Bensheim. Gregor Knop ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt. Eher ein Mensch, der leise und im Hintergrund wirkt. Was er bewegt, ist künstlerisch exquisit bis orchestral monumental. Ein hervorragender Organist, Komponist und Dirigent, der im Bensheimer Kulturleben bleibende Akzente setzt – und das seit 20 Jahren. Damals wurde das Regionalkantorat für die Dekanate Bergstraße von Heppenheim nach Bensheim verlegt. Und mit Gregor Knop kam ein junger Kirchenmusiker – noch keine 30 – frisch von der Freiburger Musikhochschule in die größte Stadt im Kreis.
Maßgeblich vom Kantor geprägt
„Eine richtige Entscheidung“, so Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner vom Bistum Mainz beim Jubiläumskonzert am Sonntag in Sankt Georg. Über hundert Gäste kamen in die Stadtkirche, um einen runden Geburtstag zu feiern und Knop die Ehre zu erweisen. Brenner, gleichaltrig und selbst studierter Schulmusiker, erkennt in Sankt Georg „ein starkes Stück Kirche in Bensheim“, das maßgeblich vom Regionalkantor geprägt sei.
Die Singschule habe längst über die Grenzen der Stadt und des Bistums hinaus reüssieren können, betonte er bei einem Konzert, das in seiner musikalischen Bandbreite und inhaltlichen Fokussierung auch eine kleine Bilanz der letzten zwei Jahrzehnte war. Die „wohltemperierte Kirche“, die Pfarrer Christian Stamm zu Beginn eher in klimatischer Hinsicht positiv erwähnt hatte, erwies sich am Sonntag bald auch als feiner klanglicher Resonanzkörper für die bisherige Ära Knop in Sankt Georg und weit darüber hinaus.
Lieblingslieder der letzten Jahre
Das mit über einhundert Gästen gut besuchte Festkonzert spiegelte die Vielfalt von Knops Arbeit. Vom Kinder- und Jugendchor bis zum Kammerchor präsentierten die Ensembles ihre Lieblingslieder der letzten Jahre – geleitet von Gregor Knop und präsentiert von Ehrengästen, die eng mit seinem Wirken an der Bergstraße verbunden sind. Zum Beispiel Matthias Wilkes.
Der Landrat a.D. und Stiftungsratsvorsitzender der Karl-Kübel-Stiftung mit Sitz in Bensheim erinnerte an die Bachtage, die in diesem Jahr zum 16. Mal stattfinden und mit denen Knop klassische und geistliche Musik nah zu den Menschen gebracht hat. Einen ganz großen Auftritt hatte die Singschule 2019 bei der Verleihung des Karl-Kübel-Preises an Königin Silvia von Schweden.
Wilkes Amtsnachfolger im Landratsamt, Christian Engelhardt, bezeichnete den Regionalkantor als Geschenk für den Kreis Bergstraße. Und Bürgermeisterin Christine Klein kennt die Arbeit im Kammerchor von innen, da sie seit acht Jahren aktive Sängerin in Sankt Georg ist.
Zur Person: Gregor Knop
Gregor Knop ist seit Anfang 2002 Regionalkantor für die Dekanate Bergstraße West, Mitte und Ost mit Dienstsitz in Bensheim und seither auch als Orgelsachverständiger im Auftrag des Bistums Mainz tätig. In der Pfarrei Sankt Georg hat er die Singschule mit rund 150 Kindern und den Kammerchor mit 60 Sängerinnen und Sängern aufgebaut. Anfangs noch als Projektchor, war das Ensemble bald auch international unterwegs.
Geboren 1973 in Hagen (Westfalen), studierte Knop von 1993 bis 2001 Schulmusik, katholische Kirchenmusik und Französisch in Freiburg (Breisgau) und schloss seine Studien 2001 mit einem A-Examen ab. Er war unter anderem Tutor für Chorleitung an der Musikhochschule Freiburg, Assistent beim Freiburger Bachchor und Orgellehrer bei der Erzdiözese Freiburg. Als Regionalkantor ist er in erster Linie für die Fortbildung der nebenamtlichen Kirchenmusiker in den Dekanaten Bergstraße zuständig.
