Jahreshauptversammlung

Asisatische Hornisse bleibt für Bensheimer Imker ein Problem

Eine invasive Art trübt die positive Stimmung bei den Bergsträßer Imkern: Die asiatische Hornisse hat sich seit 2022 auch in der Region signifikant vermehrt. Auch beim Bienenzüchtervereins 1861 Bensheim ist man besorgt.

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 

Bensheim. Nach 24 Jahren im Vorstand, davon 18 Jahre als Erster Vorsitzender, hat sich Peter Dengler aus der Spitze des Bienenzüchtervereins 1861 Bensheim und Umgebung zurückgezogen. Bei der Hauptversammlung am Mittwoch stellte der Auerbacher Imker seinen Posten zur Verfügung. Nachfolger ist sein bisheriger Stellvertreter Günter Heil. Der 51-jährige Lorscher ist seit acht Jahren im Vorstand aktiv und erhielt im Bürgerhaus Kronepark ein makelloses Votum.

Neuer zweiter Vorsitzender ist der Biologe und Insektenkundler Johannes Lückmann, die Kasse wird weiterhin von Christel Zenker verwaltet. Schriftführer bleibt Martin Weyrauch.

Eine prominente Personalie reibungslos bewältigt

Auch die weiteren Wahlgänge erfolgten einstimmig. Damit hat der Verein eine prominente Personalie elegant und reibungslos bewältigt. Peter Dengler dankte den Mitgliedern für das lange Vertrauen und kündigte an, dem Verein weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ab sofort nicht mehr als Vorsitzender, sondern als Ehrenvorsitzender.

Mit diesem Titel würdige der Vorstand die herausragenden Leistungen Denglers über fast zweieinhalb Jahrzehnte hinweg, so Heil in Auerbach, wo sich mehr als 30 Mitglieder eingefunden hatten.

Der scheidende Vorsitzende legte eine insgesamt erfreuliche Bilanz für 2023 vor. „Wir haben ein entspanntes Jahr hinter uns“, so Peter Dengler. Die Honigerträge waren trotz bisweilen schwieriger Wetterbedingungen und reduzierter Ernten ordentlich, die allermeisten Völker sind gesund über den Winter gekommen.

Bei etlichen informativen Veranstaltungen rund ums Thema Honigbiene hat sich der Verein nicht nur den kenntnisreichen Insidern, sondern immer wieder auch der Öffentlichkeit präsentiert und vielen Menschen den Zugang zur Imkerei erleichtert.

Dass das Hobby noch immer einen großen Reiz ausübt, zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen: Trotz einiger Austritte im vergangenen Jahr bewegt sich der Verein aktuell bei 183 Mitgliedern (2022: 175) und verzeichnet damit sogar einen leichten Aufwärtstrend. „Unser Konzept hat sich bewährt“, so Dengler über die praxisorientierte Arbeit im Verein. Man sei in jeder Hinsicht fit für eine zeitgemäße Ausbildung der Neu-Imker und der Vereinsmitglieder.

Eine invasive Art trübt allerdings die positive Stimmung bei den Bergsträßer Imkern: Die asiatische Hornisse hat sich seit 2022 auch in der Region signifikant vermehrt. Etliche Funde wurden dokumentiert. Die Art Vespa velutina nigrithorax stammt aus dem asiatischen Raum und ist vermutlich über Warenströme eingeschleppt worden. Sie lebt unter anderem von Bienen und fängt sie im Anflug zum Bienenstock. Ganze Völker seien bedroht, heißt es vonseiten der Imker.

In Zusammenarbeit mit der Hornissenberaterin Nicole König aus Bürstadt wurden im letzten Jahr 120 Hornissen-Nester beseitigt. Sie befinden sich meist in mehreren Metern Höhe. Zu finden sind sie häufig in Bäumen, aber auch auf Dachböden sowie in Büschen und Hecken.

Die Asiatische Hornisse unterscheidet sich von der hier heimischen Art vor allem durch ihre Farbgebung: Während die geschützte Europäische Hornisse für ihre rötliche Brust und ihren gelben Hinterleib mit schwarzen Punkten und Banden bekannt ist, hat die asiatische Variante eine schwarze Brust und einen dunklen Hinterleib mit schmalem gelben Band.

Die grau-braunen Behausungen lassen sich gut an ihrer elliptischen Form und dem seitlichen Einflugloch erkennen. Nicole König ist im Auftrag der Regierungspräsidien Darmstadt und Heidelberg unterwegs und unterstützt das Monitoring der eingeschleppten Art im Kreis Bergstraße.

Zwar ist die Hornisse für Menschen ungefährlich, sie ernährt sich allerdings vor allem von den in Deutschland heimischen Wild- und Honigbienen und bedroht diese zusätzlich in ihren schrumpfenden Beständen.

Ein Aufhalten der invasiven Art ist unwahrscheinlich

Martin Weyrauch, der auch Erster Vorsitzender des Starkenburger Imkerkreises ist, betonte in Auerbach, dass es für die weitere Entwicklung der Lage maßgeblich sei, potenzielle Funde zu melden. Denn eine starke Verbreitung der invasiven Art kann die Verdrängung von heimischen Bienen-und Wespenarten zur Folge haben, die auch durch ihre Bestäuberleistung elementare Bestandteile des Ökosystems darstellen.

