Bachregatta

161 bunte Schiffe bei der Auerbacher Bachregatta

Der Ehrenkodex gilt auf allen Gewässern: Ein Kapitän lässt sein Schiff niemals allein. Kein Wunder, dass ein junger Kapitän bei der Bachregatta in der Bachgasse mächtig in Wallung gerät, als sein Boot zu Wasser gelassen wird.

Von 
Eric Horn
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Ein großer Spaß für fast alle Generationen: Bei der Bachregatta am Samstagnachmittag in Auerbach gingen mehr als 160 Schiffe an den Start. © Thomas Zelinger

Auerbach. Der Ehrenkodex gilt auf allen Gewässern: Ein Kapitän lässt sein Schiff niemals allein. Kein Wunder also, dass ein sehr junger Kapitän bei der Bachregatta in der Bachgasse mächtig in Wallung gerät, als sein Boot, für ihn offenbar überraschend, plötzlich zu Wasser gelassen wird.

Das gute Zureden der Mannschaft (= Eltern) hilft nichts. Die Anweisungen des Kapitäns sind zwar kaum verständlich, die Lautstärke und Vehemenz des Einspruchs lässt allerdings keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen. Der Kahn muss wieder raus aus der Auer. Weitere Diskussionen sind überflüssig, wie der aufgebrachte Kapitän, das Schiff nun wieder fest umklammert in den Händen haltend, mit heftigem Kopfschütteln signalisiert.

Deutlich unter einer Seemeile

Die anderen Kapitäne und Kapitäninnen interpretieren das Ehrenkodex-Ding bei der Wettfahrt im Rahmen des 34. Auerbacher Bachgassenfest nicht so eng und schicken ihre Schiffe auf die einsame, wilde Fahrt. 161 von 162 gestarteten Booten erreichen das Ziel. Die Strecke, deutlich unter einer Seemeile, erstreckt sich von den Hausnummern 43/45 bis zum evangelischen Gemeindezentrum.

Dort sitzen Teresa und Mona auf einem Steg. Das Duo ist für die sichere Bergung der Wasserfahrzeuge zuständig und verteilt zudem die Gutscheine an die Bootsinhaber. Die Zettelchen berechtigen zur Abholung eines kleinen Preises. Die Geschenke hat die IG Bachgassenfest, Ausrichter des „Spaß in de Gass“, über Sponsoren bereitgestellt.

Organisiert wird die Bachregatta, die wie das Bachgassenfest nach zweijähriger Corona-Pause wieder am Start ist, von der TSV Auerbach. Federführend im Einsatz ist die Turnabteilung der TSV.

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150 Holz-Boote werden Stunden vor dem Wettbewerb am evangelischen Gemeindezentrum ausgegeben. An einer Bastelstation können die Boote farblich aufgepeppt, mit Mast, Farbe und Segel versehen werden. Die Nachfrage ist groß. Die 150 vorbereiteten Gefährte reichen nicht aus. Sylvie Kaiser-Meyer von der TSV-Turnabteilung kündigt über Mikro kurz vor Beginn des Rennens die nochmalige Öffnung der Bastelstation an, um Boote aus Papier zu falten. Die Papierschiffchen funktionieren gut auf der Auer.

Andy Runkel moderiert das Event. Klar, dass der stellvertretende Leiter der TSV-Turnabteilung eine Leiter dabei hat. Fast elf Jahre liegt Runkels Sieg bei „Wetten, dass…“ zurück. Damals hatte der ehemalige Leistungsturner im Handstand auf einer Leiter drei Glühbirnen mit den Füßen in ihre Fassungen gedreht und wurde Wettkönig. Am Samstag vollführt er keine akrobatischen Kunststücke auf dem Teil, sondern verschafft sich aus erhöhter Position einen Überblick über das Geschehen.

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Dafür sagt Runkel 81 Mal „Auf die Plätze, fertig, los!“ Das ist eine bemerkenswerte verbale Leistung. „Ich weiß, was ich heute Nacht im Schlafe sage“, sagt er nach der 35. Wiederholung des Spruches.

Jeweils zwei Boote gehen gemeinsam auf die Piste. Die Kapitäninnen und Kapitäne dürfen ihre Schiffe zu Fuß außerhalb des Baches begleiten. Einige machen das mit großer Gelassenheit, andere sind eher leicht nervös, hüpfen nebenher und springen, nicht ganz regelkonform, in den Bach hinein. Der Fußgängersteg über die Auer auf halbem Weg erweist sich für einige Hochmaster als unüberwindbares Hindernis. Co-Moderator Markus Meyer, von der Kerb-Abteilung des Auerbacher Kur- und Verkehrsverein, entfernt die Brücke. Freie Fahrt für alle!

Mitunter etwas stressig

Mitunter verläuft die Reise stressig. Die Schiffe bleiben hängen oder erwischen die Strömung nicht. Das sorgt für Aufregung bei den Kids. „Hilfe, Mama, mein Boot!“ Mama: „Entspann dich.“ Oder: „Ich darf nicht gegen meinen Bruder verlieren!“ Die Wetterbedingungen sind wechselhaft an diesem Nachmittag. Mal Flaute, mal Wind. Kurzzeitig kommt eine steife Brise auf. Trotz des Anschubs von hinten überschreiten die Schiffe nicht das geltende 30-km/h-Tempolimit in der Bachgasse.

Für die Eltern ist der Stresspegel ebenfalls hoch während der Rennphase. Viele begleiten ihre Kinder entlang der Strecke, passen auf, dass die Kleinen nicht in „die Bach“ fallen, bringen das Boot nach einem Hänger wieder auf Kurs und bedienen dabei, häufig im Laufschritt, noch ihr Smartphone zum Filmen und Fotografieren. Auf jeden Fall auch eine starke Performance!

Redaktion

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