Seine musikalischen Spuren an der Bergstraße sind tief und gehaltvoll: Gemeinsam mit dem evangelischen Propsteikantor Konja Voll und dem früheren Landrat Matthias Wilkes wurden die Bachtage im Kreis Bergstraße initiiert, in deren Rahmen Konzerte an verschiedenen Orten organisiert werden. Die ökumenische Reihe gilt als einer der Höhepunkte im Bergsträßer Kulturkalender. Anfang Mai dieses Jahres wurde die 16. Auflage eröffnet.
Auch das Jubiläumskonzert fand in diesem Kontext statt. Darüber hinaus kennt man Gregor Knops künstlerisches Schaffen unter anderen von Konzerten des Collegium Musicum und als vokale Kraft beim Opern-Air, wo er seit der Premiere 2017 mit dem Kammerchor vertreten war.
Sein Mammutprojekt war ein Zyklus von 16 Bach-Konzerten in Sankt Georg, der sich ab 2017 über zwei Jahre erstreckt hat. Auf dem Programm stand nicht weniger als die konzertante Aufführung des gesamten Bach’schen Orgelwerks. Es umfasst mehr als 240 Einzelstücke. Im Mai 2019 wurde diese klangvolle Reise – natürlich im Rahmen der 15. Bergsträßer Bachtage – erfolgreich ins Finale gebracht. tr
Knop und seine Chöre spielen die Klaviatur der Gefühle phänomenal, sagte die „Fraa vun Bensem“. Doris Walter würdigte die besondere Art, die christliche Botschaft zu den Menschen zu bringen und kündigte in der Kirche einen Auszug aus dem Bensheimer Krippenspiel von 2019 an: „Wir Hirten, wir warten die ganze Nacht“ mit den Solisten Magdalena Trombello, Paul Zubrod und Gabriel Klose spiegelte den sensiblen und harmonischen Anspruch, mit dem der Chorchef auch ganz junge Sänger zu leiten weiß.
Bereits die Ouvertüre war ein klangliches Erlebnis mit der Kinderkantorei und dem Kammerchor sowie dem Vokalensemble, die an beiden Seiten des Kirchenraums ein musikalisches Lob auf die Dreifaltigkeit sangen („Alta trinita beata“). Auch „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“ war in Bensheim schon öfters zu hören.
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Das christliche Lied mit einem Text von Eugen Eckert wurde für einen Chor von Thomas Gabriel vertont und ist Teil des Kindermusicals „Daniel“, das die Geschichte des biblischen Helden nacherzählt. Ein berührendes „Ja“ zum Leben, dem ein ebenso gefühlvolles „Ubi caritas“ („Wo die Liebe wohnt“) von Audrey Snyder folgte.
Aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, in dem der Chorgesang die Hauptrolle spielt, wurden zwei barockisierende Eigenkompositionen von Komponist Bruno Coulais präsentiert, trefflich umrahmt von schwedischen und isländischen Melodien.
„Eine Erfolgsgeschichte“
Einen großen Teil nahm an diesem frühen Abend die Musik des zeitgenössischen britischen Komponisten John Rutter ein, der mit seinen kathedralen bis suggestiven und monumentalen Klanggemälden mit charismatischen Melodien und vielen stilistischen Zitaten ein großes Publikum erobert hat. Seine „Mass of the Children“ (Messe der Kinder) kombiniert geistliche Klänge mit sehr lyrischen Kommentaren, klassische Satztechniken verbinden sich mit populärer Harmonik. Instrumental begleitet wurde das Konzert von Bernhard Plechinger und Esma Hamurcu (Violinen) sowie von Felix Höller (Bratsche), Jacob Schwarz (Cello) und Carolin Böhm am Kontrabass.
„Eine Erfolgsgeschichte“, so Lutz Brenner über 20 Jahre Regionalkantorat Bensheim. Die Energie und Qualität der Singschule strahle bis weit über das Bistum hinaus, so der Kirchenmusikdirektor. Gregor Knop setze den pastoralen Auftrag glänzend um. „Singen schafft Tiefe zwischen den Menschen“, sagte der Kantor vor dem Finale des Konzerts. Vor allem, wenn es mit einer solchen harmonischen Qualität und Intensität passiere. Zum Abschluss spendete das Publikum dem Chorleiter stehende Ovationen.
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