Sieben Stunden am Tag – so viel Zeit verbringen 15-Jährige in Deutschland im Durchschnitt an Bildschirmen. Man muss keine Pädagogin und kein Soziologe sein, um zu erkennen, dass sich Kindheit und Jugend in den vergangenen Jahren massiv verändert haben. Statt mit Gleichaltrigen draußen zu spielen oder – im Teenageralter – in der Stadt abzuhängen, verbringen Kinder und Jugendliche immer mehr Lebenszeit in der virtuellen Welt. Mit teils dramatischen Folgen für Körper und Seele, wie eine OECD-Studie zeigt.
Schuld an der problematischen Entwicklung sind aber nicht etwa die jungen Menschen, die nicht mehr so – wie wir früher – hinauswollen. Nein, die Schuld liegt ganz klar bei uns Erwachsenen. Politik, Bildungswesen und auch Eltern haben die großen Tech-Unternehmen und Spielehersteller viel zu lange gewähren lassen. Es ist längst bekannt, dass Unternehmen Heerscharen von Psychologen beschäftigen, die alles daran setzen, die Aufmerksamkeit der Kinder (und übrigens auch der Erwachsenen) zu binden und sie in der virtuellen Welt zu halten. Inzwischen sind dafür nicht einmal mehr Menschen nötig. KI erkennt, wie sich die junge Kundschaft möglichst lang halten lässt und passt entsprechend die Algorithmen und Spielverläufe an.
Politik, Bildungswesen und auch Eltern haben die großen Tech-Unternehmen und Spielehersteller viel zu lange gewähren lassen.
Was also tun? Den Kopf in den Sand zu stecken, ist jedenfalls keine Lösung. Politik und Justiz müssen dringend weiter daran arbeiten, dass unsere Gesetze auch für den virtuellen Raum gelten. Erste Schulen experimentieren mit Smartphoneverboten – um gewisse analoge Zeiten und Räume zu garantieren. Und Eltern sollten unbedingt mit gutem Beispiel vorangehen und immer wieder mit ihren Kindern in die Diskussion gehen. Das mag mühsam sein, ist aber alternativlos. Wobei es nicht darum geht, die vordigitale Welt zu idealisieren oder gar eine Rückkehr anzustreben. Das ist weder möglich noch sinnvoll. Wichtig sind vielmehr sichere digitale Inhalte, klare Beschränkungen für Digitalkonzerne und eine gesunde Mischung aus digitalem und analogem Leben.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Schützt unsere Kinder vor den Bildschirmen!
Madeleine Bierlein ist der Ansicht, dass Politik, Gesellschaft und Eltern endlich Verantwortung beim Digitalkonsum übernehmen müssen.