Herbstkonzert

Besonderer Coup zum Auftakt der Bensheimer Musiktage

Von 
Klaus Ross
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Das Collegium Musicum Bergstraße gestaltete das Auftaktkonzert der Musiktage gemeinsam mit dem German-American Community Choir in Sankt Laurentius. © Thomas Neu

Bensheim. Premiere zum Auftakt der Bensheimer Musiktage: Das Collegium Musicum Bergstraße und der Frankfurter German-American Community Choir durften sich beim ersten gemeinsamen Konzert über eine sehr gut besuchte Weststadtkirche Sankt Laurentius freuen. Dirigiert wurde das rund einstündige Programm von Kushtrim Gashi und Linda Horowitz, die damit nach fast 30 Jahren zugleich ihren Abschied als Leiterin des vor einem halben Jahrhundert gegründeten GACC feierte.

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Anlassgerecht war es ein Abend ganz im Geiste der Freundschaft, bei dem sich Werke deutscher und amerikanischer Provenienz stilistisch vielgestaltig abwechselten. Groß die versammelte Musikercrew: Das aus drei Dutzend Akteuren bestehende Orchester trat mit stattlicher Bläserbesetzung an, der Chor mit über 50 Sängerinnen und Sängern.

Beseelt gesungene Werke

Die gebürtige Kalifornierin Linda Horowitz wurde vor allem als Musikpädagogin an der Darmstädter Tonkunst-Akademie (1993 bis 2019) zu einer echten Institution – auch für Kushtrim Gashi, der damals bei ihr studierte. Eine besondere Herzenssache war für sie fraglos der GACC, dem sie seit 1989 mit einer kurzen Unterbrechung fast drei Jahrzehnte vorstand. Wie intensiv die Verbindung zwischen Dirigentin und Ensemble ist, konnte man gerade in den wunderbar beseelt gesungenen A-cappella-Sätzen aus dem amerikanischen Repertoire hören. Neben der höchst eingängigen Auftakthymne „Earth Song“ (2007) von Eric Ticheli (Jahrgang 1958) und dem erfrischend groovigen Spiritual „Glory glory“ beeindruckte dabei nicht zuletzt das innige kleine Juwel „Peace I leave with you“ opus 8/3 (1891) von Amy Beach (1867-1944), die als erste amerikanische Komponistin überhaupt den internationalen Durchbruch schaffte.

Star-Sprangled-Banner und Deutschlandlied

Der Schwerpunkt des Programms lag freilich auf der Kombination von Chor und Orchester, die schon in Felix Mendelssohns berühmtem Choralsatz „Nun danket alle Gott“ aus der 1840 entstandenen „Lobgesang-Sinfonie“ opus 52 gewinnend funktionierte. Ähnlich klangschön und ausgewogen gelang Franz Schuberts liedhafte frühe G-Dur-Messe D 167 (1815), deren volle Bläserinstrumentation auch von dessen älterem Bruder Ferdinand stammt. Delina Hajra-Gashi (Sopran), Martin Stoewer (Tenor) und Michael Kutzera (Bariton) zeigten sich dabei in ihren unprätentiösen Soli gut integriert.

Denkbar stimmig vereint erschienen an diesem Abend „Star-Spangled Banner“ von John Stafford Smith (1750-1836) und Joseph Haydns „Deutschlandlied“, dessen orchestrale Fassung übrigens kein Geringerer als Peter Tschaikowsky besorgte. Aaron Coplands populäre Version des alten Quaker-Songs „Simple Gifts“ (1950) rundete die von Linda Horowitz geleiteten Beiträge trefflich ab.

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Unter Kushtrim Gashi steuerte das Collegium Musicum mit Paul Lavenders Streicherarrangement des 2000 komponierten Blasorchesterhits „October“ von Eric Whitacre (*1970) ein feines instrumentales Intermezzo der stimmungsstärksten Sorte bei. Gashis eigene Chor-Orchester-Version einiger süffiger Ensemblelieder von Johannes Brahms (aus opus 52, 65 und 103) geriet ebenfalls so wirkungsvoll, dass vielleicht sogar der kritische Komponist selbst überzeugt gewesen wäre. Nach dem begeistert quittierten Copland-Finale (Chorbearbeitung: David Brunner) erklangen „Glory glory“ und Brahms‘ Liebeslieder-Walzer „Nein, es ist nicht auszukommen“ opus 52/11 von 1869 nochmals als Zugaben.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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