Umwelt

Bensheimer treffen Arnold Schwarzenegger bei Klimakonferenz

Die Wilk-Brüder wollen auch mit ihrem Start-up Aqon Pure dazu beitragen, Flüsse sauberer zu machen. Das haben sie mit dem „Terminator“ gemeinsam. Alle Infos zu dem Thema gibt es hier.

Von 
Thomas Tritsch
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In Wien kam es zum gleichsam symbolischen Treffen für die Unternehmensgründer Maximilian (li.) und Konstantin Wilk aus Bensheim. Arnold Schwarzenegger begrüßte die Brüder am Rande der achten „Austrian World Summits“ persönlich. © Aqon pure

Bensheim. Der US-Autobauer Tesla soll bei seinem Werk in Brandenburg massiv gegen die zulässigen Grenzwerte für wassergefährdende Stoffe verstoßen haben. Angeblich sollen zu viel Phosphor und Stickstoff ins Abwassersystem gelangt sein. Nur eine einzelne Meldung, in ihrer ökologischen Tragweite aber von beispielhafter Qualität, sagt Maximilian Wilk: Denn die Gewässer in Deutschland befinden sich seit Jahren in einem besorgniserregenden Zustand. Eine Auswertung des Umweltbundesamts bestätigt das.

Das Know-how der Forschung zur Verfügung stellen

Während es beim Ausbau erneuerbarer Energien erfreuliche Fortschritte gäbe, werde die schlechte Qualität der nationalen Fließgewässer noch immer zu wenig beachtet, so der Gründer des Startups Aqon pure, das mit salzfreien Wasseraufbereitungsanlagen sehr erfolgreich ist. Das System des Cleantech-Unternehmens macht Wasser im Haushalt kalkarmer und damit weicher. Die Aufbereitungstechnologie aus Bensheim kommt ohne Salz und damit ohne umweltschädliche Chlorid-Ablagerungen im Abwasser aus.

Für ihre Geschäftsidee wurden Maximilian und sein Bruder Konstantin Wilk 2021 mit dem Hessischen Gründerpreis ausgezeichnet (wir haben berichtet).

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Bislang ein reiner Systemhersteller, will die Firma mit Sitz im Stubenwald ihr Know-how jetzt zunehmend auch der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stellen. Wilk geht es darum, nicht nur Lösungen für saubere Gewässer anzubieten, die das Gesamtproblem ein Stück weit entschärfen können, sondern auch das Bewusstsein für sauberes Wasser insgesamt zu schärfen. „Es werden dringend Technologien benötigt, die die Abwasserbelastung reduzieren“, so der Wasserexperte. Salzhaltige Abwässer spielen dabei eine große Rolle: Wilk verweist auf das Fischsterben in der Oder.

2022 sorgte ein erhöhter Salzgehalt für eine Algenblüte, die giftige Substanzen erzeugte und die Fischbestände im Fluss massiv dezimiert hat. Vieles deutete darauf hin, dass erheblich zu viel Salz in die Oder geflossen war. Dabei verendeten mehr als tausend Tonnen Fisch. Der Grund: salzhaltiges Abwasser (Natriumchlorid). Hinzu kamen hohe Temperaturen und niedrige Wasserstände, was ein rapides Wachstum der Brackwasseralge forciert hatte.

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Das Problem von salzhaltigem Abwasser sei seit Jahren bekannt – bewegen würde sich aber kaum etwas, so der Bensheimer. Wilk macht den Menschen als wesentlichen Faktor für die Versalzung von Süßwasser verantwortlich: Denn in etwa 40 Prozent der rund 40 Millionen Haushalte in Deutschland würden sogenannte Wasserenthärtungsanlagen mit Salz verwendet, um Kalkprobleme zu reduzieren. „Das Salz im Abwasser solcher Anlagen belastet Gewässer.“

Bereits im September 2023 hatte das Europäische Parlament ein Positionspapier vorgelegt, das eine Verschärfung der Richtlinien fordert. Es wurde allerdings für interinstitutionelle Verhandlungen an den zuständigen Ausschuss zurücküberwiesen. Das Parlament stellte darin klar, dass Wasser ein öffentliches Gut ist und forderte von den Mitgliedsstaaten notwendige Maßnahmen zur Reduzierung von Gefahrstoffen.

Jeder könne persönlich und vor Ort dazu beitragen, dass Flüsse weniger Salz enthalten

Nur zirka neun Prozent der deutschen Oberflächengewässer befinden sich in einem guten bis sehr guten ökologischen Zustand, betont der Unternehmer. Im Kontext eines allgemein geringeren Wasservorkommens im Zuge der Klimakrise würden Verunreinigungen durch Abwässer noch viel stärker ins Gewicht fallen. Als häufigste Nutzungsarten, die zu einer Belastung führen, nennt er die Landwirtschaft, Industrie und Bergbau sowie die Kommunen und Haushalte.

Jeder könne persönlich und vor Ort dazu beitragen, dass Flüsse weniger Salz enthalten, indem er auf sogenannte Ionen-Austauscheranlagen verzichtet, in denen dem Wasser Kalk entzogen wird. Bei diesem Prozess werden – vereinfacht gesagt – Calcium- und Magnesiumkationen aus dem Wasser entfernt, die für die Kalkbildung verantwortlich sind. Diese werden dann durch Natriumionen ausgetauscht. Zusätzlich wird in diesem Prozess Chlorid in das Abwasser abgegeben.

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Deswegen benötigen Ionenaustauscher auch regelmäßig Natriumchlorid. Durch ihre Nutzung steige der Natriumwert im Trinkwasser, so Maximilian Wilk, der 2017 während eines Praktikums im Silicon Valley auf ein Gesetz aufmerksam geworden war, das vom damaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger erlassen wurde: Es verbot konventionelle Enthärtungsanlagen auf Salzbasis. Da die Wilk-Brüder aus einem Familienunternehmen stammen, dass sich der industriellen Schmutzwasseraufbereitung verschrieben hatte, war ein neuer Businessplan geboren. 2018 erfolgte der Marktstart. Anfang dieses Jahres wurde die Firma in den Rankings der Financial Times und Statista als Europas am schnellsten wachsendes Start-up im Bereich Wasseraufbereitung gewürdigt. Eine Expansion in weitere EU Länder steht kurz bevor.

Im Juni kam es in Wien zu einem gleichsam symbolischen Treffen für die Unternehmensgründer: Arnold Schwarzenegger begrüßte die Bensheimer am Rande der achten „Austrian World Summits“ (AWS) persönlich. „Für uns ein toller Moment, da er uns ja zu unserer Idee inspiriert hatte“, so Maximilian Wilk über die Begegnung bei er Klimakonferenz.

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In Wien hatte der „Terminator“ erneut auf Taten statt vieler Worte gedrängt. „Be Useful“ lautete das Motto der Konferenz – so wie das gleichnamige Buch des Gastgebers. Nützlich, praktisch und zweckdienlich sollten auch die Maßnahmen sein, mit denen Mensch das Wasser besser machen könnte, so der Aqon-Chef, der bereits im April das USC Schwarzenegger Institute in Los Angeles besucht hatte. Global Director Conyers Davis habe dem Unternehmen zu seiner umweltfreundlichen Lösung gratuliert, sagt er. Man sei stolz, dass Schwarzeneggers damalige Politik zu mehr ökologischeren Gebäuden weltweit geführt habe.

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