Ein Aufhalten der Asiatischen Hornisse hält Weyrauch für unwahrscheinlich. Denn in jedem einzelnen Nest können sich bis zu 200 Königinnen aufhalten. Und jede kann ein eigenes Nest etablieren. Viele dieser Königinnen dürften den Winter gut überstanden haben. Die Perspektiven für den Sommer 2024 fallen daher eher pessimistisch aus. Weyrauch geht davon aus, dass sich die Kollegen mit der neuen Situation arrangieren müssen.

Auch die Imkerberaterin Hannelore Rexroth (Heppenheim) sagte, dass man nun gemeinsam daran arbeiten müsse, die Verbreitung der gebietsfremden Art möglichst effektiv aufzuhalten. Dafür benötige es Strategien nicht nur aufseiten der regionalen Imker, sondern auch auf Landesebene, so das Bensheimer Vereinsmitglied. Zuständig ist das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), das eine Meldepflicht erlassen hat. Für Ende Juni ist im Auerbacher Bürgerhaus eine Infoveranstaltung mit Nicole König und anderen Experten geplant.

Günter Heil versicherte, das Thema weiterhin genau im Visier zu haben und dabei eng mit dem Land und den zuständigen Hornissenberatern zu kooperieren. Schließlich ist der Kreis Bergstraße die Region in Hessen, in der bislang die mit Abstand meisten Tiere dieser Art gesichtet wurden.

In seinem Ausblick kündigte der neue Vorsitzende die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Vereinsgelände westlich der Bahnlinie (südlich der Fabrikstraße) an. Ziel sei es, die Stromversorgung vor Ort autark zu gestalten und Gartengeräte nachhaltig zu betreiben.

Der Bienenzüchtervereins 1861 Bensheim hat bei der Jahreshauptversammlung langjährige Mitglieder geehrt. Günter Heil (2.v.re) wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt, sein Vorgänger Peter Dengler (li.) zum Ehrenvorsitzenden ernannt. © Ernst Lotz

Peter Dengler: Motor und Gesicht der Bergsträßer Imkerszene

Der Nachfolger sprach von einem Tag des Abschieds sowie der Dankbarkeit und Anerkennung: „Wir ehren einen Mann, der zweieinhalb Jahrzehnte nicht nur die Geschicke des Vereins gelenkt hat, sondern auch einen Imkerkollegen, einen Organisator und Mentor“, so Günter Heil über Peter Dengler. Nach 24 Jahren im Vorstand und 18 Jahren als Erster Vorsitzender verabschiede er sich nun in den „Vereinsruhestand“.

Dengler war im Februar 1993 in den Bensheimer Imkerverein eingetreten und ab 2001 in die Vorstandsarbeit eingebunden. 2006 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Unter seiner Amtszeit wurde 2004 die Satzung erneuert und 2011 das 150-jährige Bestehen mit einem Festakt gefeiert. 2012 ging die Homepage online, durch die der Verein seither eine große digitale Aufmerksamkeit auf sich lenke, so Heil weiter.

2014 hatten sich die Imker am Hessentag in Bensheim tatkräftig mit einem Stand und einer Bienenweide beteiligt. 2017 wurde Peter Dengler mit dem Bensheimer Bürgerpreis in der Kategorie Alltagshelden geehrt. 2020 erhielt der Verein den Hessischen Imkerpreis.

Auch während der Pandemie habe es Dengler geschafft, den Verein und die Vereinsarbeit über drei schwierige Jahre gut zu organisieren, so Heil in seiner Laudatio. Unter anderem hatte er monatliche Online-Treffen organisiert. Aber auch finanziell habe der Verein von seinem Engagement profitiert, etwa durch die wiederholte Teilnahme bei der Hessenlotterie. 2017 und 2022 konnten die Imker so insgesamt 10.000 Euro an Fördermitteln erhalten, die unter anderem in den Neubau des Unterstands auf dem Vereinsgelände investiert wurden.

Im Garten des Hospizes in Bensheim wurde ein Bienenlehrpfad aufgebaut. Unter seiner Leitung habe der Verein Zeiten des Wachstums, der Herausforderungen und des Wandels erlebt, sich dieser Dynamik angepasst und auch qualitativ weiterentwickelt, so der neue Vorsitzende.

Peter Dengler hinterlasse einen bleibenden Eindruck, der über seine Amtszeit weit hinausreichen werde. Der Verein stehe finanziell auf gesunden Beinen, das Grundstück sei in einem guten Zustand, und mit derzeit 183 Mitgliedern sei man einer der stärksten Imkervereine an der Bergstraße.

Mit Beginn seiner Vorstandstätigkeit und einer einhergehenden konsequenten Öffnung des Vereins, flankierend von wachsenden Angeboten für den Imker-Nachwuchs sowie Kooperationen mit anderen Verbänden und Institutionen, hatte Peter Dengler auch der regionalen Hobby-Imkerszene ein neues, attraktiveres Gesicht gegeben.

Als Ehrenvorsitzender werde er den Verein weiterhin begleiten und unterstützen, so der scheidende Vorsitzende in Auerbach. tr

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim