Bensheim. Auf sehr großes Interesse stieß die erste Ausstellungseröffnung des neuen Jahres im Damenbau. Es dürften rund 100 Besucher gewesen sein, die sich am Sonntagvormittag auf Einladung der Gruppe „Kunst im Fürstenlager“ (KiF) des Kur- und Verkehrsvereins Auerbach in den Räumen und Fluren der Galerie drängten.
„Gelb trifft Blau – gemalte Momente“ hat die Künstlerin Birgit Huck ihre Ausstellung betitelt und damit eines der augenfälligsten Merkmale ihrer Bilder in Worte gefasst. Die beiden Farben Gelb und Blau treten aber eher selten ganz prägnant im scharfen, kühl wirkenden Kontrast auf, sondern häufig in Verschmelzung zu einer reich nuancierten Palette von Grün- und Türkistönen. Die skandinavische Anmutung der Farbkombination findet ihre Bestätigung in den norwegischen Landschaftsmotiven.
Auf den Bildern sind mehr als nur Landschaften sehen
Jedoch umfasst das Werk der überwiegend in Acryl auf Leinwand oder Karton arbeitenden Malerin weit mehr als Landschaften, die bisweilen auch experimentell oder spielerisch aus getrockneten Farbresten kombiniert sein können, in die noch die geometrischen Rasterstrukturen diverser Farbabstreifer eingeprägt sind. Es gibt auch eine Gruppe von abstrakten Kompositionen, die sich ganz der Ausdruckskraft der Farbe widmen, daneben aber auch viele figürliche und inhaltlich motivierte Bilder.
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Unterschiedliche Formen des Miteinanders von Frauengruppen („Gespräch“) oder Männern („Every move you make“, „Suche“) werden da zum Beispiel in den Blick genommen, aber auch der Kampf der Frauen für die Freiheit im Iran.
Eine ganze Serie von Bildern, die 2018 im Rahmen des Projekts „Digitale Stadt“ des Designhauses Darmstadt entstanden und in einer Videoarbeit zusammengefasst sind, beschäftigt sich mit der Frage nach der Berechtigung von Kameraüberwachung als Sicherheitsmaßnahme.
Die Problematik der Beobachtung von im öffentlichen Raum stattfinden, gleichwohl aber privaten Momenten, die durch die Umwandlung in Bilder konserviert und für andere abrufbar werden, stellt die Künstlerin in fiktiven Situationen dar. Die Brisanz dieser an sich belanglosen Konstellationen wird durch die sekundengenaue Datierung am unteren Leinwandrand vor Augen geführt.
Die in Dortmund geborene Künstlerin studierte an der Hochschule für bildende Künste der Gesamthochschule Kassel Malerei und Zeichnen und ist Mitglied des Bundesverbands bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Darmstadt. Seit dem Jahr 2013 ist sie vor allem im Darmstädter Raum in Einzelausstellungen und mit der Beteiligung an Gruppenausstellungen hervorgetreten.
Ausstellung im Fürstenlager mit einem breiten zeitlichen Spektrum
Die Laudatio zur Eröffnung im Damenbau hielt die Bibliothekarin Jutta Duchmann, eine langjährige Freundin und „ehemalige Leiterin der Bibliothek in Neu-Isenburg, der besten Bibliothek Deutschlands“, wie die Sprecherin der Gruppe KiF Gabriele Mundt bei der Begrüßung anmerkte.
Jutta Duchmann machte unter anderem darauf aufmerksam, dass die Ausstellung mit ihrem breiten zeitlichen Spektrum fast schon so etwas wie eine Retrospektive sei, bei der die neueren Werke sich mit ihrer persönlicheren Art und helleren, weicheren Farben von den früheren abhöben, jedoch ebenso wie diese keine Eindeutigkeiten schüfen, sondern Raum für eigene Interpretationen ließen.
Die Bilder der Künstlerin verführten zu Fantasiereisen und Gedankenspielen. Die Künstlerin verwandele Leinwände in Landschaften, die oft unbelebt, aber nie leblos seien. Zur Ausstellungseröffnung boten Hyeyoon Lee und Shaobo Zhang von der Musikhochschule Mainz als Violinen-Duo weit mehr als nur eine musikalische Einstimmung.
Mit ihrer Interpretation von fünf Stücken für zwei Violinen und Klavier von Dimitri Schostakowitsch und dem Violinen-Duo Nr. 3 (Moderato) von Charles-Auguste de Bériot kam das Publikum in den Genuss eines zwar ganz kleinen, aber feinen und sehr gefühlvollen Kammerkonzerts.
Eine Neuerung kündigte KiF-Sprecherin Gabriele Mundt in Bezug auf den Ausstellungsbetrieb im Damenbau an: Über viele Jahre hatten die Kunstfreunde Bergstraße und der Auerbacher Verkehrsverein die monatlichen Ausstellungen alternierend organisiert. Ab diesem Jahr scheiden die Kunstfreunde als Veranstalter aus.
Ergänzend zu den sechs von KiF verantworteten Ausstellungen wird Carola Müller als Mitglied des Kur- und Verkehrsvereins weitere Ausstellungen kuratieren und koordinieren. Die erste dieser Reihe wird „Die Essenz der Weiblichkeit“ mit Werken der Malerin Hélène Lindqvist und des mehrfach preisgekrönten Fotografen Mike Lindtner sein, die am 3. Februar eröffnet wird.
Die Ausstellung „Gelb trifft Blau“ dauert noch bis zum 28. Januar. Öffnungszeiten sind samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr.
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