Kunstfreunde Bensheim

Danish String Quartet als Saisonkrönung im Bensheimer Parktheater

Schostakowitsch und Folk: Das Danish String Quartet trat mit seinem gefeierten dritten Gastspiel im Parktheater auf.

Von 
Klaus Ross
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Im Parktheater spielte auf Einladung der Kunstfreunde Bensheim das Danish String Quartet. © Thomas Neu

Bensheim. Zum Abschluss ihrer 77. Saison servierten die Kunstfreunde mit dem dritten Bensheimer Gastspiel des Danish String Quartet noch einmal einen besonderen Höhepunkt im sehr gut besuchten Parktheater. Mitgebracht hatte das prominente Ensemble erneut ein charakteristisch originelles Programm mit gleich zwei Streichquartetten des Jubilars Dmitri Schostakowitsch (50. Todestag) und eigenen Folklore-Bearbeitungen, die längst zum Markenzeichen der vier Anfangvierziger geworden sind.

Für diese Arrangements seien federführend der Geiger Rune Tonsgaard Sørensen und der norwegische Cellist Fredrik Schøyen Sjölin verantwortlich: Das verrieten der zweite Geiger Frederik Øland und der Bratscher Asbjorn Nørgaard beim launigen Einführungsgespräch mit Christian Knatz im Eysoldt-Foyer.

Lyrische Herzensmusik par excellence

Gut eine Stunde Schostakowitsch in Gestalt der unmittelbar nacheinander erklingenden Quartette Nr. 3 F-Dur opus 73 (1946) und Nr. 4 D-Dur opus 83 (1949): Das hatte es in fast acht Kunstfreunde-Jahrzehnten noch nie gegeben. Doch die magisch harmonierenden Skandinavier machten diesen enorm herausfordernden Repertoire-Coup zu einer der bereicherndsten Konzerterfahrungen in der Geschichte des Bensheimer Veranstalters. In den an Detail- und Farbenfülle kaum zu überbietenden DSQ-Interpretationen wurde das kammermusikalische Königsgenre als Schostakowitschs intimstes und individuellstes Ausdrucksmedium erfahrbar. Hier fand seine zwischen abgründiger Melancholie, lakonischer Verspieltheit und grimmig-verzweifeltem Humor schwankende Persönlichkeit ihr ideales kompositorisches Terrain.

Wie aus einem Guss formten die von Frederik Øland angeführten Gäste das über halbstündige F-Dur-Quartett opus 73, in dem vor allem das grandios zugespitzte Marsch-Scherzo (gis-moll) und der ergreifend ausgekostete Adagio-Klagegesang (cis-moll) tiefste Eindrücke hinterließen. Aber auch die reizvoll vielgestaltigen Ecksätze und das dem Scherzo verwandte e-moll-Moderato an zweiter Stelle hätte man sich nicht beredter wünschen können. Schostakowitsch der zugänglichsten Sorte folgte mit dem freilich eher ergänzend als kontrastierend wirkenden D-Dur-Quartett opus 83, dessen jüdische Folklore-Zutaten namentlich im Finale bestes DSQ-Futter waren. Das wunderbare f-moll-Andantino bescherte lyrische Herzensmusik par excellence.

Anrührende Zugabe mit "Danny Boy"

Bei den nach der Pause gebotenen Arrangements nordischer Folk-Vorlagen erlebte man Rune Tonsgaard Sørensen in Personalunion als Bearbeiter, Primarius und Ansager von der Bühne. Stärksten atmosphärischen Zauber entfalteten die skandinavischen Charismatiker bereits im Eingangsblock mit Turlough O’Carolans irischem Balladenjuwel „Mable Kelly“ und ausgelassenen dänischen Tanzimpressionen („Pericondine/ Fair Isle Jig“, „Stormpolskan“). Der zweite Teil spannte die herrliche Faröer Elegie „Regin Smidur“ und den entfesselten O’Carolan-Hit „Captain O’Kane“ effektvoll zusammen. Zurück nach Dänemark ging es dann zunächst in schönster solistischer Auffächerung mit „Ae Rømeser“, das zweifelsohne zu den besonderen DSQ-Leckerbissen gehört. Die finale Dreiergruppe „Marie Louise/ The Chat/ Gale Warning“ war als unwiderstehlich groovender Kehraus nochmals vom Allerfeinsten – delikate rhapsodische Ausflüge inklusive.

Keine Frage: Mit seinen ebenso unprätentiösen wie kongenialen Folk-Adaptionen hat das DSQ der kammermusikalischen Königsgattung erfrischende neue Horizonte erobert. Verdiente Ovationen im Parktheater, „Danny Boy“ als wahrhaft anrührende Zugabe.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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