Bensheim. Der Mann ist ein Phänomen. Gefühlt spielt der britische Sänger und Bluesgitarrist Aynsley Lister seit etlichen Jahren immer das Gleiche. Und tritt damit regelmäßig in der Region auf. Aber trotzdem kommen zu seinen Konzerten immer mehr Gäste. Wie jetzt im Musiktheater Rex, als es zum Schluss nach einer starken Abendkasse 350 Fans sind, die in der alten Güterhalle den melodischen Tönen des 49-Jährigen lauschen wollten.
Lister ist in der hiesigen Musikszene ein alter Bekannter. Der Bluesgitarrist ist regelmäßig auf Tour, war auch schon in den alten Lorscher Rex-Räumen zu Gast oder im Muddy‘s Club Weinheim. Fast schüchtern, englisch zurückhaltend agiert der Brite auf der Bühne bei seinen Ansagen. Aber darauf kommt es nicht an. Der Bandleader zeigt seine Fingerfertigkeit knapp zwei Stunden, wobei er seinen Gästen schon nach 45 Minuten eine Pause gönnt.
Craig Bacon am Schlagzeug und Jonno Martin (Bass) komplettieren das Powertrio. Ein Keyboard, wie es früher mal dabei war, hätte vielleicht für einen fetteren Sound gesorgt. Doch die Band macht das durch ihre große Spielfreude und Verspieltheit wett. Schon beim ersten Stück „Everything I need“ springt der Funke über.
Seit bald drei Jahrzehnten prägt der britische Gitarrist und Sänger die europäische Blues-Szene mit einer Mischung aus kraftvoller Virtuosität und emotionaler Tiefe. Lister verbindet traditionelle Blues-Wurzeln mit modernem Songwriting, rockigen Einflüssen und persönlichem Storytelling. Dabei gelingt ihm der Spagat, sowohl eingefleischte Genre-Liebhaber als auch ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Das Gitarrenspiel ist, wie man es von einem Meister seines Fachs erwartet, vom Feinsten. Emotional, klagend, klingt das Instrument, um dann in die Vollen zu gehen und das Stück mächtig ausklingen zu lassen. Technisch perfekt. Der stampfende Bluesrock haut rein. Aynsley Lister liefert ab, was die Fans erwarten.
Bei den einprägsamen, auf den Punkt gespielten Soli merkt man, wie er sich langsam, aber sicher in seinen Tönen verliert, den Blick gedankenverloren an die Decke richtet, während die Finger über die Saiten flitzen. Etwa beim stampfenden Rock‘n‘Roller „Quiet boy“. 25 Jahre hat der Song bereits auf dem Buckel.
Die Setliste ist ein Best-of seines jahrzehntelangen Schaffens. Im Vordergrund steht die Scheibe „Equilibrium“ von 2009 mit gleich sechs Titeln. Unter anderem „Early morning dew“, das bei der Beobachtung von Passanten entstand. Oder „Hurricane“, das im Gegensatz zum Namen nicht den Rock um die Ohren bläst, bei dem aber Lister mit filigranen, melodiösen Tönen glänzt.
Während die Band die Songs vorantreibt, kommt der 49-Jährige in Fahrt. Mit seiner technischen Versiertheit zeigt Aynsley Lister eindrucksvoll, warum er 2015 „Guitarist of the Year“ und 2014 „Songwriter of the Year“ wurde, jeweils bei den British Blues Awards ausgezeichnet. Im selben Jahr lieferte er auch noch mit „Home“ den „Best Blues Song of the Year“ ab.
Er spielt einen sehr modernen Blues, bei dem gerade in den Soli die Grenzen mit Rockmusik fließend sind. Auch verschließt er sich nicht funkigen Einflüssen wie bei „Hyde 2612“, ebenfalls ein Dauerbrenner auf seiner Setliste. Wer die schwermütige, sehr traditionelle Bluesvariante bei ihm sucht, wird glücklicherweise nicht fündig. Es gibt auf die Ohren, was mit viel Jubel und Beifall honoriert wird.
Der Klassiker als Abschluss eines jeden Konzerts ist „Purple Rain“ von Prince. Der Brite hat bei seinen eigenen Stücken eine angenehm temperierte Stimme, die für diese Stück aber nicht ganz passt. Die Inbrunst, die Intensität, mit der Prince seinen Song zelebriert, rausschreit, in allen Facetten und mit jeder Faser lebt, kann er natürlich nicht rüberbringen.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-aynsley-lister-konzert-_arid,2339353.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/weinheim.html
