Bensheim. Der jüngste Business-Treff der Wirtschafts-Vereinigung Bensheim (WVB) fand erstmals im Parktheater statt. Eine große Bühne für den Eigenbetrieb Stadtkultur, um sich den regionalen Unternehmen in exklusiver Runde hautnah zu präsentieren. 80 Gäste trafen sich am Mittwochabend im Bensheimer Kulturhaus. Bürgermeisterin Christine Klein berichtete über aktuelle Themen. Danach erlebten die Besucher eine Demonstration der technischen Leistungsfähigkeit des Parktheaters.
Die Veranstaltungsmeister Egon Klüss und Stefan Rohr (an den Reglern) entführten die Zuschauer in jene Winkel des Theaters, die man als gewöhnlicher Karteninhaber normalerweise nicht zu sehen bekommt. Zwar nur in einem Video-Rundgang, doch wer sich näher für die kulturellen Katakomben der Stadt interessierte, dem standen die guten Geister des Hauses im Anschluss für persönliche Live-Eindrücke zur Verfügung. Zudem bieten die Bühnenmeister regelmäßig Führungen an: von den Garderoben bis zur Lichtbrücke, von der Orchestermuschel bis zur Sprinkleranlage. Selbige blieb am Mittwoch glücklicherweise im Bereitschaftsmodus. Nicht wie 2002, als das System einen Schaden in Höhe von rund 50 000 Euro verursacht hatte.
Einfallsreiche Experten
Das Parktheater ist an 180 Tagen im Jahr belegt
Der Eigenbetrieb Stadtkultur, am Mittwochabend auch vertreten durch seinen Leiter Thomas Herborn, managt neben dem Theater auch das städtische Museum, die Bibliothek sowie die Musikschule und weitere Galerien wie das Gertrud-Eysoldt-Foyer.
Die Stadt sei stolz auf kulturelle Highlights wie die Verleihung des Eysoldt-Rings, das Lesefestival und die Woche Junger Schauspielerinnen und Schauspieler, sagte die Bürgermeisterin. Als Theaterstadt ohne eigenes Ensemble setzt man auf Gastspiele.
Das Parktheater ist an rund 180 Tagen im Jahr durch Veranstaltungen belegt – und belebt. Darunter neben Theateraufführungen auch viele Konzerte, Lesungen und Ausstellungen.
Auch das Bensheimer Museum mit seinem Leiter Jan Christoph Breitwieser habe sich in den letzten Jahren exzellent entwickelt. Bensheim sei längst ein Begriff in der Künstlerszene und in den bekannten Galerien der großen Metropolen, so Bürgermeisterin Christine Klein beim Business-Treff, wo im Anschluss an das offizielle „Bühnenprogramm“ bei Bensheimer Wein und kleinen Häppchen wieder einmal fleißig genetzwerkt wurde. tr
Durch einen fehlerhaften Entlüftungskanal, der nicht ausreichend gegen Kälteeinwirkung abgesichert war, hatten damals massive Minusgrade die Leitungen zum Platzen gebracht, die unter anderem auch die Sprinkleranlage versorgten. Durch das austretende Wasser wurden besonders die Deckenkonstruktion beschädigt und die Künstlergarderobe in Mitleidenschaft gezogen. Ein Vorfall aus dem Erinnerungs-Archiv des Parktheaters, den man sich im Technik-Team noch immer gern erzählt.
Heute sorgen die versierten Kreativköpfe – auch Benjamin Steinmann gehört dazu – für einen reibungslosen Theaterbetrieb. Und mehr. Während der spielfreien Pandemie haben die einfallsreichen Experten nicht nur die hauseigene Licht- und Tontechnik optimiert und diverse Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt: auch maßgeschneiderte Spuckschutzscheiben für das Rathaus, Hygienespender für die städtischen Kindergärten und eine Ampel für den Besucherverkehr am Bürgerbüro stammten aus der Werkstatt des Trios, wie die Bürgermeisterin voller Anerkennung betonte.
Auch der WVB-Vorsitzende Jan Siefert war mit dem Abend überaus zufrieden. Die Resonanz war so gut wie zuletzt vor der Corona-Pause. „Von den Banken bis zum Brandschutz, vom Einzelhandel bis zum Stadtplanungsbüro ist alles vertreten“, so Siefert über den repräsentativen Querschnitt der regionalen Wirtschaft, der beim Business-Treff buchstäblich in den ersten Reihen saß. Auch Vertreter aus kommunalpolitischen Fraktionen folgten der Einladung ins Parktheater, das diesmal anstelle des Verwaltungssitzes ausgewählt wurde: die Stadt als Gastgeber empfängt die Wirtschafts-Vereinigung regelmäßig zum Dialog über kommunalpolitische und mikro-ökonomische Themen. Normalerweise im Rathaus. Der veränderte Rahmen hat dem Termin nicht nur atmosphärisch, sondern auch inhaltlich bereichert.
In ihrem Abriss über akute Handlungsfelder der Kommune streifte Christine Klein neben der Unterbringung der Geflüchteten am Berliner Ring („Kostet die Stadt viel Geld und Aufwand“) auch das Thema Marktplatz. Die Bürgerinitiative „Bensheimer Marktplatz besser beleben“ war jüngst mit ihrem Ansinnen gescheitert, den von der Stadt Bensheim ausgelobten Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Areals überprüfen zu lassen. Das Verwaltungsgericht Darmstadt hat den Eilantrag abgelehnt. Ein Widerspruch der BI sei nicht zu erwarten. Die Rathausspitze sieht sich durch die Entscheidung in ihrer Vorgehensweise bestätigt. Die Stadtverwaltung habe den Ideenwettbewerb präzise und nachvollziehbar vorbereitet. „Es muss jetzt zügig vorangehen“, so die Bürgermeisterin über die kommenden Monate. Man habe schon viel zu viel Zeit verloren. Eigentlich hätten die Siegerentwürfe bereits im März der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen.
Eine andere, „virtuelle“ Baustelle ist die Digitalisierung der Verwaltung. Die Kommunen Bensheim und Viernheim sowie der Kreis Bergstraße und die Metropolregion Rhein-Neckar haben sich zu einer Kooperation zusammengeschlossen mit dem Ziel, möglichst viele kommunale Services digital anzubieten. Denn das Onlinezugangsgesetz (OZG) verlangt von allen staatlichen und kommunalen Institutionen, ihre Dienstleistungen auch in digitaler Form zugänglich zu machen. Als offizielle OZG-Modellkommune sei die größte Stadt im Kreis einer der Vorreiter in dieser Entwicklung, so Klein.
Rund 40 Dienstleistungen seien bereits online verfügbar. Ziel sei, sämtliche Dienstleistungen als Gesamtpaket rund um die Uhr anbieten zu können. Darüber hinaus wolle man in Kooperation mit der GGEW AG den Glasfaserausbau bis spätestens 2028 flächendeckend vollendet haben. „Das Breitbandnetz muss lückenlos sein“, sagte die Rathauschefin im Parktheater. Nicht ohne zu betonen, dass man die Digitalisierung der Administration komplett aus eigenen Bordmitteln ohne zusätzliches Personal stemmen müsse.
Wie stark und dynamisch der Wirtschaftsstandort Bensheim sei, zeige sich auch an der Pendlerquote: täglich bewegen sich laut Klein gut 14 200 Menschen in die Stadt hinein und rund 10 500 hinaus (Stand 2021). Dies bestätige die hohe Attraktivität und breite Vielfalt des Arbeitsplatzangebots.
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