als die Mutter der Kompanie, die Fraa vun Bensem, ans Mikrofon schritt.

„Die armen Männer hatten die ganze Zeit den Finger am Abzug“, zeigte Doris Walter Mitgefühl, während sich ein Großteil des Publikums noch vom Schrecken des vorzeitigen Abschusses erholte. Bis die Truppe mit dem Nachladen fertig war, moderierte die Bensheimer Traditionsfigur und versicherte, dass bei den Schüssen aus den Vorderladern „nix passieren kann, außer, dass es laut ist“. Ihre Warnung, den Kindern vielleicht besser die Ohren zuzuhalten, ging im nächsten Salutschuss unter.

Aber ums Timing ging es beim Comeback des Winzerfests nur am Rande. Doris Walter forderte die Zuschauer zum Jubel- und Beifallsbekundungen auf, um den Stimmungsbarometer zu testen. Fazit: Ordentlich, aber sicherlich noch ausbaufähig. Es reichte immerhin, „dass ich eine Gänsehaut rundherum bekommen habe“, konstatierte die Fraa vun Bensem. Sie sei sich sicher, dass man ein wunderschönes Winzerfest bekomme.

An die Anfänge erinnern

Sie dankte allen Helfern vom Verkehrsverein und bat um Unterstützung der ehrenamtlich Aktiven. In ihren Dank schloss sie außerdem die Zeltbauer mit ein, die das Winzerdorf rechtzeitig aufgebaut hatten, „auch wenn es manchmal ein bisschen laut war auf dem Marktplatz“.

Am Ende ihrer Rede forderte sie die Besucher auf, Hand in Hand gemeinsam zu feiern – und das am besten mit einem Glas Wein in der Hand. Christine Klein erinnerte an die zwei Jahre Abstinenz mit alternativen Angeboten und bat darum, sich der Tradition zu besinnen, in der das Fest 1929 gegründet wurde – als „Werbeveranstaltung für den Bensheimer und Bergsträßer Wein sowie die Winzer“. Sie hoffe nur, dass der Wettergott in den nächsten Tagen mitspiele, was dieser offenkundig (vielleicht aufgrund der Salutschüsse) nur bedingt mitbekommen hatte. Schon kurz nach der Eröffnung setzte Nieselregen ein.

Otto Guthier, von Christine Klein als „Herr des Bergsträßer Weins“ geadelt, beschäftigte sich in seinem Grußwort mit Gegenwart und Zukunft, in dem er auf das 100-Jährige in sieben Jahren anspielte. Er dankte allen Beteiligten und Verantwortlichen, namentlich aus den Reihen des Verkehrsvereins Thomas Herborn und Hilde Deppert. Es sei zudem ein Zeichen, dass schon zum Auftakt so viele Menschen ins Winzerdorf gekommen seien.

Ein Lob gab es auch für die Winzer. Diese haben in diesen neun Tagen eine Doppelbelastung zu managen, einerseits den Festbetrieb, andererseits die Lese, die schon vielerorts läuft. „Sie hoffen natürlich auf einen super Jahrgang.“

Ihre Freude und Vorfreude auf neun schöne Tage brachte die Gebietsweinkönigin Stefanie Kippenhan zum Ausdruck. Vor einem Jahr war sie in Bensheim bei der Eröffnung der Winzerwoche gekrönt worden. Weil sie eine weitere Amtszeit dranhängt, kann sie das Winzerfest nun als Hoheit richtig genießen und miterleben. Sie stellte ebenfalls das ehrenamtliche Engagement in den Mittelpunkt ihres Beitrags und dankte darüber hinaus allen Winzern.

Die Bensheimer Blütenkönigin Gina Steinbrenner präsentierte sich auch gut gelaunt. „Ich bin so froh, nach zwei Jahren Durststrecke das Winzerfest als Blütenkönigin feiern zu dürfen.“ Besonders in schwierigen Zeiten sei es wichtig, ein paar unbeschwerte Stunden verbringen zu können, sich mit Freunden zu treffen und einem Glas Wein anzustoßen.

Drei Salutschüsse und eine Fahnenhissung später war die erfreulich kurz gehaltene Eröffnungszeremonie Geschichte. In den bis dahin schon gut gefüllten Buchten waren freie Plätze schnell Mangelware, auf dem Rummelplatz fühlte man sich schon zuvor nicht allein.

Bis Sonntag (11.) können die Besucher nun das gewohnte und bewährte Programm und die Angebote genießen. Am Montag (5.) beispielsweise mit dem Tag der Betriebe ab 11 Uhr in der Innenstadt.

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84. Bergsträßer Winzerfest eröffnet

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