Bensheim. Beim Konzert am Sonntagabend stand noch ein weiteres Trio im Blickpunkt: Neben Heinz-Jürgen Schocke und Dieter Brendel vom Förderkreis Kleinkunst & Kultur war auch Reinhold Schmitt ins PiPaPo-Theater gekommen.
Der langjährige „Jazzman“ im Vorstand gehörte ebenfalls zu den Initiatoren der Erfolgsreihe, die sich am 3. Dezember 2008 in der Gaststätte Nibelungenquelle getroffen hatten – die Geburtsstunde des Bensheimer Jazzkellers, der seither – während der Saison – in der Regel an jedem letzten Sonntag des Monats seine Pforten öffnet. Diesmal aus gegebenem Anlass außer der Reihe.
Eine Tradition etabliert
Auf den Tag genau 15 Jahre nach dem denkwürdigen Meeting hatten der Förderkreis und die Kleinkunstbühne zu einem Jubiläumstermin eingeladen. Bei Sekt und „Bergsträßer Krachern“ blickten die Veranstalter auf die Biografie des Formats zurück, das von einer Handvoll „Jazzverrückter“ ins Leben gerufen wurde: darunter neben Brendel, Schocke und Schmitt auch der langjährige BA-Chefredakteur Karl-Josef Bänker, Bruno Weis von den Original Blütenweg Jazzern, der damalige Kulturamtsleiter Berthold Mäurer sowie der Bäcker und Hobbymusiker Günter Sauerbrey und PiPaPo-Macher Jürgen Rehm. An zwei Abenden wurde ein Konzept diskutiert. Ziel: regelmäßige Jazzkonzerte sollten eine Tradition etablieren.
Schocke betonte am Sonntag, dass diese Mission gelungen sei. Bis heute wurden insgesamt rund 80 Konzerte organisiert. Selbst während der Pandemie gab man die Reihe nicht auf, unterstützte die Bands trotz abgesagter Auftritte mit der Hälfte der vereinbarten Gage. Weil der Keller unter der Vorgabe der damals gängigen Abstands- und Hygieneregeln zu klein war, wurden teilweise Konzerte ins Kolpinghaus verlegt.
Die Bühne des Jazzkellers war und ist seit jeher bunt – stilistisch wie statistisch: neben Profis und guten Hobbymusikern gastierten immer wieder auch Big Bands aus Bensheimer Gymnasien im PiPaPo-Theater. Schon bei der Gründung war man sich einig, dass man jemanden brauche, der die Szene kennt und als zentraler Kopf auch die Organisation übernimmt. Der Bensheimer Unternehmer und Kaufmann Reinhold Schmitt war bereit.
Er hatte Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Duke Ellington, Lionel Hampton und Benny Goodman live erlebt und begrüßte bis 2021 Künstler und Gäste im klangvollen Bensheimer Untergrund. Seither ist Garvin Brod für die Auswahl der Bands verantwortlich. Der Professor für Psychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt hatte vor seiner wissenschaftlichen Laufbahn ein Musikstudium mit Schwerpunkt Jazz (Posaune) absolviert. Ein weiterer Kenner an der Front.
2021 als Weichenstellung
Das Jahr 2021 war eine Weichenstellung für den Verein, der sich von da an auf die Unterstützung des PiPaPo-Kellertheaters inklusive des Jazzkellers und des Stadtparkfestivals „Vogel der Nacht“ aus dem Hause Showmaker konzentriert. Auf eigene Veranstaltungen wird nunmehr verzichtet.
Bei einer Vorstandssitzung wurde die Zusammenarbeit mit dem PiPaPo in der Sparte Jazz zementiert. Die Vereine – für das Theater steht Tanja Weber an der Spitze – wachsen seither noch enger zusammen. Man versteht und ergänzt sich. „Die Kooperation ist vertrauensvoll“, so Schocke.
Das Eröffnungskonzert vor 15 Jahren bestritten die Blütenweg Jazzer. Der Förderkreis, der bis dato zumeist literarische Formate in der Reihe „Bensheim im Blickpunkt“ unterstützt hatte, nahm den Jazz als weitere Sparte ins Portfolio auf. Ein wegweisender Schritt, der anfangs nicht ohne Risiko war. Doch es zeigte sich bald, dass es in Bensheim und der Region ein interessiertes und treues Jazzpublikum gibt, das regelmäßige Gigs bei guter Akustik und intimer Atmosphäre zu schätzen weiß.
Aber auch auf der Bühne gaben sich wohlklingende Namen die Ehre: darunter Axel Schlosser, Lindy Huppertsberg, Reimer von Essen und die Barrelhouse Jazzband, Jean Paul Höchstädter, Dizzy Krisch, Tony Lakatos, Heini Altbart und Max Greger junior (Gastspiel im Parktheater) sowie die Sängerin Fola Dada auf der Sommerbühne vor dem Haus. Unter den regionalen Akteuren waren die Jazz Pistols, Superfro, Steffen Mathes, Christoph Schöpsdau und das Felix Ambach Trio. Flankiert wurde das Programm immer wieder von Tribute-Konzerten, etwa an Ella Fitzgerald oder Charly Parker.
Auch der Start ins neue Jahr wird von einer Hommage begleitet: Zum März-Termin wird sich der Modern-Jazz-Trompeter Axel Schlosser gemeinsam mit Jean Paul Höchstädter (Drums) der Musik von Duke Ellington und Louis Armstrong widmen. Im Januar kommt Schlagzeuger Dirik Schilgen, im Feb Februar steht das Bläserquartett Talking Horns auf der PiPaPo-Bühne. tr
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