Bensheim. „Ich wollte nicht den zweimillionsten Schwangerschaftsratgeber schreiben“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin und dreifache Mutter Cornelia Klein, die als Lektorin in einem renommierten Weinheimer Verlag arbeitet und eine „leidenschaftliche Schreiberin“ ist.
Der Titel ihres neuen Buches, „Hormon-Boogie“ – Für Anfängerinnen und Wiederholungstäter mit Mama-Tipps und Experten-Tricks für eine entspannte Schwangerschaft und Geburt, macht zwar neugierig, aber ist der über 370 Seiten dicke Neuling tatsächlich mehr als „nur“ einer der üblichen Ratgeber, in denen die Schwangerschaft oftmals „zur Brutstätte degradiert wird?“ Und was sagt Klein dazu? Ihr geht es darum, „die Mutter in den Blick zu nehmen und zu schildern, was die Schwangerschaft mit ihr macht“.
Schon in ihrem Erstling, „Mist, das Lied ist nicht ganz drauf gegangen“, in dem sie die Medienwelt der späten 70er und 80er Jahre, die Ponderosa Ranch, das Taka-Tuka-Land, die Schlümpfe und ihre Lieblingssongs auf Kassette nochmals zum Leben erweckt hat (zumindest gedanklich), hat Cornelia Klein Humor, Schlagfertigkeit und ein fundiertes Wissen unter Beweis gestellt. Und sie hat zu dem Thema ausführlich und professionell recherchiert.
Humorvoll, unterhaltsam und obendrein gespickt mit augenzwinkernden Anekdoten, die zum Schmunzeln geradezu herausfordern, ist auch der „Hormon-Boogie“, der sich unter anderem deshalb – aber nicht nur – von üblichen Ratgebern unterscheidet. Zudem beantworten dort einige Gynäkologen, Hebammen und eine pränatale Psychotherapeutin Fragen der Autorin und haben deren Texte auf fachliche Korrektheit überprüft. Auch eine Referentin der Karl-Kübel-Stiftung zählt zum Kreis der Expertinnen.
Der „Hormon-Boogie“ beginnt bereits beim Kinderwunsch und endet im ersten Jahr nach der Geburt. „Die Texte sind nicht aus der Erinnerung entstanden, sondern während der Schwangerschaft meines dritten Kindes, mit Krampfadern und während der Wehen. Mein Handy, Zettel und Stift hatte ich immer dabei. Später konnte ich manches Mal kaum entziffern, was ich auf den Block geschrieben hatte“, blickt Klein zurück auf die Zeit, in denen die Hormone verrückt spielen und das Gefühlschaos zum Alltag gehört: „Die Hormone sind ein bisschen die Queen Elizabeth des Körpers. Offiziell dürfen sie nicht mitreden, aber ohne sie geht trotzdem nichts.“
„No more Gucci“ im Schrank
Die Stärke von Cornelia Klein ist ganz klar die humoristische Herangehensweise und spritzige Schilderung von seriösen Themen, die man üblicherweise nicht dem Unterhaltungssegment zuordnet. Dabei schafft sie es, nicht in Klischees abzudriften, Verniedlichungen und schwammige Aussagen zu vermeiden. Sie beharrt – bei allem treffsicheren Schmunzelfaktor – auf einer wissenschaftlichen Sichtweise. „Ich will nichts beschönigen, aber auch nichts dramatisieren, sondern fachliche Tipps geben“, formuliert sie ihr Anliegen – und das „mit einem optimistischen Unterton“.
Allein Kapitel mit Überschriften wie „No more Gucci – Umstandskleidung“, „Einmal Couch bis Kühlschrank und zurück“ zum Komplex Bewegung in der Schwangerschaft, „Kampf der Listerien-Bande“ (Ernährung), „Der Fötus plant den Auszug“ oder „Die Milch macht’s: Stillzeit“ zeigen die Herangehensweise der Autorin und machen Lust zum Lesen.
Hier ein kurzer Auszug: „Sie interessieren sich für die New York Fashion Week und haben Wäsche von Victoria’s Secret im Schrank? Sie haben die Brigitte abonniert und verpassen keine Folge von Shopping Queen? Karl Lagerfeld war für Sie zu Lebzeiten der Größte? Wenn Sie alle Fragen mit einem euphorischen Ja beantworten, müssen Sie jetzt stark sein.“
Auf den folgenden Seiten gibt Klein dann ganz praktische – und zum Teil durchaus überraschende – Tipps, welche Kleidung während der Schwangerschaft Sinn macht und den Geldbeutel nicht allzu sehr in Mitleidenschaft zieht. Zum Thema Sport in der Schwangerschaft sagt die Hebamme Petra Kissenkötter deutlich, was geht und was nicht.
Ein paar Grundsatzregeln für eine ausgewogene Ernährung, die Mutter und dem ungeborenen Kind gut tun oder die man tunlichst vermeiden sollte, gibt’s ebenfalls und eine Reihe von weiteren hilfreichen Check- und To-do-Listen.
Seit einigen Monaten ist der „Hormon-Boggie“ von Cornelia Klein im Buchhandel erhältlich. Und schon hat sich die Bensheimerin zusammen mit einem Coach ihrem nächsten Buch gewidmet. Es ist dieses Mal kein Fachbuch, sondern ein Thriller, ihr erster übrigens, und er spielt an verschiedenen Orten in den USA, wo sie selbst einige Zeit gelebt hat. „Er ist so gut wie fertig, ich suche nur noch einen Verlag“, verrät sie.
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