Bensheim. Am Mittwochmittag war es so weit: Mit einer festlichen Feierstunde hat das Alte Kurfürstliche Gymnasium (AKG) in Bensheim seinen neuen naturwissenschaftlichen Trakt eingeweiht. Unter dem Motto „Räume öffnen, Träume sehen“ versammelten sich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern sowie zahlreiche Gäste aus Politik und Stadtgesellschaft, um den sogenannten „Start Raum 56“ offiziell zu eröffnen.
Schon der Auftakt machte deutlich, dass dieser Tag ein besonderer werden sollte. Der Chor der Schule begrüßte das Publikum mit einem eigens komponierten Lied, das den Weg von der Bauphase bis zur Fertigstellung musikalisch nachzeichnete. Besonders eine Zeile blieb hängen: „Jetzt steht er da, hell und voller Licht – der „Start Raum 56“, neue Räume öffnen am AKG.“ Tosender Applaus zeigte, wie sehr sich die Schulgemeinde über diesen Moment freute.
Lebendig, humorvoll und zugleich nachdenklich sprach Schulleiterin Nicola Wölbern über den langen Weg, der hinter der Schule lag. Sie griff die Idee des Mottos auf und sagte: „Ich habe mich gefragt, wie Schule im besten Fall aussehen könnte.“ Um das zu veranschaulichen, hatte sie mit Hilfe von ChatGPT Bilder erstellen lassen, die Visionen von künftigen Räumen zeigten. Auf einer Leinwand präsentierte sie die entstandenen Bilder, die mit dem Ergebnis vor Ort sehr identisch seien. „Momentan zählen die inneren Werte“, betonte sie, „und dieser neue Raum wird Geist, Charme und Witz begleiten.“
Anschließend wurde ein Video gezeigt, das die Bauphase dokumentierte – von den ersten Abrissarbeiten über den Staub der Baustelle bis zu den letzten Handgriffen vor der Eröffnung. Der Rückblick rief bei vielen Anwesenden Erinnerungen hervor und verdeutlichte, wie viel Arbeit in den vergangenen Jahren in das Projekt geflossen war. Musikalisch übernahm dann das Orchester des AKG unter Leitung von Gundolf Aisenpreis. Mit Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 5 setzten die jungen Musiker einen schwungvollen Akzent, der perfekt zur festlichen Stimmung passte.
Landrat und Schuldezernent Christian Engelhardt hob in seiner Ansprache die Bedeutung des neuen Gebäudes hervor: Zwölf Klassenräume für die Jahrgänge 5 und 6, vier Fachräume für Chemie, Biologie, Musik und Informatik, dazu Differenzierungsräume, Ganztagsstützpunkte, Lehrerstützpunkte sowie ein großzügiges Foyer mit moderner Lüftungsanlage und begrüntem Dach. „Damit ist dieses Gebäude dauerhaft eine tolle Erweiterung für diese Schule“, betonte Engelhardt.
Investitionen in die nächste Generation – und in die Gesellschaft insgesamt
Ursprünglich sei sogar der Abriss geplant gewesen – „doch alles kam anders, und heute sehen wir, dass die Investition genau richtig war“. Insgesamt habe der Kreis rund 9,4 Millionen Euro investiert. Engelhardt blickte auch über die Bauphase hinaus. „Wir wollen den jungen Menschen Möglichkeiten geben, ihre Persönlichkeiten zu entfalten, damit sie die Herausforderungen der Zukunft meistern können.“ Mit dem „Start Raum 56“ sei dafür ein wichtiger Schritt getan.
Bürgermeisterin Christine Klein erwähnte in ihrer Rede ihren ganz persönlichen Bezug zur Schule: Vor über 50 Jahren habe sie selbst am AKG ihr Abitur abgelegt. Mit einem Augenzwinkern sprach sie die Kosten an: „Natürlich könnten wir die Millionen im Haushalt gut gebrauchen. Vielleicht bekommen wir irgendwann einmal etwas zurück. Aber nein: Es ist gut investiertes Geld.“ Schulen seien Orte, an denen Zukunft entstehe, so Klein. „Hier muss es Spaß machen, in die Schule zu gehen und zu lernen.“ Investitionen in Bildung seien daher immer Investitionen in die nächste Generation – und in die Gesellschaft insgesamt.
Wie sehr die neuen Räume auch die Schülerschaft begeistern, machte anschließend Schülersprecher Till Endres deutlich. Er sprach von „dem Besten vom Besten“, das den Fünft- und Sechstklässlern nun zur Verfügung stehe. Besonders hob er das neue Tonstudio hervor, das schon für Videoprojekte und erste Musikaufnahmen genutzt werde. Mit Unterstützung des Fördervereins habe man modernste Technik anschaffen können, ein Dolby-System werde noch folgen. „Das ist ein echtes Highlight und zeigt, dass wir hier wirklich auf der Höhe der Zeit sind“, so Endres. Musikalisch untermalte die Big Band des AKG die Feier mit schwungvollen Rhythmen – Stevie Wonders „Superstition“ und „Megalovania“ aus dem Computerspiel Undertale brachten gute Laune in den Festsaal.
Nach einer Danksagung durch die Schulleiterin kam der symbolträchtige Moment: Vor den Augen aller Gäste wurde das rote Band durchschnitten, womit das Gebäude offiziell eröffnet war. Danach begann der Rundgang durch die neuen Räume – und viele staunten nicht schlecht. Schon beim Betreten des Foyers fiel das helle, offene Ambiente auf. Die bekannte „Wellenbank“ blieb als architektonisches Element erhalten und verbindet nun die Tradition des Hauses mit seiner modernen Ausstattung. In den Klassenräumen wurde deutlich, wie durchdacht die Planung war: Mindestens 81 Quadratmeter groß – und damit größer als alle bisherigen Unterrichtsräume im Hauptgebäude –, flexibel durch Module teilbar, ausgestattet mit höhenverstellbaren Lehrerpulten und eigenen Fächern für jedes Kind.
Besonders beeindruckend präsentierten sich die naturwissenschaftlichen Räume: Steckdosen hängen von der Decke, Waschbecken sind direkt an den Experimentiertischen angebracht. „Das löst ein Problem, das wir schon immer hatten“, erklärte Wölbern während der Führung. Auch die Fachsammlungen für Biologie, Chemie und Physik sind nun zentral zusammengeführt. Neben den Unterrichtsräumen sorgen weitere Besonderheiten für Begeisterung: Ein Raum für die Jugend forscht-AG, die nun ihr „eigenes Reich“ hat, sowie ein in Planung befindlicher Ruheraum im Freien für die jüngsten Jahrgänge.
Die Lüftungsanlagen in jedem Raum und das begrünte Dach unterstreichen die energetische Modernität des Gebäudes. Ein besonderes Highlight ist das neue Tonstudio. Hier können Schüler erste Erfahrungen in Aufnahme und Produktion sammeln. Schon jetzt wurden Videofilme gedreht und Songs ausprobiert – künftig soll noch ein professionelles Dolby-System hinzukommen. Und die Entwicklung ist auch damit noch nicht abgeschlossen: Noch in diesem Jahr sowie 2026 sollen die Innenhöfe und Außenanlagen, die bisher von Baucontainern und Modulen belegt waren, komplett neu gestaltet werden. Auch die Verbindungsbereiche zwischen den Gebäuden werden erneuert, so dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht. Als krönender Abschluss ist für den Herbst 2026 eine große Einweihungsparty geplant – dann, wenn wirklich alles fertiggestellt ist.
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