Bensheim. Der Bensheimer Musik-Sommer ist seit vergangenem Jahr um eine Veranstaltung reicher. Im September feierte das Sundaze-Festival seine Premiere – und bewies nun am Wochenende auf dem ADAC-Gelände mit seiner zweiten Auflage, dass die Sehnsucht nach Kultur in der Region ungebrochen ist.
Für die Veranstalter um Lucas Henkes und Dominik Bertsch war es ein emotionaler Moment. Dass die Gründer die Zahl der Gäste bereits im zweiten Jahr verdoppeln konnten, hätten sie nicht für möglich gehalten. „Als ich mir die Videos von Freitagabend angeschaut habe, war ich einfach nur überwältigt“, erzählt Henkes auf Nachfrage.
Von der "Schnapsidee" zum Festival
Bereits im Februar begannen der 26-Jährige und sein Team mit der Organisation. „Wir haben da unglaublich viel Herzblut reingesteckt“, schaut Henkes auf die letzten Monate zurück. Ein besonderer Dank gilt dabei den zahlreichen Helfern und Unterstützern des Duos. „Ohne unser Team und die Sponsoren wäre das alles nicht möglich gewesen“, betont der Gründer.
Blicken die beiden Senkrechtstarter auf die Anfangszeit zurück, erscheint die Entwicklung der letzten zwei Jahre geradezu surreal. Zunächst habe er das für eine „Schnapsidee“ gehalten, erinnert sich Bertsch. „Ich weiß noch genau, wie ich Lukas damals bei unserem Feierabendbier gefragt hatte, ob er das wirklich ernst meinte.“ Ja, das tat er.
Zwar verging zwischen Idee und Umsetzung noch eine Weile, doch mit der Erfahrung von Harry Hegenbarth und dessen Firma Showmaker haben sich die beiden 26-Jährigen zumindest ein Standbein aufgebaut.
Zugang für alle ermöglicht
Für eine hauptberufliche Tätigkeit reicht ein Festival pro Jahr allerdings noch nicht. Das Netzwerk und die Anzahl der Veranstaltungen zu erweitern, um davon leben zu können, ist langfristig das Ziel der beiden Gründer. „Das wäre natürlich ein Traum“, stimmen die beiden überein.
Schon jetzt haben Henkes und Bertsch einen neuen Treffpunkt für Jugendliche aus der Region geschaffen, zu dem sich am Freitag und Samstag auch einige ältere Mitbürger untermischten. „Wir wollen für alle Zielgruppen offen sein“, betont Bertsch. Bereits ab zehn Euro gab es Tickets im Vorverkauf zu erwerben. Den Preis habe man bewusst so niedrig angesetzt, um allen Menschen Zugang zum Festival zu ermöglichen.
Die meisten der Besucher kommen aus der Region, obwohl man sogar Tickets nach Österreich verkauft hätte. Auch die Künstler hatten keine allzu weiten Strecken zurückzulegen. Das Musikduo „Lesà“, das sich hauptsächlich elektronischer Musik widmet, reiste aus dem Odenwald an. Hinter dem Künstlernamen stehen Lisa Zeiß und Lena Posdzich, die seit 2019 gemeinsam auftreten. Damals lud Posdzich ihre heutige Musik-Partnerin in ihr Lindenfelser Café ein. Bis dato spielte Zeiß fast nur auf der Akustikgitarre. Doch der Funke sprang trotzdem über. „Da wussten wir: Das passt einfach“, erinnert sich Posdzich.
Auf eine einzelne Musikrichtung wollen sich die beiden trotz ihrer Liebe zum Indie-Genre noch nicht festlegen. Bei den Songtexten, die sich vor allem um das Leben drehen, sind die Mütter dafür umso überzeugter. „Das sind alles unsere eigenen Erfahrungen“, erklären sie. Insgesamt fünf Kinder haben die beiden Frauen. „Da erlebt man einiges.“
Der Traum von der Musik als Lebensunterhalt
Neue Erfahrungen konnten auch die Besucher des Festivals machen. Neben dem musikalischen Schwerpunkt fand dieses Jahr wieder ein Rahmenprogramm samt Skateboard-Wettbewerb statt, der besonders bei den jüngeren Gästen auf großes Interesse stieß. Ebenso beliebt war die Silent-Disco, bei der die Musikwiedergabe über Kopfhörer erfolgt. Zwar sei mancher Besucher zu Beginn skeptisch gewesen, berichtet Lucas Henkes, aber sobald die Musik ertönte, habe es kein Halten mehr gegeben.
Ein künstlerischer Höhepunkt dürfte „Take You on a Ride“ von Lesà gewesen sein. Sentimentale Töne treffen auf die pulsierende Rhythmik elektronischer Klänge und nehmen den Hörer mit auf eine Reise durch die Weiten musikalischer Kreativität. Doch für Lisa und Lena soll es nur der Beginn ihres Weges sein. Noch in diesem Jahr wollen die beiden Mütter ihr erstes Album veröffentlichen.
Was sowohl Gründer als auch Künstler des Sundaze-Festivals eint, ist der Traum, von der Musik einmal den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Es ist noch früh am Abend, als die ersten Wolken den Himmel verschließen und symbolisch den Ausklang der zweitägigen Party einläuten. Doch auf die Künstler warten bereits die nächsten Festivals – für den Traum, irgendwann von der Musik leben zu können.
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