Die Beschäftigten der Lufthansa, die am Check-in-Schalter oder bei anderen Diensten an den Flughäfen arbeiten, dürfen sich freuen. Der Tarifabschluss mit Aufschlägen von bis 19 Prozent bei den unteren Gehaltsstufen und mehr als acht Prozent selbst in den höheren Rängen, ist mehr als ein Inflationsausgleich. Auch real bekommen die rund 20 000 Lufthansa-Boden-Beschäftigten deutlich mehr. Das ist ihnen angesichts der Arbeitsbelastung zu gönnen.
Gleichwohl stellt sich die Frage, was der Abschluss über die Lufthansa hinaus bedeutet. Kommen jetzt andere Gewerkschaften mit ähnlichen Forderungen? Auch für ihre Mitglieder dürfte es – zu Recht – um mehr als nur einen Inflationsausgleich gehen. Sollte es zu ähnlichen Abschlüssen kommen, stehen die jeweiligen Unternehmen unter noch höherem Druck. Auch sie leiden unter den stark gestiegenen Energiepreisen und der hohen Inflation. Höhere Kosten aber geben sie in der Regel über höhere Preise weiter.
Die Lufthansa hat schon angekündigt, dass Flugtickets noch teurer werden (müssen). Ähnlich werden sich andere Unternehmen verhalten (müssen), sollte es zu hohen Abschlüssen kommen. Damit käme eine bedenkliche Lohn-Preis-Spirale in Gang. Steigen Löhne und Gehälter steigen auch die Preise. Und dann wieder der Wunsch nach höheren Tarifabschlüssen. Umso wichtiger ist, dass die Inflation schnell eingedämmt wird. Da ist vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) gefragt. Die im Juli beschlossene Anhebung des Leitzinses auf 0,5 Prozent ist viel zu wenig. Weitere, deutliche Schritte müssen folgen. Zeitnah, auf der nächsten EZB-Sitzung am 8. September.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Unter Druck
Rolf Obertreis zum Tarifabschluss bei der Lufthansa