Schnäppchenjagd

1400 Euro für ein E-Bike bei Fundsachen-Auktion in Bensheim

Bei der traditionellen Fundsachenversteigerung im Hof neben dem Bensheimer Rathaus fanden am Dienstag zahlreiche verlorene Schätze neue Besitzer.

Von 
Frederik Koch
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Die halbjährliche Fundsachenversteigerung lockte wieder viele Menschen in den Hof neben dem Bensheimer Rathaus. © Thomas Neu

Bensheim. Zweimal im Jahr verwandelt sich der kleine Hof neben dem Bensheimer Rathaus in einen lebhaften Treffpunkt für Schnäppchenjäger, Neugierige und Gelegenheitshändler, wenn die Stadt Bensheim zur traditionellen Fundsachen-Versteigerung einlädt. Auch am vergangenen Dienstag war der Andrang groß. Über 50 Besucherinnen und Besucher, darunter auch viele Jugendliche, drängten sich im Hof, als um Punkt 15 Uhr die Versteigerung begann. Seit der letzten Auktion hatte sich im Fundbüro der Stadt wieder einiges angesammelt. Fahrräder, Schmuckstücke, elektronische Geräte, Kleidungsstücke und allerlei Kurioses warteten darauf, einen neuen Besitzer zu finden.

Gebote und volle Reihen im Rathaus-Hof

Bei allen angebotenen Gegenständen handelte es sich um Fundsachen aus dem gesamten Stadtgebiet und den Ortsteilen Bensheims, deren Eigentümer nicht ermittelt werden konnten. Sie waren über ein halbes Jahr amtlich aufbewahrt worden, und die ursprünglichen Finder hatten auf ihr Eigentumsrecht ausdrücklich verzichtet. Nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist durften diese Fundsachen nun versteigert werden – eine gesetzlich vorgesehene Maßnahme, um Platz für neue Fundstücke zu schaffen.

Insgesamt standen dieses Mal mehr als 100 Artikel auf der Liste – und es zeigte sich schnell: Die Besucher hatten Spaß am Bieten. Fast genau eine Stunde dauerte die Versteigerung, in der ein Gegenstand nach dem anderen unter den Hammer kam. Wie immer galt der Grundsatz „gekauft wie gesehen“ – Käufer mussten sich allein auf ihren Augenschein verlassen, eine Funktionsprüfung oder Garantie gab es nicht. Das Mindestgebot lag bei einem Euro, und oft ging es von dort rasch in die Höhe. Auktionator Philipp Steinbacher, Mitarbeiter des Ordnungsamts, führte mit viel Humor und Routine durch die Versteigerung. Immer wieder brachte er die Menge zum Lachen.

„Wir haben nur besondere Sachen!“, scherzte er, während er mit einem lauten Schlag des Hammers jedes Gebot besiegelte. Neben ihm sorgte Silvio Franz von der Stadtpolizei für Ordnung und brachte nach jedem Zuschlag die ersteigerten Gegenstände zu Petra Kuhn vom Team Allgemeine Sicherheit und Ordnung, die das Geld entgegennahm und sorgfältig Buch führte. „Alles wird bar bezahlt und in unserer Liste vermerkt“, erklärte Kuhn.

Das Angebot reichte von Alltagsgegenständen wie Sonnenbrillen, Thermoskannen und Fahrradhelmen über Mützen, Kuscheltiere und Fitnessuhren bis hin zu wertvolleren Funden wie Schmuck und Elektronik. Besonders begehrt waren in diesem Jahr Smartwatches und kabellose Kopfhörer, die vor allem bei den jüngeren Besuchern für eifrige Bietduelle sorgten. Eine schlichte Digitaluhr, bei der Steinbacher augenzwinkernd anmerkte, „die Batterie muss bestimmt gewechselt werden – die ist schon über ein halbes Jahr bei uns“, wurde nach nur einem Euro Startgebot schließlich für 20 Euro verkauft. Besonders spannend wurde es bei den Schmuckstücken.

E-Bike als Höhepunkt der Auktion

Eine gestempelte Goldkette sorgte für fast 30 Gebote, bevor sie für 101 Euro den Besitzer wechselte. Ein feiner Ring mit kleinen Steinchen erzielte sogar 155 Euro. „Gerade bei Schmuck schauen wir genau hin, auch mal mit der Lupe, damit wir den Interessenten etwas mehr über die Stücke sagen können“, erläuterte Kuhn, die gemeinsam mit ihrem Team vor der Versteigerung einen genauen Blick auf jedes Teil warf.

Doch nicht nur kleine Gegenstände wechselten den Besitzer. Auch größere Fundstücke kamen unter den Hammer: Insgesamt 15 Fahrräder wurden erfolgreich versteigert, in einer Preisspanne zwischen 5 Euro bis 233 Euro. Außerdem wurde ein E-Roller für 33 Euro und zwei Tretroller erfolgreich versteigert. Den Höhepunkt bildete jedoch ein hochwertiges E-Bike, das nach einem spannenden Wettbieten schließlich für beeindruckende 1400 Euro verkauft wurde. Der Höchstbietende hatte zunächst nicht genug Bargeld dabei und musste kurzerhand zum Geldautomaten laufen, bevor er sein neues Zweirad in Empfang nehmen konnte – sehr zur Belustigung der Umstehenden. Die Veranstaltung verlief bei mildem Herbstwetter in entspannter Atmosphäre.

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Viele Besucher kamen nicht nur zum Mitbieten, sondern auch, um zuzuschauen und sich die humorvolle Moderation Steinbachers anzuhören. Zwischendurch scherzte er: „Wer denkt jetzt schon an den nächsten Sommer?“, als eine Sonnenbrille zur Auktion stand – und fand prompt doch mehrere Interessenten. Am Ende waren fast alle Gegenstände verkauft, und sowohl Veranstalter als auch Gäste zeigten sich zufrieden. Die nächste Versteigerung wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 stattfinden. Dann dürfte sich der Hof neben dem Rathaus erneut füllen, wenn es wieder heißt: „Zum Ersten, zum Zweiten – und verkauft!“

Freier Autor für den Bergsträßer Anzeiger – ressortübergreifend an der gesamten Bergstraße tätig.

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