Bensheim. Der diesjährige Jahresausflug des Deutsch-Polnischen Freundschaftskreises Klodzko/Glatz führte in die südöstliche Region des Landes nach Kleinpolen. Diese Bezeichnung galt ursprünglich für den südlichen Teil des alten polnischen Staates und macht etwa fünf Prozent der Fläche von Polen aus. Die Region wurde nicht nur von der Natur großzügig ausgestattet – 53 Prozent der Fläche stehen mit sechs Nationalparks und weiteren Schutzgebieten unter Naturschutz – hier findet sich auch die höchste Konzentration der insgesamt 17 polnischen Welterbestätten der Unesco.
Einen kleinen Teil davon konnte die 29 Personen umfassende Bensheimer Reisegruppe entdecken, die während des achttägigen Aufenthaltes vom perfekt Deutsch sprechenden Reiseleiter Jacek Ptak geführt und betreut wurde. Er hatte die Gruppe am Flughafen in Krakau empfangen und verabschiedete sich am Vorabend des Rückflugs nach Frankfurt beim Abschiedsessen in Zakopane.
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Vereinsvorsitzender Hans Seibert und das für die Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Danuta Deppert nutzten den Abend, sich mit einem finanziellen Dankeschön für die gute Betreuung während des siebentägigen Aufenthaltes zu revanchieren.
Bummel durch Krakau
Seinen Anfang nahm der Ausflug in die polnische Kultur und Natur im hochsommerlichen Krakau. Viel Zeit blieb nach dem Mittagessen allerdings nicht, so dass sich die Erkundungen auf den großen Hauptmarkt mit den Tuchhallen und der Marienkirche beschränkten. Auch eine Kaffee- oder Eispause in einem der vielen Cafés, die den Markt säumen, wurde angesichts des schönen Spätsommerwetters gerne genutzt. Das historische Zentrum von Krakau mit der Altstadt, der Wawelburg und dem jüdischen Viertel im Stadtteil Kazimierz war übrigens 1978 das erste Weltkulturerbe in Polen.
Nach einer etwa zweistündigen Busfahrt checkte die Gruppe dann in ihrem Hotel in Zakopane ein, das für die kommenden Tage Ausgangspunkt für die vielfältigen Aktivitäten war. Dazu gehörte auch die Besichtigung einiger der zahlreichen Architekturdenkmäler, wie beispielsweise das Freilichtmuseum in Zubrzyca Gorna, die traditionellen Holzhäuser der Goralen – eine ethnische und der Tradition verbundene Volksgruppe – im Chocholów Tal oder die Kirche in Debno Podhalanskie, die zu den ältesten Sakralbauten in Polen gehört. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde aus Tannen- und Lärchenholz ohne einen einzigen Nagel errichtet und ist ebenfalls ein Weltkulturerbe. Sie ist ebenso Teil des Holzarchitekturwegs in Kleinpolen, wie die Anfang des 20. Jahrhunderts eingeweihte und im typischen Zakopane-Stil gebaute Herz-Jesu-Kapelle in Zakopane. Kennzeichnende Elemente dieses Baustils sind unter anderem der Sockel aus Bruchstein sowie die vielen mit separaten Dächern bedeckten Erker und Gauben.
Floßfahrt und Aussichtsturm
Aber auch in höheren Gefilden war die Bensheimer Reisegruppe unterwegs. Mit der Seilbahn wurde der knapp 2000 Meter hohe Kasprowy Wierch – einer der vier Hausberge von Zakopane – „erklommen“. Die noch an der Talstation vorhandene Sonne ging auf dem Weg nach oben allerdings verloren, denn der Gipfel war von Wolken verhüllt.
Mit knapp 1200 Metern ist der oberhalb von Zakopane liegende Berg Gubalówka nicht ganz so hoch, doch er bot bei wolkenfreiem Sommerwetter eine freie Sicht auf die Sprungschanzen von Zakopane und die südliche Tatra. Die kleine Siedlung mit unzähligen Läden, Verkaufsständen und Restaurants ist ein beliebtes und stark frequentiertes Ausflugsziel.
Das gilt auch für den Baumwipfelpfad, der im slowakischen Teil der Hohen Tatra liegt und mit einer Gondelbahn erreicht wurde. Der bis zu 24 Meter hohe Holzsteg schlängelt sich auf einer Länge von gut 1200 Metern entlang der Baumkronen und ermöglicht einen wunderbaren Panoramablick auf das Gebirge, der am Ende des Pfads beim „Erklimmen“ des 32 Meter hohen Aussichtsturms noch mal getoppt wurde.
Zu den ganz besonderen Erlebnissen der Reise gehörte die etwa zweistündige Floßfahrt auf dem Dunajec, der zum Teil Grenzfluss zwischen Polen und der Slowakei ist. Das im Nationalpark Pieninen (Polens ältestem Nationalpark) gelegene Dunajec-Tal zählt zu den schönsten Durchbruchstälern Europas mit zum Teil bis zu 300 Meter hohen Kalkfelsen zu beiden Seiten des Flusses. Die mit bis zu zwölf Personen besetzten Flöße werden von zwei Goralen mit Hilfe von langen Holzstangen durch die Windungen und kleinen Stromschnellen gesteuert. Bis auf das Schäumen der Stromschnellen eine absolut ruhige Fahrt inmitten der Natur und bei wolkenfreiem sonnigen Himmel.
Auch zum Erkunden von Zakopane selbst blieb noch Zeit. Ein Muss war die über einen Kilometer lange Fußgängerzone Krupówki. Sie gehört zu den bekanntesten Straßen Polens und wird von unzähligen Geschäften, Lokalen, Cafés und Ständen gesäumt, an der die beliebten Bergkäse angeboten werden. Der bekannteste darunter ist der Oscypek, ein geräucherter Käse, der diesen geschützten Namen nur tragen darf, wenn er aus 100 Prozent Schafsmilch ist, seine spezielle Form in der Art einer Spindel hat und auf die traditionelle Weise der Goralen hergestellt wurde. Wie das funktioniert, konnte beim Besuch des Oscypek Museums erlebt werden.
Eine Bilder-Nachlese von der Reise wird es beim nächsten Treffen des deutsch-polnischen Freundschaftskreises im Hotel Felix am 8. November ab 19 Uhr geben. Zuvor steht aber noch ein Herbstspaziergang nach Zell im Programm. Treffpunkt ist am Sonntag, 22. Oktober, um 11 Uhr auf dem Parkplatz am Friedhof Bensheim-Mitte. Ziel ist die Weinstube Götzinger in Zell. red
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