Bensheim. Laut Statistischem Bundesamt ereigneten sich im vergangenen Jahr in Deutschland rund 2,4 Millionen Verkehrsunfälle. Im Haushalt waren es sogar 2,8 Millionen Unfälle und am Arbeitsplatz kam es zu etwas über 790 000 meldepflichtigen Ereignissen. In jedem Fall kommen im Fall des Falles die unzähligen Sicherheitskräfte von der Polizei über den Rettungsdienst bis zur Feuerwehr zum Einsatz, um zu retten und aus der Notlage zu helfen.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Björn-Steiger-Stiftung vom April 2022 rückt der Rettungsdienst in Deutschland rund 30 000 Mal am Tag für Einsätze aus. Nicht immer – das ergab die Studien ebenfalls – handelt es sich dabei um ernsthafte Notfälle, aber das stellt sich erst vor Ort heraus.
Dass sich in Deutschland die Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen können, dass in relativ kurzer Zeit Hilfe naht, wenn sie benötigt wird, ist vor allem auch den vielen ehrenamtlichen Einsatzkräften der verschiedenen Sicherheitsorganisationen und deren guter Ausbildung zu verdanken. Davon konnte sich die interessierte Bevölkerung am Samstag beim sechsten Sicherheitstag der Stadt Bensheim einmal mehr überzeugen.
„Schaulustige“ willkommen
Anders als im Ernstfall, wenn neugierige Gaffer eher ein Störfaktor für die schnelle Hilfe sind, waren am Samstag auf dem Beauner Platz Schaulustige herzlich willkommen. Dank des schönen Wetters waren sie auch zahlreich gekommen, verfolgten die verschiedenen Schauübungen und nutzten die verschiedenen Informations- und Aktionsangebote.
Nicht nur die ehrenamtlichen Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, THW und DLRG waren vor Ort, auch die Hauptamtlichen der Polizeistation Bensheim mit Dienststellenleiter Dirk von Hammel und dem Info-Mobil des Polizeipräsidiums Südhessen waren präsent. Auf besonderes Interesse stieß der Überschlagsimulator, mit dem eindrücklich verdeutlicht wurde, was bei einem Unfall mit dem Auto passiert und wie man sich am sichersten aus dem Gurt befreien kann, wenn alles auf dem Kopf steht.
Gerne angenommen wurde auch das Angebot der Fahrradcodierung, die Benutzung der Rauschbrille brachte ebenfalls ungeahnte Erkenntnisse und die Vorführungen mit den Diensthunden sind immer eindrucksvoll. Für die kleinen Gäste sorgten die Puppenbühne sowie die Hüpfburg für Unterhaltung.
Kam es beim zu heftigen Rumtoben zu kleinen Blessuren war, der Sanitätsdienst des DRK nicht weit und konnte schnell und wirksam helfen. So war der Sicherheitstag für das Bensheimer DRK eine gute Gelegenheit, die neue Sanitätsstation zu präsentieren, die in den nächsten Tagen noch offiziell vorgestellt wird. Auch beim bevorstehenden Tag der offenen Tür am 4. Juni in der Rheinstraße (10 bis 16 Uhr) wird es ausreichend Gelegenheit zur Information geben.
Für Bereitschaftsleiter Sebastian Engelbrecht war der Sicherheitstag eine gute Gelegenheit sich zusammen mit allen Bensheimer Hilfsorganisationen zu präsentieren. Dank der perfekten Rahmenbedingungen durch das schöne Wetter war er mit dem Verlauf und den verschiedenen Darbietungen sehr zufrieden. So zeigte beispielsweise die Hundestaffel, dass die Vierbeiner nicht nur treue Begleiter, sondern dank ihrer Spürnasen effiziente Helfer sind. Zusammen mit der Feuerwehr wurde die Rettung eines eingeklemmten Autofahrers mit diabetischem Koma aus dem verunglückten Fahrzeug gezeigt. Präsent war das DRK Bensheim am Samstag mit rund 20 Personen der Bereitschaft und des Jugendrotkreuzes.
