Marktplatz Bensheimer Tragikomödie – oder was sonst?

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„Bald fünf Jahre mit Schorschblick und ohne Haus am Markt“, BA vom 30. Dezember

Der oben genannte Artikel von Dirk Rosenberger hat es in sich. Man weiß als Bensheimer Bürger wahrlich nicht, ob man angesichts des langjährigen kommunalpolitischen Schauspiels mit den Zügen einer Tragikomödie lachen oder weinen soll. Kommt das Thema „Marktplatz“ in Gesprächen auf, fallen schnell Ausdrücke wie „Trauerspiel“ oder „Drama“.

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Selbst der eifrige BA-Leser hat angesichts von „Bürgerdialog, Bürgerbegehren, diversen Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung, Entscheidungen des Verwaltungsgerichtes, gestoppter und neugestarteter Ideenwettbewerbe, zwei Bürgerinitiativen“ (Zitat aus dem Artikel vom 30.12.) und vielen Vorschlägen völlig den Überblick verloren.

Tatsächlich ist es der Stadtverwaltung in fünf Jahren (!) nicht gelungen herauszufinden, welche Gestaltung anstelle des abgerissenen Hauses am Markt am besten passen würde, geschweige denn eine umsetzbare Entscheidung zu treffen. Einseitig konzentrierte sich zudem das Zerreden und die Diskussion auf die Gestaltung der Lücke vor der Kirche. Dabei liegt doch auch sonst am Marktplatz einiges im Argen. Völlig übersehen wurde zum Beispiel bisher das stattliche Haus Michael links neben der Kirche, das entkernt und mit Planen zugehängt dasteht – in bester Lage am Marktplatz. Oder die vor sich hin verfallende Häuserzeile Marktplatz 2.

Das alles reiht sich ein in eine Liste weiterer „Bensheimer Dramen“ wie (wieder zitiert aus dem Artikel vom 30.12.) „Bürgerhaus – Sanierung, Neubau“, „Neumarkt-Center – Tiefgarage“, „Stadtbibliothek“, „Hoffart-Gelände“ etc..

Offizielle Anmerkungen wie „das muss in den Gremien abgestimmt werden“ oder „da können wir nichts machen, uns sind die Hände gebunden“ oder das Totschlag-Argument „wir haben kein Geld“ mögen alle stimmen, aber man möchte sie eigentlich nicht mehr hören. Vielmehr keimt die Vermutung, dass einfach eine Überforderung da ist.

Wo ist die Stimme, die Innovationskraft, die Gestaltungsfreudigkeit, das beharrliche Durchsetzungsvermögen der Stadtregierung? Es bleibt zu hoffen, dass der aktuelle Ideenwettbewerb wenigstens für die Gestaltung des freien Platzes ein klares umsetzungsfähiges Ergebnis bringt und nicht wieder ein neues Drama startet. Jedenfalls würde ich mir als Bensheimer weniger Sondieren und Abstimmen, dafür viel mehr Entscheidungswillen und Pragmatismus im Bensheimer Rathaus, unabhängig vom politischen Couleur, wünschen.

Ernst-Ludwig Drayß

Bensheim