Kommunalpolitik

Bensheim zahlt mehr für das Naturschutzzentrum

In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung haben die Fraktionen einstimmig einige wegweisende Beschlüsse auf den Weg gebracht - unter anderem zum Naturschutzzentrum Bergstraße.

Von 
Dirk Rosenberger
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Das Naturschutzzentrum erhält ab 2023 einen höheren Zuschuss von der Stadt. Insgesamt werden dann 60 000 Euro statt 50 000 Euro im Jahr gezahlt. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte der Verwaltungsvorlage einstimmig zu. © Dietmar Funck

Bensheim. Das ehemalige Bensheimer Möbelzentrum BMV an der Suzuki-Allee soll abgerissen werden. Auf dem Gelände plant der Eigentümer – eine Projektentwicklungsgesellschaft – einen Gewerbe-Neubau (wir haben berichtet). In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung haben die Fraktionen einstimmig den Weg freigemacht für das Vorhaben. Sie befürworteten die Änderung des Bebauungsplans und fassten den notwendigen Aufstellungsbeschluss.

Eine Aussprache gab es bei diesem Tagesordnungspunkt nicht, zuvor hatte man das Thema allerdings im Bauausschuss besprochen. Das Gebäude mit 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche hat demnach keine Zukunft mehr. Es stand ohnehin seit 2006 leer. Damals hatten die Gesellschafterinnen der BMV Möbelzentrum GmbH die Immobilie und das Grundstück an einen großen Möbelhändler verkauft, der dort einen Möbel-Mitnahmemarkt eröffnen wollte.

Gegründet 1967

Dazu kam es allerdings nicht. Das Haus verfiel zusehends, der weithin sichtbare Schriftzug blieb, weil der neue Eigentümer ihn nicht entfernte. Bis zur Schließung zählte das familiengeführte Möbelzentrum zu den Konstanten des Bensheimer Einzelhandels. Gegründet wurde es 1967 von Paul Gerwig. Der Neubau könnte mit 16 bis 18 Metern plus technischen Aufbauten höher ausfallen als das elf Meter hohe Bestandsgebäude. Konkrete Details zum Projekt liegen bisher nicht öffentlich vor.

Zustimmung gab es im Stadtparlament auch für eine Erhöhung des Zuschusses, den die Stadt an das Naturschutzzentrum Bergstraße zahlt. Seit der Eröffnung 2004 zahlt Bensheim als Gesellschafter ebenso wie der Kreis Bergstraße jährlich 50 000 Euro. 2018 kam Lorsch als Dritter im Bunde dazu. Die Klosterstadt war bisher mit 10 000 Euro beteiligt. Die bestehende Finanzierungsvereinbarung läuft 2024 turnusgemäß aus. Ab dem nächsten Jahr werden die Gesellschafter allerdings einen höheren Beitrag leisten müssen, weil sonst nach Angaben aus dem Rathaus 2023 die Zahlungsunfähigkeit drohen könnte. Wegen der Corona-Pandemie gingen die Gewinne ebenso zurück wie die Besucherzahlen und Veranstaltungen.

Bemerkbar machen sich darüber hinaus allgemeine Preissteigerungen und höhere Personalkosten. Diese seien durch Tariferhöhungen seit 2004 um rund 40 Prozent gestiegen. Zwar konnten die Einnahmen von 46 000 Euro (2005) auf 123 000 Euro (2019) fast verdreifacht werden. Das reiche jedoch nicht aus, um die Kostensteigerungen abzufangen. Schon im Wirtschaftsplan 2022 musste man mit einer Unterdeckung von 19 700 Euro planen.

Kurzum: Das Naturschutzzentrum braucht mehr Geld und wird dies auch bekommen. Die Stadtverordnetenversammlung sprach sich einstimmig und ohne Diskussion für eine Erhöhung des jährlichen Zuschusses um 10 000 auf 60 000 Euro aus für die nächsten zehn Jahre. Der Kreis steuert ebenfalls 60 000 Euro bei, Lorsch erhöht um 2000 auf 12 000 Euro.

Nach Ablauf der zehn Jahre soll dann über die weitere Finanzierung verhandelt werden, heißt es im Gesellschaftervertrag. Bensheim bezahlt den Betriebskostenzuschuss über die Pachteinnahmen, die die Stadt durch die Auskiesung der Erlache von der Firma Rohr erhält. Mit dem sogenannten Grubenzins werden jedes Jahr Naturschutzprogramme umgesetzt – und eben das Zentrum unterstützt.

„Die Stadt profitiert als Standort des Naturschutzzentrums unmittelbar von den angebotenen Leistungen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes. Die Einrichtung zählt mittlerweile zu den besucherträchtigsten Freizeit- und Bildungseinrichtungen auf Bensheimer Gemarkung“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

In Zahlen ausgedrückt: Vor der Corona-Pandemie zählte das Zentrum an der Erlache immer etwas mehr als 18 000 Besucher im Jahr. 2020 waren es nur noch 8000, 2021 7200 Gäste. Mit dem Ende der Einschränkungen sollte es auch in dieser Statistik künftig wieder nach oben gehen.

Um das liebe Geld (was in Bensheim bekanntlich nicht auf der Straße liegt und schon gar nicht für ein entspanntes städtisches Wirtschaften sorgt) ging es auch bei einem weiteren Tagesordnungspunkt. Auch dabei stellte sich die Frage erst gar nicht, ob man die Mittel zur Verfügung stellen will. Die Zustimmung erfolgte einstimmig. Konkret werden in diesem Jahr 770 000 Euro für den Katastrophenschutz benötigt. Die Summe fließt in Vorhaben, die in der ersten Stufe des Konzepts „Einsatzszenario Stromausfall“ hinterlegt sind.

So sollen ein Katastrophenschutzlager eingerichtet und Lagerflächen angemietet werden. Die Feuerwehren müssen bei einem längeren Stromausfall einsatzfähig bleiben und als Lichtinseln fungieren – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im Haupt- und Finanzausschuss hatte Stadtrat Adil Oyan ausgeführt, dass die zusätzlichen Ausgaben durch Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer aufgefangen werden können.

Deutlich gemacht wurde zusätzlich, dass in den nächsten Jahren mit weiteren Investitionen zu rechnen sein wird, damit die kritische Infrastruktur im Katastrophenfall nicht selbst zum Notfall wird.

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