Ein Zuhause, das bedeute Geborgenheit und Sicherheit, steht auf der Homepage des Immobilienunternehmens Grand City Property (GCP). Und weiter: „Damit das so bleibt, setzen wir uns dafür ein, dass alles läuft. Und wenn es mal anders ist, kümmern wir uns darum. Und zwar rund um die Uhr.“
Der Werbeslogan der Firma, die unter anderem im Mannheimer Stadtteil Vogelstang mehrere Hochhäuser verwaltet, muss in den Ohren so mancher Mieterinnen und Mieter nach Hohn und Spott klingen.
Seit Monaten reagiert GCP nicht auf Anfragen einer 88-Jährigen, die seit Mitte Mai nach einem Wasserschaden ihre Wohnung verlassen musste und seitdem in einem Hotel lebt – ohne zu wissen, wie es für sie weiter geht.
Die Hausverwaltung äußert sich auf Nachfrage nicht dazu, warum sie nicht auf die Anfragen der Frau und ihrer Hausratversicherung reagiert, warum sie ihrer Fürsorgepflicht bislang offenbar nicht nachgekommen ist– und die Seniorin in ihrer hilflosen Lage sich selbst überlässt.
Dabei ist die 88-Jährige nicht die Erste, die diese Erfahrung gemacht hat. Eine Frau, die das benachbarte Hochhaus bewohnt, berichtete bereits vor einigen Wochen, dass sie mehrere Male versucht hatte, mehr über den Legionellenwert in ihrem Haus zu erfahren. Ohne Erfolg. Auch hier soll GCP nicht reagiert haben.
Auf der Bewertungsseite „Trustpilot“ machen andere Mieterinnen und Mieter ihrem Ärger Luft, die schlechte Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht haben. 86 Prozent der Bewertenden geben GCP nur einen Stern – die schlechtmöglichste Bewertung. Sie klagen über gesundheitliche Beeinträchtigungen, Nebenkostenabzocke und darüber, dass erst über Behörden überhaupt eine Kontaktaufnahme möglich sei.
Die Mieter fühlen sich allein gelassen. Und sie sind auch allein, in einer für sie schier ausweglosen Situation. Tatsächlich können sie nur eines tun: sich Hilfe holen. Es gilt, Behörden einzuschalten, etwa das Gesundheitsamt. Oder die Verbraucherschutzzentralen und Mietervereine. Wer es sich leisten kann oder eine Rechtsschutzversicherung besitzt, kann einen Anwalt für Mietrecht beauftragen.
Das ist ein Kraftakt, doch oft der einzige Weg, der denen bleibt, die sich keine andere Wohnung suchen möchten – oder können. Der Mietmarkt ist angespannt, ein Umzug teuer und zehrend. Und so müssen die Betroffenen noch einiges aushalten, bis sie endlich wieder ein Zuhause haben, das ihnen Sicherheit und Geborgenheit schenkt.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Verzweifelte Mieter auf der Vogelstang
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