Bensheim. Gunter Lutzi weiß, wie man Kilometer macht für einen guten Zweck. Vor einem Jahr legte er zu Fuß 800 Kilometer in drei Wochen zurück und besuchte auf seiner Tour 25 Hospize in Hessen. Gestartet war der Bibliser in Bensheim, dort kam er am Ende seiner Mission auch wieder wohlbehalten an.
Knapp zwölf Monate später sitzt der 65-Jährige mit Elke Mayer vom Hospiz Bergstraße auf der Terrasse des Hauses unterhalb des Kirchbergs. Das Duo berichtet von den neuen Plänen, um einerseits Spenden für die gute Sache zu generieren, andererseits aber auch, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Werbung zu machen.
Wochenlang auf Achse wird dieses Mal allerdings niemand sein. Vielmehr sollen an einem Tag getreu dem Motto „Hospiz bewegt – bewegen Sie sich mit!“ viele Menschen Lauf- oder Wanderschuhe schnüren. Am Samstag, 3. September, bieten die Veranstalter von 9 bis 17 Uhr am stationären Hospiz in der Kalkgasse ein abwechslungsreiches Programm und einen Spendenlauf der besonderen Art.
Lust, Laune und Kondition
Je nach Lust, Laune und Kondition können die angemeldeten Teilnehmer eine Laufstrecke mit rund zwölf Kilometern oder unterschiedlich lange Wandertouren in Angriff nehmen. Konkret bedeutet das: Sportlich Ambitionierte können auf eine geführte Joggingrunde vom Hospiz aus über Geigerruhe, Kirchberghäuschen, Fürstenlager, Schönberger Kreuz und Blaues Türmchen durch den Stadtpark zurück zum Ausgangspunk gehen. Los geht es um 8.30 Uhr. Martin Dommes zeichnet für den Streckenverlauf verantwortlich.
Um 9 Uhr startet eine von Gunter Lutzi angeführte Wanderung über 20 Kilometer, um 10, 10.30 und 11 Uhr gehen betreute Wanderungen über 13 Kilometer (jeweils die gleiche Strecke) los. Neben Lutzi sind Elisabeth Russ, Robert Pauli und Elke Mayer als Wanderführerinnen und Wanderführer dabei. Darüber hinaus bietet das Hospiz eine offene, fünf Kilometer lange Wanderung an. Die Route ist ausgeschildert, gestartet werden kann nach eigenem Zeitplan. „Es ist unsere Familienwanderung, die man auch mit Kinderwagen bewältigen kann“, erklärt Elke Mayer.
Sie hofft auf eine rege Resonanz nicht nur von Läufern und Wanderern. Denn am Hospiz selbst wird den ganzen Tag über ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Musik, Kinderschminken, Luftballon-Modellage von Doris Kellermann sowie Essen und Trinken geboten. Die Speisekarte kann sich sehen lassen: Bis 12 Uhr wird ein Weißwurstfrühstück mit Laugengebäck offeriert, außerdem gibt es Chili klassisch mit Fleisch und in einer veganen Variante. Wer möchte, kann sich auch fangfrische, geräucherte Forellen mit nach Hause nehmen.
Bei einer Tombola gibt es zudem „tolle Preise“ (Mayer) von Sponsoren und Spendern zu gewinnen. Wer sich anmeldet, erhält automatisch eine Losnummer sowie einen Gutschein für ein Getränk. Eine Liste der möglichen Gewinne ist auf der Homepage des Hospiz-Vereins einsehbar. Dort kann man sich auch für die Veranstaltung anmelden und das Startgeld bezahlen, das grob bei einem Euro pro Kilometer liegt. Details kann man der Internetseite entnehmen.
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„Abends wird am 3. September ja das Winzerfest eröffnet. Bei uns kann man sich davor schon zu einer kleinen Einstimmung treffen“, werben Mayer und Lutzi. Ansprechen will man mit der Aktion ein möglichst großes Publikum. „Wir müssen im Prinzip immer in der Öffentlichkeit präsent sein, damit das Thema Hospiz nicht in den Hintergrund gerät. Dafür muss man was tun“, meint Gunter Lutzi. Die Ideen dafür werden ihm wohl so schnell nicht ausgehen. „Bei der Wanderung im vergangenen Jahr sind mir einige mögliche Events eingefallen. Nachschub sollten wir also haben.“
Die Einnahmen des Tages fließen in die Hospiz-Arbeit. Dort ist nicht nur jeder Euro willkommen, sondern wird auch benötigt. Zusätzlich zu den von den Krankenkassen finanzierten Pflegestellen leistet man sich in Bensheim bekanntlich 2,7 zusätzliche Vollzeitstellen, um der eigenen Philosophie nach einer fürsorgenden und menschenwürdigen Pflege ohne zeitliches Diktat gerecht zu werden.
Ebenfalls Jahr für Jahr eine Herausforderung, sind die gesetzlichen Bestimmungen, die vorsehen, dass fünf Prozent der Betriebskosten als Eigenanteil aufgebracht werden müssen. Da kommt man schnell auf eine mittlere sechsstellige Summe, Tendenz steigend.
Hinzu kommen Investitionen in das Gebäude (wir haben berichtet). Die Umbauarbeiten sollen Anfang 2023 starten. Zum einen reagiert man auf neue Mindeststandards für solche Einrichtungen, denen der Bestandsbau nicht mehr vollständig entspricht. Durch ein modernes Alarm- und Räumungskonzept, das den gestiegenen Anforderungen des Brandschutzes gerecht werden soll, könnten beispielsweise die Gäste im Falle eines Notfalls innerhalb des Gebäudes bleiben, wo feuersichere Schutzbereiche entstehen. Zum anderen will der Verein notwendige Instandsetzungen erledigen, die in den kommenden Jahren ohnehin fällig gewesen wären.
Kalkuliert wird mit Kosten von 2,5 Millionen Euro, wobei bei der aktuellen Baupreisentwicklung solche Schätzungen enorm schwierig sind. Zwischen zwölf und 18 Monaten sollen die Arbeiten bei reibungslosem Ablauf dauern.
Für die Dauer der Sanierung werden die Gäste im nahen Pflegeheim der Maria-Ward-Schwestern untergebracht. Seit der Eröffnung des Hauses im Jahr 2010 können jeweils zehn Gäste zeitgleich in ihren letzten Tagen professionell umsorgt werden.
Das Geld für den Umbau muss durch Spenden eingeworben werden, was Aktionstage wie jenen am 3. September in vielerlei Hinsicht wertvoll macht. Wer einen Beitrag dazu leisten und sich dabei etwas bewegen möchte, kann sich ab sofort anmelden:
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