Feuerwehr musste ausrücken
Etwa so viele Personen waren zudem von den Bensheimer Wehren vor Ort, die nicht nur bei Verkehrsunfällen, sondern auch bei Brandeinsätzen aktiv wird. Bevor die Feuerwehr am Samstag aber ihr Können auf dem Beauner Platz zeigen konnte, wurde sie zu einem Ernstfall gerufen. Auf der Autobahn hatte sich ein Auffahrunfall ereignet. Auch wenn die Feuerwehr mit fünf Einsatzfahrzeugen und Helferinnen und Helfern auf dem Beauner Platz präsent war, sind im Hintergrund immer Mensch und Material in Bereitschaft, um im Ernstfall helfen zu können, so Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn.
Ansonsten gab es am Samstag aber kein weiteres Einsatzgeschehen, so dass die Brandschützer neben dem Zerschneiden eines Unfallautos das fachgerechte Löschen eines Gasbrandes mit Hilfe eines Brandsimulators demonstrieren konnten. Sowohl akustisch als auch optisch eindrucksvoll wurden die Gasflammen unter Atemschutz eingedämmt.
Durch jede Wand
Mit Mensch und Material, darunter der alles überragende Teleskop-Lader, war das Technische Hilfswerk vor Ort und demonstrierte mit einer beeindruckenden Übung seine speziellen Einsatzmöglichkeiten. Ob Holz, Beton oder Stein – wenn es um die Rettung von Menschen geht, können die THW-Helfer jede Wand durchbrechen, wie sie am Samstag demonstrierten.
Hinter der Mauer war eine Person unter einem Pkw eingeklemmt, der mit Hilfe eines Luftkissens angehoben und die Person herausgezogen werden konnte. Ein Übungsszenario, das erst vor wenigen Wochen auch von einem Bensheimer THWler beim Hilfseinsatz nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei praktiziert worden war.
Aufgrund ihrer spezifizierten Einsatzmöglichkeiten ist das Bensheimer THW im Vergleich zu den übrigen Sicherheitsorganisationen nicht so häufig im Einsatz, aber bei dem Starkregenereignis vor gut zwei Wochen war ihre Hilfe gefragt.
Konrad Maurer, der neben seinem Einsatz als aktiver Zugtrupp-Helfer für die Öffentlichkeitsarbeit der Ortsvereinigung zuständig ist, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Sicherheitstages. Es konnte nicht nur die Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen, wie beispielsweise dem DRK bei der Versorgung der geretteten Person, demonstriert werden.
Auch auf den bevorstehenden Familientag des THW Bensheim auf dem Gelände an der Lahnstraße am 8. Juni (Fronleichnam) konnte aufmerksam gemacht werden. Die Jugendabteilung konnte ihre Kasse durch den Verkauf von Getränken aufbessern.
Die Deutsche Leben-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) musste am Samstag leider auf ihre Rettungsvorführung im Tauchcontainer verzichten, denn dieser 40 Tonnen schwere Container wäre zusammen mit den übrigen auf dem Beauner Platz stehenden Fahrzeugen und Gerätschaften vermutlich für die Decke der Tiefgarage zu schwer gewesen. So beschränkten sich die Rettungsschwimmer auf die Präsentation ihrer Einsatzfahrzeuge und Gerätschaften.
Lob von der Rathausspitze
Vorbereitet und organisiert worden war der sechste Sicherheitstag wieder von der Stadt Bensheim mit dem Ordnungsamt und der zuständigen Arbeitsgruppe Sicherheit und dem Sicherheitsbeauftragten der Stadt, Robert Schlappner. Er war ebenso vor Ort wie Bürgermeisterin Christine Klein und die zuständige Dezernentin Nicole Rauber-Jung, die den Sicherheitstag eröffnete.
Beide zeigten sich erfreut über die Bereitschaft der Hilfsorganisationen, sich auf dem Beauner Platz der Bevölkerung zu präsentieren und dankten insbesondere den zahlreichen ehrenamtlichen Einsatzkräften, die sich das ganze Jahr über jeden Tag und rund um die Uhr freiwilligen in den Dienst der Allgemeinheit stellten.
Für das leibliche Wohl war bis zum frühen Nachmittag auf dem Beauner Platz durch den Schwanheimer Bauernhof Schweickert gesorgt.
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