Bensheim. Wohl nur wenige wissen, dass auf den meisten Baustellen weltweit ein Produkt aus Bensheim zum Einsatz kommt: Die Firma Kumeta, Tochter des Recyclingunternehmens Zirec im Südwesten der Stadt, ist Marktführer in der Produktion der schwarzen Fußplatten, die als Sockel für Bauzäune, Warnbaken und Schilder genutzt werden.
Dritte Generation ist am Ruder
Kerngeschäft von Zirec ist aber die Gewinnung von Kunststoffen und Metallen aus Kabeln: Seit Anfang der 1980er-Jahre ist das Familienunternehmen auf die Wiedergewinnung dieser Rohstoffe spezialisiert. Auch das Rohmaterial für die Fußplatten kommt aus den eigenen Fabrikhallen.
Am Dienstagabend besuchten Mitglieder der Grünen Liste Bensheim (GLB) das Unternehmen in der Werner-von-Siemens-Straße und nahmen an einem Vortrag über die Firmengeschichte sowie einer Führung über das Werksgelände teil. Der Einladung war ein Treffen von Zirec-Geschäftsführerin Petra Zieringer mit der Fraktionsvorsitzenden der Bensheimer Grünen Doris Sterzelmaier vorausgegangen.
Petra Zieringer begrüßte die Gäste im Konferenzraum im Hauptgebäude auf dem Firmengelände. Zunächst referierte sie über die Ursprünge des Unternehmens in den 1920er Jahren, als ihr Urgroßvater Andreas Zieringer zunächst einen Metallhandel in Bensheim gründete.
Das heutige Werksgelände in der Werner-von-Siemens-Straße wurde bereits 1936 eröffnet. Doch erst ab den 1970er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt auf das Recycling von Kabeln. Die Neugründung als Zirec Kabelaufbereitungs-GmbH erfolgte 1981. Seit dem Jahr 2000 leitet Petra Zieringer in dritter Generation das Unternehmen.
Angekauft werden die Kabel von verschiedenen Industrieunternehmen. Es handelt sich dabei um Ausschuss aus Überproduktionen oder Fehlchargen. Das Erfolgsgeheimnis der Firma Zirec war von Anfang an die moderne Kaltzerlegeanlage, die 1979 als erste ihrer Art in Deutschland in Betrieb ging. Sie machte eine Verbrennung überflüssig und ermöglichte es, durch rein mechanische Verfahren die Metalle und Kunststoffe aus Kabeln verschiedener Arten und Größen zu trennen.
Die Kabel werden erst grob gehäckselt, dann fein gemahlen. In einem weiteren Schritt wird das gemischte Granulat einer Maschine zugeführt, die durch Rütteln und Einblasen von Luft den leichteren Kunststoff vom schwereren Metall trennt.
Die so gewonnenen Kunststoffe werden zum Teil zu besagten Fußplatten verarbeitet. Den Großteil verkauft Zirec, ebenso wie die bereinigten Metalle, wiederum als Rohstoff an die Industrie. Nach eigenen Angaben durchlaufen jährlich rund 25.000 Tonnen Material die Anlagen in Bensheim – davon 13.500 Tonnen Kupfer, 10.000 Tonnen Kunststoff und 1.500 Tonnen Aluminium.
In ihrem Vortrag, in dem Zieringer auch auf Umweltaspekte einging, gab sie an, das Recycling in diesem Umfang entspreche Einsparungen von 68.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Seit China den Import von Plastik und anderen Abfällen aus Europa immer stärker einschränkt, erklärte Zieringer, werde auch die manuelle Zerlegung von Kabeln hierzulande wieder rentabel.
Handarbeit wieder rentabel
Seit kurzem beschäftigt Zirec einige Mitarbeiter, die Kabel in Handarbeit auftrennen und sortieren. Der Trend zur manuellen Wiederverwertung werde sich fortsetzen, so die Geschäftsführerin. Sie begrüße diese Entwicklung auch im Hinblick auf die Umwelt, denn: „Was im Ausland landet, wird meistens verbrannt.“
Doch auch in Deutschland gebe es Hindernisse für das Recycling von Kunststoffen, die zum Teil politischer Natur und zum Teil herstellungsbedingt seien. Die heutigen, strengen Grenzwerte für gewisse Inhaltsstoffe, erklärte Zieringer, verhinderten es, ältere Kabel, die vor deren Festlegung erzeugt wurden, am Ende ihrer oft jahrzehntelangen Nutzungsdauer zu erneuern.
Auf der anderen Seite führten die hohen Ansprüche durch heutige Einsatzzwecke dazu, dass neu produzierte Kunststoffe immer stärker chemisch vernetzt würden. Diese Kunststoffe seien sehr robust, aber später nicht recycelbar, führte Zieringer aus.
Sie sieht ähnliche Ursachen für beide Probleme: „Das größere Ganze wird nicht in Betracht gezogen.“ Die Nachhaltigkeit komme zu kurz, wenn nur an unmittelbare Zwecke gedacht werde.
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