Verkehrsverein

Bensheimer Winzerfest-Feuerwerk vor Comeback

Am zweiten Winzerfest-Wochenende könnte es in Bensheim wieder ein Winzerfest-Feuerwerk geben. Der Verkehrsverein hat Alternativen wie Licht- und Lasershows verworfen und sich für die klassische Variante entschieden.

Von 
Dirk Rosenberger
Lesedauer: 
Am zweiten Winzerfestsamstag könnte es in diesem Jahr in Bensheim wieder ein Brillant-Feuerwerk geben. © Dietmar E. Funck

Bensheim. In Bensheim knallt es öfter mal – aber nur einmal im Jahr so formvollendet wie am zweiten Winzerfestsamstag. Dann erhellt regelmäßig ein Brillantfeuerwerk den Himmel über der Stadt – Absagegründe wie Dürre mit Waldbrandgefahr und eine Pandemie mal ausgenommen.

Das Lichterspektakel zieht immer Tausende von Besuchern an und gehört eigentlich zum weinseligen Klassiker wie Festzug, Taumler und Gebietsweinprobe. Allerdings mehrten sich in der jüngeren Vergangenheit auch kritische Stimmen. Für Wild- und Haustiere sind Geräuschkulisse und Lichteffekte kein Spaß, sondern mitunter purer Stress. Ins Feld geführt wird darüber hinaus die Umweltbelastung durch Feinstaub.

In Bensheim mündete dies zu einer von der Stadtverordnetenversammlung in Auftrag gegebenen Prüfung, ob eine Licht- und Lasershow oder der Einsatz von Drohnen vom Testament des Ernst Soldan abgedeckt wäre. Der vermachte sein Vermögen bekanntlich der Stadt. Nach seinem Tod im Dezember 1991 gingen 400 548 Mark und 73 Pfennig auf dem städtischen Konto ein – verbunden mit einem klaren Auftrag. Soldan wollte, dass sein Geld für ein einziges großes Brillantfeuerwerk ausgegeben wird.

Weil in Bensheim danach aber vermutlich kein Stein mehr auf dem anderen gestanden hätte, entstand die hübsche Idee, jeweils an besagtem zweiten Winzerfestsamstag den Himmel über der Stadt in einer Symphonie aus Licht und Farben zu erhellen. Allerdings reichen, auch das ist kein Geheimnis, die Erträge aus dem in einer Stiftung festangelegten Geld nicht mehr aus, um die Show zu finanzieren.

Bis 1998 konnte das Winzerfestfeuerwerk, für das damals Ausgaben von jeweils 20 000 Mark (netto) festgelegt worden waren, aus den Zinserträgen finanziert werden. Von 1999 an musste auf die Vermögensmasse zurückgegriffen werden, da die Zinserträge nicht mehr ausreichten. Das führte dazu, dass 2007 das Erbe auf 115 000 Euro geschmolzen war. Seit 2008 springt die Stadt daher mit einem Zuschuss in die Bresche.

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss 2009, die Durchführung des Feuerwerks auf den Verkehrsverein zu übertragen, damit die Deckungslücke durch Spenden oder Sponsoren reduziert werden kann. Dadurch variiert die jährliche Summe, die im Haushalt bereitgestellt werden muss. Meistens beläuft sich die Summe auf 10 000 bis 13 000 Euro.

Testament ist kein Problem

Die finanzielle Komponente ist aber nur eine Seite, die andere dreht sich um die Art der Durchführung. Und da scheint nach aktuellem Stand alles auf die klassische Variante hinauszulaufen. Der Vorstand des Verkehrsvereins „sieht keine sinnvolle Alternative zu einem klassischen Feuerwerk und hat in der Folge auf die Ermittlung detaillierter Kosten für die Alternativen verzichtet“, heißt es in einem Schreiben an den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung.

Rein rechtlich hätte man mit Blick auf die Nachlassregelung von Ernst Soldan wohl mit Laser oder Drohnen arbeiten können. Nur ist das Führungsgremium des Vereins nach konkreter Recherche zu dem Schluss gekommen, dass ein solches Vorhaben in Bensheim nicht umsetzbar ist. Die Drohen wären finanziell „sehr aufwendig“, die Show müsste über einem Bereich aufgeführt werden, wo sich niemand aufhalten darf. Außerdem bestünde die Gefahr einer witterungsbedingten Absage.

Licht und Laser als weitere Option benötigen nach Darstellung des Verkehrsvereins eine große Projektionsfläche in zentraler Lage, damit die Effekte für viele Menschen sichtbar sind. „Diese steht in Bensheim während des Winzerfests nicht zur Verfügung“, betonte der Vorstand um den geschäftsführenden Vorsitzenden Thomas Herborn.

Intensiv habe sich das Gremium damit befasst, unter welchen Bedingungen ein Feuerwerk vertretbar wäre. Nach Einschätzung der städtischen Umweltberatung sind bei einem Einzelfeuerwerk besonders die Lärmbelastung und die Lichteffekte problematisch, wegen der kurzen Dauer weniger aber die Feinstaubbelastung und der Kohlendioxid-Ausstoß.

Empfohlen wurde daher ein geräuschreduziertes Spektakel ohne Böllerschüsse am Anfang und Ende. Auf Feuerwerkskörper mit Plastikteilen sollte ebenfalls verzichtet werden. Die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der Raketen und Böller (Stichwort Kinderarbeit) sollten eine Rolle spielen, schrieben die Experten dem Verkehrsverein ins Hausaufgabenheft.

Dieser hatte daraufhin mit der Firma Beisel Kontakt aufgenommen, die seit vielen Jahren für den Lichterglanz verantwortlich zeichnet. Deren Auskunft zufolge werden bereits seit zehn Jahren keine Aluminium- oder Plastikteile mehr verwendet. Die Geräuschkulisse könne durch die Auswahl bestimmter Effekte reduziert werden. Die Experten wiesen jedoch darauf hin, dass man die großen Effekte mit sogenannter Zerlegerladung nicht weglassen könne, wenn man eine massentaugliche Show bieten wolle. Einem leise hingehauchten Feuerwerk geht schnell die Puste aus.

Hergestellt würden die Teile davon abgesehen in Italien, Spanien, Deutschland und Taiwan, Kinderarbeit sei dort noch nie ein Thema gewesen. Selbst in China hätten sich die Bedingungen verbessert, wenngleich von der städtischen Umweltberatung empfohlen wird, auf Feuerwerkskörper, die dort produziert werden, weitgehend zu verzichten.

Unterm Strich bedeutet das: Es wird im Sinne von Soldan weiter vom Kirchberg aus abgefeuert. Ein entsprechendes Angebot der Pyrotechniker liegt dem Verkehrsverein vor, die Kosten bewegen sich im Bereich von knapp über 11 000 Euro (brutto) allein für das Feuerwerk. Hinzu kommen die Ausgaben für den Brandsicherheitsdienst.

Formal muss die himmlische Farbexplosion noch vom Magistrat beschlossen werden. Das soll nach Lage der Dinge am Mittwoch (7.) geschehen, aus Sicht des Verkehrsvereins sicher möglichst ohne Debatte mit anschließendem großen Knall. Und wenn, dann bitte geräuscharm und ohne vergiftete Atmosphäre.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim